„Wie Trump diese gegenläufigen Strömungen kanalisieren wird, ist nun die spannende Frage.“

Die tiefe politische Spaltung in Amerika, die den Charakter von Stammesfehden angenommen hat, hat sich bisher im Kongress von Washington nicht abgebildet. Mit der vom Wähler neu verordneten Machtaufteilung zwischen Republikanern (Senat) und Demokraten (Abgeordnetenhaus) ist das nun vorbei. Die USA haben sich zwei Jahre nach dem Überraschungssieg Donald Trumps ehrlich gemacht. Ein gespaltener Kongress steht für die Spaltung des ganzen Landes.

Für den Präsidenten handelt es sich um die erste messbare Niederlage. Ob er an ihr wächst oder zerschellt, ist offen. Trump hatte sich und seine Politik zum zentralen Thema des Wahlkampfes stilisiert. Die Verluste gerade in den Vorstädten großer Ballungsräume mit ihren besser gebildeten Haushalten gehen darum nicht unwesentlich auf sein Konto. Vor allem Frauen haben den Mann mit dem losen Mundwerk über. Auf der anderen Seite stehen stattliche Erfolge in ländlichen Gebieten. Dort steht Trump unverändert hoch im Kurs. Dort hat Trump ohne Zweifel Kandidaten im Senat und in manchen Gouverneurssitzen über die Ziellinie agitiert.

Weil viele Amerikaner das toxische Klima im Land maßgeblich dem Weißen Haus anlasten, kann der Wahlausgang aber nur so interpretiert werden: Durch die Aufteilung der Macht im Kongress haben die Wähler Trump ein Korrektiv in den Weg gestellt, an dem er nicht vorbeikann. Die Botschaft lautet: Finde endlich Kompromisse! Führe das Land zusammen! Das ist die eine Wahrheit. Die andere lautet: Ein ebenfalls beachtlicher Teil der Bevölkerung begrüßt Trumps nationalistischen Vulgär-Populismus nicht nur, sondern will – gerne auch mit präsidialen Erlassen am Parlament vorbei – mehr davon. Wie Trump diese gegenläufigen Strömungen kanalisieren wird, ist nun die spannende Frage. „Deals“ zu finden, war bislang nicht seine Stärke.