Braunschweig. Die Kinderbetreuung wurde in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Der Fachkräftemangel könnte sich durch das neue Kita-Gesetz noch verschärfen.

Immer häufiger können offene Stellen für Erzieher und sozialpädagogische Assistenten in Kitas und anderen Einrichtungen in unserer Region nicht mehr besetzt werden – es fehlt an geeigneten Bewerbern. Nach Angaben der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, zu der auch Salzgitter und Wolfenbüttel gehört, gab es im März 96 freie Stellen in diesen Berufen. Dem Angebot standen 49 Arbeitslose gegenüber. Im Agenturbezirk Helmstedt, inklusive Wolfsburg und Gifhorn, wurden 106 freie Stellen gemeldet, 16 Erzieher und Sozialassistenten waren arbeitslos gemeldet. Niedersachsenweit wurden 1529 Erzieher gesucht, 729 waren ohne Job.

„Wir haben hier einen sehr deutlichen Fachkräftemangel“, sagt Wiebke Saalfrank, Sprecherin der Agentur für Arbeit Helmstedt. Vor sieben Jahren sah die Situation noch anders aus; da gab es im Jahresdurchschnitt landesweit 440 freie Stellen und 1656 Arbeitslose. Grund für den sich zuspitzenden Personalmangel ist der starke Ausbau der Kinderbetreuung in den vergangenen Jahren. Seit 2013 gilt ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren. Viele Eltern weiten zudem die Betreuungszeiten für ihr Kind in der Kita aus, die Zahl der Geburten steigt wieder und auch der Ausbau der Schulkindbetreuung und Familienzentren ist weiter vorangetrieben worden. Dass Kindergartenplätze künftig beitragsfrei sein sollen, könnte das Problem weiter verschärfen, fürchten viele Einrichtungen.

Als „Meilenstein“ bezeichnete Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Mittwoch im Landtag dagegen das neue Kita-Gesetz. Die Koalitionspartner SPD und CDU brachten es ins Parlament ein. Vom August dieses Jahres will Niedersachsen die Beitragsfreiheit für den Kindergartenbesuch einführen. Bisher ist nur das dritte Jahr beitragsfrei. „Wir entlasten die Familien in signifikantem Umfang von den Elternbeiträgen für Kindergartenkinder und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagte Tonne. Besonders die Mittelschicht werde entlastet, ergänzte die Abgeordnete Mareike Wulf (CDU). „Denn die ist besonders betroffen von den Gebühren im Kindergarten.“ Land und Kommunen suchen derzeit noch nach einer Einigung für die Erstattung der entfallenden Beitragseinnahmen.

Um die Ausbildung zum Erzieher-Beruf attraktiver zu machen, strebt Niedersachsen laut Tonne von 2019 an die „Schulgeldfreiheit“ an. Dann würde das Land das Schulgeld übernehmen. Derzeit werden laut Kultusministerium mehr als 14 000 Erzieher ausgebildet.