Die Straßenbaubehörde beteuert: Die Baustellen können nicht schneller abgearbeitet werden. Sie sind oft Unfall-Ursache.

Mir fällt mittlerweile nichts mehr dazu ein. Keine Lösung – aber ein Anfang wäre vielleicht ein absolutes Überholverbot für LKW.

Diese Bemerkung kommt von unserem Leser Rainer Bruckert

Zum Thema recherchierte Andre Dolle

Peine. Nach den erneut schweren Unfällen auf der A 2 vom Montag diskutieren Politik und Experten heftig. Allen ist klar: Es muss etwas passieren. Die Landesstraßenbaubehörde versichert jedoch: Die Arbeiten am so hoch frequentierten Transitweg können nicht aufgeschoben werden – und schneller geht es auch nicht.

Friedhelm Fischer, der für die A 2 zuständige Chef des Geschäftsbereichs Hannover der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, hat sich am Montag gegenüber unserer Zeitung gerechtfertigt. Er sagte: „Der Eindruck, der bei vielen Menschen offenbar vorherrscht, täuscht. Auf der A 2 gibt es nicht mehr Baustellen als auf anderen Autobahnen in Deutschland.“

Der Bestand der Autobahn sei jedoch inzwischen in die Jahre gekommen. Besonders viel hatte der Staat vor der Expo 2000 in Hannover in die Autobahn investiert. Nach und nach müsse nun eben die Fahrbahndecke erneuert werden, sagte Fischer. „Machen wir nichts, erhöht das die Unfallgefahr noch viel mehr.“ 160 Kilometer Autobahn führen auf der A 2 je Fahrtrichtung durch Niedersachsen. Etwa zehn Prozent der Fahrbahndecke muss die Straßenbaubehörde erneuern – jedes Jahr.

Hinzu kommen laut Fischer die Arbeiten an den Mittelstreifen. Hier hat der Gesetzgeber 2009 neue Vorschriften beschlossen. „Das überlagert sich mit den Arbeiten an der Fahrbahndecke“, sagt Fischer.

Derzeit gibt es drei Baustellen auf der A 2 in Niedersachsen: Zwischen Hämelerwald und dem Kreuz Hannover-Ost, den Anschlussstellen Bad Nenndorf und Bad Eilsen sowie den Anschlussstellen Hannover-Herrenhausen und Hannover-Bothfeld. An sämtlichen Baustellen wird seit Monaten gearbeitet. Sie sollen bis Ende September fertig sein, die zwischen Hämelerwald und dem Kreuz Hannover-Ost bis Mitte Oktober. Die nächste Baustelle folgt: Auf Höhe Helmstedt wird es ab dem 20. August eine 2,5 Kilometer lange und vierwöchige Baustelle geben. Auch hier geht es um die Fahrbahndecke.

Den Vorwurf, dass die Arbeiten zu lange dauern, lässt Fischer nicht gelten. „Die Firmen arbeiten unter voller Ausnutzung des Tageslichts, 12 bis 14 Stunden lang. Teilweise auch nachts.“ Mehr sei nicht drin. „Den Unternehmen fehlen die Fachkräfte für einen Drei-Stunden-Betrieb.“ Fischer beteuert: „Wir schreiben äußerst knappe Bauzeiten aus.“ Die Behörde setze Anreize. Wer schneller arbeite als vertraglich festgelegt, erhalte eine zusätzliche Vergütung. Wer den Termin reiße, zahle Strafen.

All das ist Ex-Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) nicht genug. Die FDP fordert 24-Stunden-Baustellen auf der A 1, der A 2 und der A 7. Sie brachte Anfang des Jahres bereits einen entsprechenden Antrag in den Landtag ein. Die Große Koalition lehnte diesen ab. Die Argumentation folgte im Wesentlichen der, die nun Fischer von der Straßenbaubehörde vorlegt. Bode aber sagt: „Die Bayern richten viel mehr Nachtbaustellen ein als wir in Niedersachsen. Sie zeigen, dass es geht.“ Bode, der aus Celle kommt, pendelt auf der B 3 und der A 37 Richtung Hannover. Auch dort gebe es in diesen Tagen Nachtbaustellen. Auch an Wochenenden werde derzeit dort gearbeitet. „Wenn man wirklich will, dann geht das auch.“ Nur: „Auf der A 2 wären Nachtbaustellen viel wichtiger.“

Die Grünen setzen lieber auf ein Tempolimit. Dieses soll auf der gesamten A2 in Niedersachsen gelten. Das erklärt nun Detlev Schulz-Hendel, Verkehrs-Experte der Grünen im Landtag, per Mitteilung. „Die Serie schwerer Unfälle auf der A 2 reißt nicht ab. Das war unter Olaf Lies so und hat sich mit dem aktuellen Verkehrsminister Bernd Althusmann noch nicht geändert.“ Es sei eine Binsenweisheit, dass die Reduzierung von Geschwindigkeit das Unfallrisiko senke. „Andere Länder wie Schweden zeigen, dass es funktioniert.“

Bode und die FDP lehnen die Grünen-Forderung ab. „In der Regel handelt es sich auf der A 2 um baustellenbedingte Unfälle. In und vor den Baustellen gibt es sowieso schon Tempolimits.“ So argumentierte auch das Verkehrsministerium. Es erteilte einer Forderung nach Tempolimits bereits Mitte Juli eine Absage. Vor den Grünen hatte schon die Verkehrswacht einen entsprechenden Vorstoß gewagt.

Auch Uwe Klöppel, Trainer im Fahrsicherheits-Zentrum des ADAC in Laatzen, sagt: „Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen einem Tempolimit und den Unfällen auf der A 2. „LKW dürfen schon jetzt nicht schneller als Tempo 80 fahren.“

Auch ein LKW-Überholverbot lehnen FDP-Politiker Bode und Verkehrstrainer Klöppel ab. Beide sagen: Es würde nur für noch mehr Staus sorgen.

Große Hoffnungen legen die Experten hingegen in den eigentlich schon seit 2013 vorgeschriebenen Abstands- und Bremsassistenten in LKW. Das gesetzliche Abschaltverbot kommt jedoch nicht vor 2020. Unmöglich, sagte Verkehrstrainer Klöppel. Er fordert: „Das muss viel schneller gehen.“