Braunschweig. Gesundheitsministerin Behrens: Wir denken drüber nach – dort wo Inzidenz niedrig ist. Virologin Brinkmann: Maske in Innenräumen weiter notwendig.

Zahl der Neuinfektionen ist erfreulich im Sinkflug – in unserer Region noch deutlicher als bundesweit. Da stellt sich die Frage: Wie sinnvoll ist die Maskenpflicht da noch? Angesichts der abflauenden Coronavirus-Pandemie hatte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht die Bundesländer am Sonntag aufgefordert, die Fortdauer der Maskenpflicht zu überprüfen.

Ministerin: Maske wird in Innenräumen weiter gebraucht

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) spricht sich gegen ein generelles Ende der Maskenpflicht aus. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, auch wenn wir in Niedersachsen und in ganz Deutschland derzeit eine sehr erfreuliche Entwicklung der Inzidenzzahlen sehen“, sagte sie unserer Zeitung. In Innenräumen wie auch in Bus und Bahn werde die Maske weiter gebraucht, um Ansteckungsrisiken zu senken.

Brinkmann: Masken-Routine nicht leichtfertig aufgeben

Die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig hält die derzeitige Debatte um ein Ende der Maskenpflicht für verfrüht.
Die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig hält die derzeitige Debatte um ein Ende der Maskenpflicht für verfrüht. © dpa | Julian Stratenschulte

Auch die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann spricht sich klar für ein Festhalten am Maske-Tragen in Innenräumen aus. „Draußen würde ich sagen: Lasst die Maske ruhig weg“, sagte Brinkmann unserer Zeitung. Drinnen aber, wo Abstände nicht eingehalten werden könnten, sei der Mund-Nase-Schutz weiter sinnvoll. Mit Blick auf die Erfahrungen aus 2020, als sich das Virus während der Sommer-Lockerungen weiter ausbreitete, warnte sie davor, die „eingeübte Routine des Maske-Tragens leichtfertig aufzugeben.“

„Keine völlige Abkehr von AHA-Regeln“

Das Gesundheitsministerium denkt darüber nach, inwieweit dort, wo die Inzidenzen sehr niedrig sind. draußen auf die Maskenpflicht verzichtet werden kann. Dazu, so Behrens, führe sie innerhalb der Landesregierung Gespräche – „auch mit Blick auf die nächste Verordnungsänderung“. Für eine völlige Abkehr von den AHA-Regeln sei es aber noch deutlich zu früh. „Wir können heute noch nicht sagen, wie sich die Lage im Herbst darstellt und müssen ein erneutes Ansteigen der Infektionszahlen unbedingt vermeiden. Der Blick nach Großbritannien und Portugal zeigt: Wir müssen wachsam bleiben.“

Susanne Schütz (FDP): Landesregierung muss dringend Regelung treffen

Während der Vize-Vorsitzende der Bundes-FDP Wolfgang Kubicki am Montagmittag ein komplettes Ende der Maskenpflicht gefordert hatte, äußerte sich seine niedersächsische Parteifreundin Susanne Schütz vorsichtiger. „In meinen Augen sollte die Maskenpflicht bei einstelligen Inzidenzen im Freien aufgehoben werden. Auch für private Kontakte sollten Erleichterungen erfolgen“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion unserer Zeitung. „Angesichts zum Teil einstelliger Inzidenzen in großen Teilen Niedersachsens wird es dringend notwendig, dass die Landesregierung Regelungen dazu trifft – auch für die Maskenpflicht.“ Für Innenräume forderte allerdings auch sie eine „differenzierte Betrachtung“: An­steckungen erfolgten oft über Aerosole. „Dem muss man in Innenräumen durch größere Vorsicht Rechnung tragen, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen.“

Brinkmann: Besser mit Maske im Klassenraum

Die Rolle der Aerosole betont auch die Virologin Brinkmann. Aus ihrer Sicht greifen die geltenden Regeln deshalb auch zu kurz. Sie kritisiert, dass in niedersächsischen Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 liegt, Schüler im Unterricht keine Masken mehr tragen müssen. „Hier verstehe ich das Vorgehen Niedersachsens nicht“, sagte sie. „Wir haben doch bald Sommerferien. Die paar Wochen hätten wir doch auch noch warten können.“ Ihr kommen die Lockerungen zu früh – auch weil immer noch viele nicht vollständig geimpft sind. Derzeit hat erst etwa ein Viertel der Bevölkerung den vollständigen Impfschutz. Vor dem Hintergrund der auf dem Vormarsch befindlichen sogenannten Delta-Variante des Coronavirus appellierte sie an alle Erstgeimpften, sich auch die zweite Dosis spritzen zu lassen – auch wenn die Impfreaktionen teils lästig seien.

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