Osterode. Ruhestand, aber kein Abschied: Redakteur Michael Paetzold ist ab heute Rentner. Dem Harz Kurier bleibt er jedoch verbunden. Unsere Wünsche an Michi.

Unruhestand – Den Begriff hört man häufig, wenn es um die Umtriebigkeit von Rentnerinnen und Rentnern geht. Wer Michael Paetzold kennt, weiß, wie sehr das in seinem Falle wirklich zutrifft. Immer in Eile, immer auf dem Sprung – Seit 1997 ist der Redakteur im Auftrag des Harz Kurier unterwegs. Ab heute ist er Rentner. Und doch nicht ohne Arbeit.

Rasender Reporter wollte Michael Paetzold ursprünglich gar nicht werden. Nach einem kulturwissenschaftlichen Studium an der Universität in Göttingen war er zunächst in der Museumsarbeit tätig. Erst in den beginnenden 90er Jahren sattelte der nun bald 65-Jährige um, absolvierte eine Ausbildung zum Fachzeitschriftenredakteur beim Klett-Verlag in Stuttgart und landete kurz darauf als Lokalredakteur beim Osteroder Kreisanzeiger. Letzterer verschwand, Michael Paetzold blieb und wechselte zum Harz Kurier, wo er zunächst die Stadtredaktion in Bad Sachsa, schließlich mehr als 20 Jahre die Redaktion der ehemaligen Kreisstadt betreute.

Worauf der Ruhelose sich nun freut? „Auf weniger Druck und den Freiraum, im Sommer mehr im Garten zu arbeiten und zu wandern“, sagt er. „Ich bin aber gerne auch noch im Geschäft. Die Redaktion ist auch ein stückweit Familie.“ So ist es nicht überraschend, dass der Altredakteur dem Harz Kurier auch weiter verbunden bleibt – stundenweise. Unter seinen bisherigen Kontaktdaten bleibt er für Leserinnen und Lesern also weiter erreichbar.

Die Hauptverantwortung für die Osterode-Redaktion jedoch gibt Michael Paetzold an Kevin Kulke ab, der sein Volontariat im April beenden und dann als Redakteur beim Harz Kurier beginnen wird.

Unsere persönlichen Grußworte an Alt-Redakteur Michael Paetzold

Geschichten vom Schwaetz – Mark Härtl, Redaktion:

Klingelnde Telefone reißen die Redaktion des Harz Kuriers am Morgen aus dem Halbschlaf.

Was war passiert? Michael Paetzold, von mir ob der Länge seiner Artikel, seiner Vorliebe für Fremdwörter sowie verschachtelte Sätze und dem daraus resultierenden Zeitaufwand beim Korrekturlesen eben dieser auch liebevoll „Tyranno Schwaetzus ­Paetz“ genannt, hatte einen Kommentar verfasst. War er auch journalistisch fundiert und beleuchtete alle Seiten, so störten sich einige (wenige) Leser am augenscheinlich immergleichen „jahrzehntealten Paetzold-Gesicht“ und – so feixten wir – drohten gar mit Kündigung ihres Abos. Liebe Leser, lieber Michael, als Fotograf der Bilder tut es mir leid!

Unvergessen bleiben auch andere Running Gags, wie eine legendäre Nachfrage der Feuerwehr, die Michi laut Redaktionsannalen mit „Wie, Brand?! Kann ich jetzt nicht gebrauchen, die Seite ist zu!“ abschlug. Es muss wohl gegen 9.30 Uhr in der Früh gewesen sein. Und überhaupt, wie soll man das der 34-jährigen Tochter erklären?

Zum Abschied aus den Reihen der Redaktion wünsche ich dir weit mehr als das berühmte inhaltsreiche Flachgeschenk: Dass du uns noch lange erhalten bleibst.

Im Seminar über Titel und Teaser muss 2015 auch ein Altredakteur mit mehr als 20 Jahren Erfahrung noch mal die Schulbank drücken.
Im Seminar über Titel und Teaser muss 2015 auch ein Altredakteur mit mehr als 20 Jahren Erfahrung noch mal die Schulbank drücken. © HK | Mark Härtl

Mehr als ein Kollege – Thorsten Berthold, Redakteur:

Die Tür fliegt auf, ein Schlüssel knallt auf einen Schreibtisch – und umgehend die Frage: „Hallo, habt ihr die Seiten ausgedruckt?“ An diesem Tag Anfang September 2002 lernte ich so im Stuhllager – äh den Redaktionsräumen – erstmals den Redakteur von Osterode, Herrn Paetzold kennen. Das Vergnügen glich allerdings einem Heuschreckenüberfall: Tür auf, Rechner an, Korrektur lesen, Fehler ändern – und schon war er wieder weg gen damaliger Kreisstadt.

Wenige bewusst war mir zu diesem Zeitpunkt, dass wir uns schon drei Jahre zuvor kennengelernt hatten. Ich zog gerade mit meinem Abiturjahrgang 1999 des Gymnasiums Pädagogium Bad Sachsa mit einem Trecker durch die Innenstadt, als am Straßenrand Fotos von uns gemacht wurden. „Viele fröhliche junge Menschen auf einem bunten Gummiwagen“ lautete damals der Einstieg in dem Bericht, den Michi über uns schrieb.

Das Foto und der Artikel haben dabei irgendwie schon was von Karma: Denn zu der Zeit war Michael der verantwortliche Redakteur für Bad Sachsa – und ich wurde knapp vier Jahre später sein Nach-Nachfolger auf diesem Posten.

