Braunschweig. Mertens hatte gesagt, er würde seine Kindern nicht impfen lassen. Braunschweiger Forscherin: Langzeitfolgen bei Impfstoffen sind nicht bekannt.

Nach zurückhaltenden Äußerungen des Chefs der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, zur Corona-Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren hagelt es Kritik. Der Virologe hatte in einem Podcast der FAZ erklärt, die Stiko werde eine Impfempfehlung für Kinder unter zwölf Jahren bis um den 11. Dezember veröffentlichen. Für sich selbst hatte er die Entscheidung jedoch vorweggenommen und gesagt, er würde ein siebenjähriges Kind ohne Vorerkrankung derzeit nicht gegen Corona impfen lassen, hätte er als Vater die Entscheidung zu treffen. Als Grund sagte Mertens, dass Aussagen über Langzeitschäden kaum möglich seien.

Immunologin: Ein falscher Eindruck wird erweckt

„Es ist schade, dass der Chef der Stiko mit solchen Aussagen zur Verunsicherung in der Bevölkerung beiträgt“, kommentiert die Braunschweiger Forscherin Peggy Riese Mertens Äußerungen. Aus Sicht der Immunologin (TU Braunschweig, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung) befördern diese den falschen Eindruck, dass die zugelassenen Impfstoffe nicht vernünftig getestet würden. Dabei habe sich der für Kinder zugelassene Impfstoff in klinischen Studien als sicher und effektiv herausgestellt. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte vergangene Woche die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder empfohlen.

Wenn Nebenwirkungen, dann binnen weniger Tage oder Wochen

„Es ist schade, dass der Chef der Stiko mit solchen Aussagen zur Verunsicherung in der Bevölkerung beiträgt“, sagt die Immunologin Dr. Peggy Riese.
„Es ist schade, dass der Chef der Stiko mit solchen Aussagen zur Verunsicherung in der Bevölkerung beiträgt“, sagt die Immunologin Dr. Peggy Riese. © TU Braunschweig | Biotechnologie

„Nebenwirkungen von Impfungen treten nicht erst viele Monate später, sondern innerhalb von Tagen oder in wenigen Fällen nach ein paar Wochen auf“, erklärt die Braunschweiger Forscherin. „Langzeitfolgen – im Sinne, dass Nebenwirkungen nach einer Impfung erst Jahre später auftreten – sind von Impfstoffen generell nicht bekannt.“ Die seltenen Nebenwirkungen, die es bei Impfungen gebe, träten innerhalb weniger Tage oder Wochen auf, etwa die Narkolepsie, eine neurologische Erkrankung, bei der Menschen unvermittelt einnicken, und die – eben sehr selten – nach einer bestimmten Grippeimpfung vorgekommen sei.

„Nutzen der Impfung übersteigt das Risiko“

Auch bei dem für Kinder zugelassenen Corona-Vakzin seien selbst die häufigeren Nebenwirkungen extrem unwahrscheinlich. Es handele sich um Reaktionen, die in einem von 100.000 bis 1.000.000 Fällen auftreten könnten. „Es konnte eindeutig gezeigt werden, das der Nutzen das Risiko übersteigt“, so Riese. „Es wäre traurig, wenn vorerkrankte Kinder, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-Verlauf haben, wegen solcher Aussagen nicht geimpft werden.“ Für diese Gruppe wird allerdings, wie bereits für Jugendliche ab 12, mit einer Empfehlung der Stiko gerechnet.

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