Osterode. Am Samstag kommt Dietmar Wischmeyer in die Stadthalle Osterode. Wir sprechen mit dem Satiriker über Schützenfeste, Landleben und die Bundesregierung.

Der Humorist Dietmar Wischmeyer hat viele Figuren erfunden und mit Leben erfüllt. Am 6. Mai kommt er als Günther, der Treckerfahrer, mit seinem Programm „Jahreshauptversammlung“ in die Stadthalle Osterode.

Im Interview mit unserer Zeitung spricht der Satiriker, Kolumnist und Autor unter anderem über Lobbyismus und ländliche Rituale.

Herr Wischmeyer, warum kommt Günther, der Treckerfahrer, erst jetzt auf die Bühne?

Aus inhaltlichen und methodischen Gründen. Günther ist bisher nur gelegentlich in meinen Shows aufgetreten, denn wir hatten bisher kein abendfüllendes Programm für ihn. Zudem kann ich nicht 120 Minuten Stakkato reden und das Publikum nicht so lange Stakkato hören. Nun haben wir mit dem Landleben ein Thema für einen ganze Abend gefunden und wir haben eine Methode gefunden, die vielen aus dem realen Leben bekannt sein dürfte. Bei „Jahreshauptversammlung“ tritt Günther als Hauptredner auf, aber wir streuen musikalische Intermezzi ein. Das entlastet mich und das Publikum deutlich.

Wie heißt der Partner?

Dargeboten werden die Einspieler von Heinz Vukovar und dem „European Sound Machine Orchestra“. Es wird eine Persiflage auf Schlager und Disco Fox geben. Das passt durchaus in den Rahmen einer ländlichen Jahreshauptversammlung. Man könnte sicherlich dazu tanzen. Aber die Stadthalle ist bestuhlt und das wird uns vor einigen Peinlichkeiten bewahren.

Welches ländliche Ritual mag Dietmar Wischmeyer?

Das Ritual der spontanen Flasche Biers. Egal was du machst, aber kaum stehst du draußen und schneidest für andere einsichtig die Hecke, setzt Pfähle oder betonierst die Einfahrt, schon bilden sich kleine Gruppen, irgendjemand hat schnell eine Flasche Bier zur Hand und irgendwann kommt ein Grill dazu – und so entstehen die spontansten Feten. Das sind mir die allerliebsten, denn sie sind eben nicht ritualisiert.

Welches Ritual mag Dietmar Wischmeyer gar nicht?

In seiner Urform im Festzelt hat das Schützenfest noch einen gewissen Charme, aber seitdem es immer häufiger auf dem Saal stattfindet, ist es überflüssig. Hier fehlt einfach die gesamte sinnliche Erfahrung aus den besonderen Gerüchen eines Zeltfestes.

Leben auf dem Lande ist wieder hip. Werden die Landbewohner von den Zugezogenen bedroht?

Stadtflucht, Landflucht. Das ändert sich wöchentlich und ist in erster Linie eine Frage der medialen Aufmerksamkeit. Nicht das wirkliche Land sondern die Randgebiete der Städte werden von Zuzüglingen beglückt. Es wäre zu begrüßen, denn es stählt den Lobbyismus des Landes, wenn darin geübte Personen zuziehen. Im Augenblick findet ein Imperialismus der Stadtbewohner statt. Die Stadt wird immer grüner und das Land immer industrialisierter. In den Städten entstehen immer mehr Grünanlagen und die Ackerflächen werden mit Photovoltaik-Anlagen zugepflastert. Wenn sich Leute dagegen wehren, ist das in Ordnung.

Sind Stadtbewohner zugelassen?

Ja natürlich. 50 Prozent der Stadtbewohner sind ehemalige Landbewohner. Die haben einen sentimentalen Blick auf das Leben auf dem Land. Vieles, von dem ich erzählen werde, ist längst vorbei, wie zum Beispiel die klassische Hochzeit. Das Programm ist eher ein Blick auf das Landleben, wie es einmal war. Daran können sich die ehemaligen Landbewohner ganz besonders gut erinnern. Das Landleben unterscheidet sich nicht mehr so sehr von der Stadt. Auch hier kommt der Amazon-Mann dreimal am Tag. Die Glasfaser liegt bis ins Wohnzimmer und die Funkverbindung funktioniert genauso gut: Die Abwesenheit von staatlich geförderten Opernhäusern wird von den meisten Landbewohnern gar nicht als Manko empfunden.

Ist der Harz für Dietmar Wischmeyer immer noch ein Quell der Inspiration?

Meine Einstellung dieser Region gegenüber ist generell positiv, aber Günther, der Treckerfahrer, hat keine Berührungspunkte mit dem Harz. Diese Figur ist in einer landwirtschaftlich geprägten Region wie etwa dem Emsland angesiedelt. Das ist der Harz nun bestimmt nicht.

Sind diese Zeiten nicht dankbare Zeiten für Satiriker?

Eigentlich schon, denn die Politik, die in Deutschland läuft, konnte ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht ausdenken. Nehmen wir Christine Lambrecht, eine der unfähigsten Personen auf dem Posten der Verteidigungsministerin. Unter ihr hat nichts geklappt und trotzdem wird sie mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Da fragt man sich schon, wer hier wen karikiert. Lambrecht die Bundeswehr oder die Bundeswehr Frau Lambrecht? Solche „Clash of Cultures“ gibt es immer häufiger. Im letzten Herbst haben Scholz und Habeck Flüssiggasterminals eröffnet, die mit vielen Milliarden Euro erstellt wurden und nun sollen die Heizungen, für die das Flüssiggas bestimmt ist, abgeschafft werden. Das versteht kein Mensch mehr. Ich habe mit der Bundesregierung abgeschlossen und mein Bestreben besteht darin, bis 2025 zu überleben. Vielleicht lasse ich mir dann ein T-Shirt bedrucken mit „I Survived the Ampel“.

Karten für „Günther, der Treckerfahrer – Jahreshauptversammlung“ am Samstag, 6. Mai, um 20 Uhr in der Stadthalle Osterode gibt es im Vorverkauf im Service-Center des Harz Kurier, Gipsmühlenweg 2-4, montags bis donnerstags 9 bis 16.30 Uhr sowie freitags von 9 bis 14.30 Uhr.

Zur Person: Dietmar Wischmeyer, geboren 1957 im Landkreis Osnabrück, ist deutscher Autor, Kolumnist und Satiriker und wurde unter anderem 2014 mit dem Deutschen Radiopreis in der Kategorie Beste Comedy für „Günther, der Treckerfahrer“ ausgezeichnet. Bekanntheit erlangte er 1988 mit dem „Frühstyxradio“ von Radio FFN.

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