Braunschweig. Wir haben uns mit Jugendlichen aus der Region unterhalten. Und sie einfach mal gefragt: Wie geht’s euch? Das sind ihre Meinungen zum Schulalltag.

Schule ist ein Aufreger-Thema. Und zwar schon immer – aber besonders in Corona-Zeiten. Involviert in die Diskussionen rund um die Schutzmaßnahmen an den Schulen sind viele Seiten: das Kultusministerium, Behörden und Verbände, Schulleitungen und Lehrkräfte, besorgte und weniger besorgte Eltern.

Wer im öffentlichen Diskurs allerdings häufig zu kurz kommt, sind diejenigen, um die es sich tatsächlich dreht: Kinder und Jugendliche.

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Wir haben mit einigen Jugendlichen aus der Region gesprochen – über die Schnelltests, das Tragen der Maske, den Schulalltag – und zitieren ihre Meinung auf dieser Seite wörtlich. Wie geht es ihnen gerade? Was nervt sie, was vielleicht auch nicht? Und was wünschen sie sich? Nachfolgend berichten sieben Jugendliche von ihren doch recht unterschiedlichen Erfahrungen und Ansichten.

„Ich wünsche mir mehr Dialog untereinander“

Melina (16) aus Braunschweig-Ölper
Melina (16) aus Braunschweig-Ölper © Joshua Müller

Mittlerweile habe ich mich an das Ganze gewöhnt. Natürlich nervt die Maske ab und zu mal, weil man sie bis auf die kurzen Pausen immer trägt. Man muss zum Beispiel deutlicher sprechen. Das kann – je nachdem, wie lange man Texte vorlesen muss – doch relativ anstrengend werden. Und sie ist beim Ablesen auch ein bisschen im Weg. Ich finde es aber schön und wichtig, dass wir andere Leute schützen. Wir können im Klassenraum nicht alle locker 1,5 Meter Abstand einhalten. Und auch wenn die Schnelltests nicht zu 100 Prozent aussagekräftig sind: Sie sind eine gute Maßnahme.

Unter uns Schülern ist das Testen und die Maskenpflicht gar nicht so das Gesprächsthema, sondern eher die ständigen Wechsel der Regeln. Manchmal wünsche ich mir, dass wir mehr gehört werden. Oder einfach mal überlegt wird, was wir in den letzten anderthalb Jahren so mitgemacht haben. Und was es auch für Probleme aktuell gibt: zum Beispiel, dass Eltern die negativen Testergebnisse ihrer Kinder bestätigen müssen, aber vor Unterrichtsbeginn schon arbeiten. Ich finde, dass Politiker, Eltern, Lehrer und Schüler mehr kommunizieren sollten. Um eine Strategie zu finden, die allen hilft – und keine Kraft raubt.

„Ich wünsche mir mehr Rücksicht auf andere“

Dustin (15) aus Königslutter
Dustin (15) aus Königslutter © Joshua Müller

Ich bin derzeit etwas angespannt. Einerseits finde ich gut, dass wir wieder in der Schule sind. Andererseits habe ich Sorge, mich anzustecken. Wir sind allein fast 30 Haushalte in einem Klassenraum. Und noch viel mehr Schüler gehen durch denselben Flur ohne Fenster zum Lüften. Wenn alle in der Schule – wie jetzt von den Regeln vorgesehen – dauerhaft eine Maske tragen würden und auf die Testungen Verlass wäre, würde mich das beruhigen. Ich habe Risikopatienten in der Familie und selbst verschiedene Allergien. Nur halten sich in der Schule nicht alle an die Vorschriften, wenn niemand hinschaut.

Ich wünsche mir, dass gerade die Leute, die meinen, die Corona-Regeln nicht beachten zu müssen oder sogar dagegen demonstrieren, mehr Einsehen haben, wie es den Menschen geht, die selbst ein Risiko oder Leute mit Risiko in der Familie haben. Dass sie mehr Rücksicht nehmen und sich noch ein wenig am Riemen reißen. Mir macht zum Beispiel das Tragen einer Maske nichts aus.

