Osterode/ St. Andreasberg. Schockanruf-Betrüger erbeuten Goldbarren im Gesamtwert von mehreren zehntausend Euro – Polizei sucht Zeugen für Übergabe in Osterode

Unbekannten Betrügern ist es durch einen „Schockanruf“ erneut gelungen, hohe Beute zu machen. Opfer ist ein betagtes Ehepaar aus St. Andreasberg. Die Übergabe von Goldbarren fand dann schließlich in Osterode statt. Die Polizei Osterode sucht Zeugen.

Goldbarren im Wert von mehreren zehntausend Euro haben die Betrüger erbeutet, die jetzt in St. Andreasberg und Osterode aktiv waren. Ersten Informationen der Polizei zufolge erhielt ein betagtes Ehepaar aus St. Andreasberg am Freitag, 26. Mai, gegen 10.30 Uhr einen Anruf von einer unbekannten Frau, die sich als ihre Tochter ausgab. Laut schreiend berichtete die angebliche Tochter von einem tödlichen Verkehrsunfall. Um einer bevorstehenden Haftstrafe zu entgehen, müsse für die „Kaution“ ein Betrag von mehreren zehntausend Euro gezahlt werden. „Die Anruferin wusste dabei den tatsächlichen Vornamen der Tochter zu benennen, was vermeintlich der geschickten Gesprächsführung zu verdanken war“, so André Sikulski, Pressesprecher der Polizeiinspektion Göttingen.

Durch diese Nachricht massiv unter Druck gesetzt, habe das Ehepaar geantwortet, diesen Betrag nicht in bar aufbringen zu können. Stattdessen stellte sie in Aussicht, in einem Schließfach hinterlegte Goldbarren beschaffen zu können und sich zur Übergabe an einem vereinbarten Ort mit den vermeintlichen „Polizisten“ zu treffen.

Betrüger halten Ehepaar am Telefon

Für die Dauer des Gesprächs, aber auch während des späteren Schließfachbesuchs wurde das Telefonat zwischen den Betrügern und den Senioren ununterbrochen sowohl auf deren Festnetz- wie auch Handy gehalten – dies vor dem Hintergrund, keine weiteren Rücksprachen mit Angehörigen und Bekannten führen zu können.

Absprachegemäß fuhr die Frau schließlich gegen 12.30 Uhr in die Berliner Straße nach Osterode und hatte die Goldbarren in einem beige farbenen Stoffbeutel mit dem Aufdruck „dm-Drogerie“ bei sich, die sie im Vorfeld aus ihrem Bankschließfach mitbrachte. Während sie den Kontakt mit ihrem Handy zu den Betrügern hielt, wurde ihr Ehemann in der heimischen Küche am Festnetztelefon mit teils belanglosen Fragen gebunden.

In der Berliner Straße – unweit der Polizeidienststelle in Osterode – wartete bereits zwischen den Hausnummern 8 und 11 eine männliche Person auf die Frau und nahm den Beutel mit den Goldbarren entgegen. Nach kurzer Unterhaltung entfernte er sich wieder in unbekannte Richtung.

Beschreibung des „Abholers“ der Goldbarren

Der „Abholer“ wird als ca. 170 bis 175 cm groß, schlanke Figur, kurzes glattes meliertes Haar, zwischen 55 und 60 Jahren, sprach Hochdeutsch, bekleidet mit einer hellbraunen Stoffjacke beschrieben.

Die Polizei in Osterode hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Obwohl regelmäßig davor gewarnt wird, sich bei solchen Anrufen immer erst einmal mit den angeblich unfallverursachenden Kindern oder Enkelkindern in Verbindung zu setzen, fallen besonders ältere Menschen regelmäßig auf die Masche herein. Deshalb noch einmal der dringende Rat der Polizei: „Rufen Sie ihre Kinder oder Enkelkinder an, die angeblich einen Unfall verursacht haben sollen, oder teilen Sie den Sachverhalt der richtigen Polizei vor Ort mit und fragen nach, ob es einen solchen Vorfall wirklich gegeben hat. In diesem Zusammenhang sei hier ganz deutlich angemerkt: Es gibt in der deutschen Strafprozessordnung keine Kaution!“

Polizei bittet um Hinweise

Die Ermittler in Osterode bitten in diesem Zusammenhang um Hinweise aus der Bevölkerung. Zeugen, die die beschriebene Person oder auch verdächtige Fahrzeuge zur genannten Zeit im Bereich des Berliner Straße beobachtet haben, oder denen der beige Stoffbeutel einer Drogeriekette aufgefallen ist, werden gebeten, sich unter Telefon 05522/508-0 bei der Polizei Osterode zu melden.

Die Polizei empfiehlt: „Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen (aus Herta Schmidt wird beispielsweise H. Schmidt) oder ihren Eintrag gänzlich löschen. So können die Täter Sie nicht mehr gezielt ausfindig machen und aufgrund Ihres Vornamens mögliche Rückschlüsse auf Ihr Alter ziehen. Besprechen Sie die Änderung eines Telefonbucheintrages bitte mit Ihren Angehörigen.“

Weitere Informationen und einen Antrag auf Löschung gibt es auf der Homepage der Polizei Göttingen unter https://fcld.ly/telefonbucheintrag

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