„Von Rom aus muss die katholische Kirche mit einer Jahrtausendreform auf eine Jahrtausendkrise antworten.“

Das Bistum Hildesheim hat am Mittwoch die Expertengruppe vorgestellt. Sie soll Fälle von sexuellem Missbrauch umfassend untersuchen. Das ist ein starkes Signal. Bisher hat noch kein katholisches Bistum in Deutschland mit Blick auf Missbrauchs-Fälle eine so prominent besetzte Expertengruppe mit so weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Die Experten um Niedersachsens Ex-Justizministerin Niewisch-Lennartz (Grüne) sollen jeden Stein umdrehen, in jede Akte schauen, die sie sehen wollen. Sie wollen mit Betroffenen und Zeitzeugen sprechen.

Der neue Hildesheimer Bischof Wilmer macht einen entschlossenen Eindruck. Er hat im vergangenen Herbst nicht davor zurückgeschreckt, die Vorwürfe gegen Altbischof Janssen sofort öffentlich zu machen. Er stellt dessen Amtszeit ins Zentrum der Untersuchungen. Das Bistum kooperiert kompromisslos mit der Staatsanwaltschaft. Auch das ist ein Zeichen.

Und doch kann all das nur ein Anfang sein. Nicht von Hildesheim, sondern von Rom aus muss die katholische Kirche mit einer Jahrtausendreform auf eine Jahrtausendkrise antworten. Es sind die alten Machtstrukturen, die überwunden werden müssen. Die katholische Kirche muss sämtliche Priester entlassen, die sich sexueller Gewalt schuldig gemacht haben. Mehr noch: Die katholische Kirche muss den zölibatären Zwang abschaffen. Offenbar kommt nur eine Minderheit der Kleriker damit klar. Und die katholische Kirche muss sich endlich für Frauen in Spitzenämtern öffnen.