Wir haben jetzt die Chance, Corona aus der Welt zu schaffen. Aber wenn wir weitermachen wie bisher und bald doch lockern, wird die Inzidenz nur wieder schwanken zwischen niedrig und hoch.

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„Ich habe einfach keinen Bock, mich anzustecken“

Lia (17) aus Wolfenbüttel
Lia (17) aus Wolfenbüttel © Joshua Müller

Die Zeit gerade finde ich weniger belastend als die Lockdown-Phasen, auch wenn der Tausch vom Wechselunterricht ins Zehn-Stunden-Programm manchmal noch etwas überfordert. Ich bin im Homeschooling mit den Aufgaben klargekommen, mit dem Alleinsein eher weniger. Das waren Monate, in denen man sehr viel mit sich selbst zu tun hatte – und die schon auf die Psyche gingen. Corona hat angefangen, da war ich 15 Jahre alt. Vorher habe ich gesagt: Wenn ich 16 bin, dann werde ich voll das coole Leben haben, in die Disco gehen. Mein ganzes 16. Lebensjahr war ich praktisch daheim.

Dadurch, dass ich wieder in der Schule bin und meine Freunde sehe, habe ich etwas Mut geschöpft. Ich finde das Testen sinnig und ich mache es, weil ich mich schützen will – und andere auch. Klar tränen morgens dann mal kurz die Augen, aber weh tut es nicht. Auch das Maskentragen finde ich okay und durchaus aushaltbar, allein schon aus Selbstschutz. Die meisten Lehrer sind bei Maskenpausen verständnisvoll. Und ich habe nicht wirklich Bock darauf, mich mit Corona anzustecken. Außerdem ist das eine Frage der Solidarität mit anderen. Auch Geimpfte können sich noch anstecken.

„Lieber wieder mehr testen als dauerhaft die Maske tragen“

Jakob (17) aus Jerxheim
Jakob (17) aus Jerxheim © Joshua Müller

Ich finde, dass sich die Corona-Auflagen – so wie sie im Moment sind – definitiv ändern müssen. Die Maskenpflicht am Platz ist übertrieben. Und führt zu Problemen: Die Dinger sind nicht für die Dauerbenutzung ausgelegt. Nach einiger Zeit sind die Masken einfach durchgenässt, haben keinen Effekt mehr. Wir tragen sie an langen Schultagen ja teils länger als Erwachsene bei der Arbeit. Das Einzige, was sie dann bewirken, ist, dass man schlechter Luft bekommt. Sie jucken, ich kriege Pickel und sie lenken vom Unterricht ab. Was die Schulleistung schmälert und vor allem die Arbeitsmoral wegnimmt.

Zumal wir in der Schule alle getestet sind. Das wiederum finde ich eine gute Idee. Ich würde sagen: Lieber an fünf als an drei Tagen die Woche testen – und dafür in den Klassenräumen die Maskenpflicht streichen. Außer man steht auf, um vorne etwas zu zeigen. So ist es auch leichter, beim Testen in einen Rhythmus zu kommen.

Es wäre trotzdem sicher. Und wir Schüler könnten die Corona-Regeln deutlich besser nachvollziehen – weil es überall sonst auch so ist. Wichtig ist: Die Tests für uns Schüler sollten auch nach Oktober kostenlos bleiben und von der Schule zur Verfügung gestellt werden.

„Manche Beschlüsse sind ziemlich unlogisch“

Merle (14) aus Esbeck
Merle (14) aus Esbeck © Joshua Müller

Ich fühle mich gut. Ich habe keine Angst, mich anzustecken. Das liegt auch daran, dass ich genesen bin. Aus Respekt zu den anderen halte ich mich aber natürlich an alle Regeln – und teste mich außerdem weiter. Das finde ich überhaupt nicht schlimm: Testen nimmt nicht viel Zeit weg von meiner Morgenroutine. Und die Maske stört mich nicht wirklich – außer, dass vielleicht gegen Ende des Schultags die Konzentration verloren geht. Dann ist es ganz gut, wenn man sie kurz absetzen kann.

