Braunschweig. Auch für Fortbildungen bleiben viele Einrichtungen geschlossen. Elternvertreter fordern, die Weiterbildung in die Arbeit zu integrieren.

In der DRK-Kita Groß Schwülper ist die Zahl der Studientage für Erzieher von vier auf acht erhöht worden. In einer Krippe eines anderen Trägers gibt es nur zwei Studientage. Auch die Möglichkeit, seine Kinder während der Schließtage in einer anderen Kita unterzubringen, ist nicht mehr gegeben. Für Eltern bedeutet das, dass sie ihren gesamten Jahresurlaub an den Öffnungszeiten der Kita orientieren müssen. Viele Eltern sind deswegen in Aufruhr.

Das merkt ein Leser, der anonym bleiben möchte, an.

Zum Thema recherchierte Julia Popp

Kita-Ferien stellen berufstätige und alleinerziehende Eltern vor Probleme: Der Nachwuchs muss in einer Notgruppe untergebracht oder ein Urlaubstag genommen werden. Im besten Fall springt ein Familienangehöriger für die Betreuung ein. Zu den Schließtagen kommen jedes Jahr zusätzlich Studientage, an denen die Einrichtungen für Weiterbildungen der Erzieher geschlossen bleiben.

Eine gesetzliche Grundlage zur Regelung der Studientage gibt es in Niedersachsen nicht, wie eine Anfrage beim Kultusministerium in Hannover ergab. „Es obliegt dem Träger in eigener Verantwortung, wie viele Studientage er vorhalten möchte“, erklärt Ministeriumssprecherin Jasmin Schönberger gegenüber unserer Zeitung. Verpflichtet seien die Träger laut Kitagesetz allerdings, dass die Fachkräfte jährlich an mindestens drei Tagen an Fortbildungen teilnehmen. „Es kann sich um externe Weiterbildungen handeln, an denen zum Beispiel nur eine Fachkraft teilnimmt“, so Schönberger, „es ist allerdings auch nicht unüblich, dass Studientage für interne Fortbildungen aller Teams vorgesehen sind und die Einrichtung dann geschlossen wird.“

Dass der DRK-Kreisverband Gifhorn, wie unser Leser es schildert, die Zahl der Studientage von vier auf acht erhöht, ist also grundsätzlich legitim. Den Unmut unseres Lesers kann DRK-Mitarbeiterin Isolde Holicki trotz allem nachvollziehen. Die Leiterin der Abteilung
Kindertagesstätten betont aber: „Wir müssen als Träger sicherstellen, dass unsere Mitarbeiter weitergebildet werden. Nur so können wir die Qualität unserer Arbeit gewährleisten.“

Eine Verringerung der Schließzeiten wäre ohne Personal nicht zu leisten

Fachkräftemangel und neue gesetzliche Anforderungen an die Kita-Träger hätten es notwendig gemacht, die Zahl der Schließtage in allen Betreuungseinrichtungen des DRK im Landkreis Gifhorn in Absprache mit den Kommunen im kommenden Jahr zu erhöhen. „Wir hatten bislang vier Studientage zur konzeptionellen Planung sowie einen Brückentag“, erklärt Holicki, die die pädagogische und konzeptionelle Leitung der Kindertagesstätten innehat. Hinzu kämen ab Januar drei weitere Fachtage, speziell für die Fortbildung der Erzieher. „Bislang haben Vertretungskräfte die Kita-Gruppen übernommen, wenn ein Mitarbeiter zu einer Fortbildung ist. Aufgrund des Personalmangels besteht für uns keine Möglichkeit mehr, die Erzieher ohne zusätzliche Schließtage für Fortbildungen freizustellen“, schildert Holicki die Situation.

Eine Alternative für die Betreuung der Kinder bietet der Kita-Träger im Zuge der Neuregelung künftig nicht mehr an, wie unser Leser anmerkt. Vor allem auch, weil der Bedarf bei einem Großteil der Eltern nicht da sei, erklärt Holicki. „In vielen Einrichtungen kümmern sich Eltern selbst um Alternativen, weil sie ihrem Kind den Wechsel in eine fremde Einrichtung ersparen möchten“. Sie ergänzt: „Wir geben den Eltern die Termine für das kommende Kita-Jahr spätestens im November bekannt, damit berufstätige Eltern ihren Urlaub entsprechend planen können.“

Wie sieht die Situation bei anderen Trägern in unserer Region aus? Eine einheitliche Regelung wie beim DRK-Kreisverband Gifhorn gibt es bei der Arbeiterwohlfahrt beispielsweise nicht. Dirk Bitterberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Awo-Bezirksverbands Braunschweig, erklärt: „Wir richten uns nach den Vorgaben der Kommunen, die entscheiden, wie viele Studientage es gibt.“ Der Awo-Bezirksverband ist Freier Träger von 23 Kitas in Braunschweig, Wolfsburg, dem Harz sowie den Landkreisen Gifhorn und Peine. „An unseren Kitas in der Gemeinde Sassenburg im Kreis Gifhorn gibt es beispielsweise acht Studientage, in Braunschweig vier“, erklärt Bitterberg.

Auch Kitas in Wolfsburg würden an acht Tagen im Jahr für Fortbildungszwecke geschlossen, sagt Bitterberg. Monia Meier, Pressesprecherin bei der Stadt Wolfsburg, bestätigt: „Für alle Kitas in der Stadt Wolfsburg gibt es eine einheitliche, trägerübergreifende Regelung, die 2010 mit dem Stadtelternrat vereinbart wurde.“ Die Termine unterscheiden sich von Träger zu Träger.

Fortbildungen für Erzieher sollten in Kita-Alltag integriert werden

Aus Sicht der Eltern sind die Fortbildungsmaßnahmen der Kita-Einrichtungen grundsätzlich begrüßenswert, sagt Irene Stroot, Vorsitzende des Stadtelternrats der Kitas in Braunschweig. „Es ist ein gutes Signal und auch ein Qualitätsmerkmal für die Kitas, wenn in die Fortbildung der Erzieher investiert wird“, betont die Elternvertreterin.

Die vielen Schließzeiten würden manche Eltern aber vor enorme Herausforderungen stellen: „Für berufstätige Eltern ist es nicht immer einfach, flexibel Urlaub zu nehmen. Wenn zusätzlich ein Schulkind in der Familie ist, reicht der Jahresurlaub nicht aus.“ Hier sieht Stroot die Einrichtungen in der Pflicht, den Eltern eine Notbetreuung anzubieten. Verständnis müssten die Eltern allerdings auch für die Träger zeigen: „Die Einrichtungen müssen den gestiegenen Qualitätsansprüchen gerecht werden.“

Eine Lösung für die Verringerung der Schließzeiten sieht die Elternvertreterin darin, dass Kitas über neue Formen der Weiterbildung nachdenken: „Lernen findet nicht nur in zwei, drei externen Seminaren statt. Deshalb möchte ich die Einrichtungen ermuntern, einen Weg zu finden, Weiterbildungen in den täglichen Arbeitsprozess zu integrieren.“