Was mich eher stört: Manche Beschlüsse sind ziemlich unlogisch. Als Erstes fällt mir da die Maskenregel im Sportunterricht ein. Und: Die ganze Zeit über kamen neue Anweisungen, neue Regelungen. Klar muss man sich auf die Entwicklung der Corona-Zahlen einstellen, aber es wäre schön, wenn es jetzt ein einheitliches, endgültiges Konzept geben würde. Damit man mal etwas Festes hat – und nicht die ganze Zeit neue Briefe von Herrn Tonne durchlesen muss. Ich glaube, so wie jetzt, kann man eigentlich weitermachen.

Auch, wenn ich richtig gerne im Homeschooling war – und auch kein Problem damit hätte, noch einmal zuhause zu lernen. Aber dort kann man nicht ewig sein.

„Eher auf Abstand als auf Maskenpflicht setzen“

Tim (17) aus Süpplingen
Tim (17) aus Süpplingen © Joshua Müller

Ich finde es im Groben und Ganzen nicht schlecht, wie es aktuell in unserer Schule läuft. Dass wir uns regelmäßig testen lassen müssen, finde ich absolut richtig.

Nur die Maskenpflicht ist so eine Sache: Ich habe nach zehn Schulstunden mit der Maske ab und zu Kopfschmerzen. Manche Mitschüler müssen außerdem noch eine Weile mit dem Bus fahren, bis sie überhaupt zuhause sind. Vielleicht kann man das anders lösen, indem man die Tische wieder auseinanderzieht, um Abstand zu gewährleisten – so wie es schon einmal war.

Ansonsten bin ich froh, wieder in die Schule gehen zu können. Wenn ich mich jetzt entscheiden müsste zwischen dem A-B-Wochen-Prinzip, würde ich ganz klar das hier bevorzugen. Im Homeschooling ist Unterrichtsstoff verloren gegangen – den werden wir auch nicht mehr reinbekommen. Ich habe für mein Abitur aber noch einiges an Zeit. Wenn kein neuer Lockdown kommen sollte, ist das in der Form definitiv machbar.

Dass die Inzidenzen gerade unter uns Jüngeren steigen, hat damit zu tun, dass manche versuchen, ihre Jugend auszuleben – die die Corona-Krise uns „genommen“ hat. Aber die Infektionen passieren nicht ausschließlich in der Schule.

„Gut, dass wir nicht ins Homeschooling zurückkehren“

Jonas (18) aus Salzgitter-Bad
Jonas (18) aus Salzgitter-Bad © Joshua Müller

Zumindest in der ersten Woche nach den Sommerferien war das schon Gesprächsthema unter uns in der Schule: Warum müssen wir uns testen lassen, wenn wir geimpft sind? Und warum dürfen wir die Maske nicht am Platz abnehmen? Anderswo – im Kino, beim Essen gehen – dürfen wir das. Und in meiner Klasse sind mittlerweile elf von zwölf Leuten geimpft.

Ich kann diejenigen verstehen, die dagegen protestieren. Auch ich bin kein Fan. Aber: An sich ist das Maskentragen nicht mehr so schlimm. Kopfschmerzen bekomme ich durch die Maske nicht. Und wir müssen damit halt gerade leben. Es geht ja nicht um uns, sondern vorrangig darum, dass wir die anderen schützen. Ich möchte unbedingt vermeiden, jemand anderen anzustecken. Meine Angst, zu erkranken, ist nicht so groß. Mir ging es auch beim Impfen eher darum, wieder etwas in meiner Freizeit machen zu können.

Gut finde ich, dass wir nicht zurückgehen ins Homeschooling. Bei mir zu Hause war es nicht leicht, mich zu motivieren. So sieht das auch etwa die Hälfte meiner Klasse. Was uns allerdings nervt: Dass wir bald wieder in der Kälte sitzen – dann wohl wieder mit Schal und Heizdecke.

Wichtige Corona-Regeln und Infos für die Region

Alle wichtigen Fragen und Antworten zu Corona in Niedersachsen gibt's hier . Welche Regeln zurzeit in Braunschweig gelten, erfahren Sie hier.

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