Länger in Aktion konnte ich ihn dann erstmals erleben, als ich die Urlaubsvertretung für die Bad-Grund-Seite übernehmen durfte. Und auch hier zeigte sich: Michi kann vieles, nur nicht unbedingt langsam. Es wurde in die Tasten der Tastatur gedroschen, als wenn er bei seinem geliebten Karate-Training ist. Telefonieren, redigieren und Seiten bauen, alles wird im Akkord vorgenommen – bis heute. Und wenn es sein musste, war die Osterode-Seite auch bereits um 8 Uhr morgens fertig gebaut, um sich dann der Themensuche widmen zu können. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Aber das was ihn ausmacht, geht weit über das reine Arbeiten hinaus. Ich denke da an seinen Sinn für Gerechtigkeit. Einmal hätte er ihn fast Kopf und Kragen gekostet, denn ein Streit in Herzberg schien derart auszuarten, dass nicht mehr allein Argumente ausgetauscht werden sollten. Aber am Ende brauchte niemand Zeugen für irgendetwas, beeindruckt hat mich dieses Einsetzen für einen leider viel zu früh verstorbenen Kollegen bis heute.

Für mich ebenso unvergesslich ist der Moment, an dem alle Außenredaktionen zusammengezogen wurden in den heutigen Verlagsräumen in Osterode. Ich hatte meine Bedenken, ob das gut geht – und dann, als ich gerade einräumen will, steht Michi vor mir und sagt: Ich freu mich wirklich, dass wir beide jetzt hier zusammenarbeiten können.

Exakt dieses gute Gefühl, dass er mir damals gab, ist auch bis heute geblieben. Gut, dass er dem HK trotz Rente noch etwas erhalten bleibt, denn den Harz Kurier oder meinen Alltag ohne mp kann ich mir so gar nicht vorstellen. Nicht nur, weil Michi einfach eine Institution in Osterode ist, oder ein guter Kollege, sondern uns verbindet auch Freundschaft.

Vergangene Zeiten, anderes Team: Seit 2018 hat sich die Besetzung beim Harz Kurier verändert. Michael Paetzold gehört seit mehr als 20 Jahre zu den Konstanten im Team.
Vergangene Zeiten, anderes Team: Seit 2018 hat sich die Besetzung beim Harz Kurier verändert. Michael Paetzold gehört seit mehr als 20 Jahre zu den Konstanten im Team. © HK | Mark Härtl

Die Paetzoldsche Spaltaxt – Robert Koch, Sportredakteur:

Zack, da war sie wieder, die berüchtigte Paetzoldsche Spaltaxt! In so mancher Konferenz, wenn wir noch einmal auf das fast fertige Produkt und die eigentlich ablagebereiten Seiten geschaut haben, wurde sie von Michael ausgepackt. „Die Überschrift können wir so nicht lassen“, hieß es dann – oft mit Hinweis auf eine Wortkombination, die ein schiefes Bild zeichnet oder grammatikalisch so nicht funktioniert.

Ebenso legendär sind die Anrufe, wenn Michael den Rechner bereits ausgestellt hatte und auf dem Heimweg war. „Robert, kannst du noch mal schnell auf der Seite gucken, ob...“ Zu 99 Prozent war die Sorge übrigens völlig unberechtigt.

Beides aber zeigt: Michi war und ist Journalist mit Herzblut, mit Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. Schön, dass du uns noch ein bisschen erhalten bleibst!

Praktikum beim Papa im Sommer 2014.
Praktikum beim Papa im Sommer 2014. © HK | Privat

Mehr Freiraum, weniger Druck – Svenja Paetzold-Belz, Redaktionsleiterin:

Weniger Arbeit, mehr Zeit für die Familie – Das habe ich mir als Kind von meinem Vater oft gewünscht. Jetzt ist er Rentner. Und ich bin froh, dass er sich neben all der Zeit für die Familie auch noch ein bisschen davon für die Arbeit nimmt. Kein Geheimnis: Für mich hat der Abschied zwei Dimensionen. Als Redaktionsleiterin vermisse ich die schnelle Schreibe, die guten Kontakte, die nicht enden wollenden Themenideen und das fundierte Lokalwissen eines geschätzten Kollegen im Tagesgeschäft schon jetzt. Ein Glück, dass der rasende Reporter Michael Paetzold uns zumindest stundenweise weiter zur Seite stehen wird. Als Tochter freue ich mich drauf, beim Familienessen endlich Zeit zum Austrinken zu haben, bevor der unverbesserliche Hektiker schon wieder zum nächsten Termin stürzt. Ironisch ist aber, wie die Rollen sich inzwischen gedreht haben.

Heute ist der Papa derjenige, der am späten Nachmittag anruft und fragt, ob ich denn noch in der Redaktion sei. Ich bin diejenige, die sich bei der Familie entschuldigt, weil es wegen der Arbeit mal wieder etwas später geworden ist. Am Ende werden eben die meisten von uns ein bisschen wie ihre Eltern. Da hätte ich es schlechter treffen können – zumindest wenn ich mich an den allseits guten Worten orientiere, die mir in Osterode zur langjährigen Arbeit des Stadtredakteurs gespiegelt werden. Da spricht nun wieder die Redaktionsleiterin. Und vielleicht auch die Tochter. So deutlich trennen lässt sich beides am Ende wohl sowieso nicht.

Wie es so klappt, den eigenen Vater zum Kollegen zu haben? Das wurde ich seit meinem Re-Start beim Harz Kurier vor einem Jahr häufig gefragt. Gut hat’s geklappt – auch wenn ich dem Scheidenden in puncto Digitalkompetenz nur ein wohlmeinendes „Er hat sich stets bemüht“ ins imaginäre Zeugnis tragen kann. Macht nichts. Aber Spaß beiseite: Journalistisch hat es natürlich gepasst, und das schon viele Jahre, bevor ich selbst in der Lage gewesen wäre, das zu beurteilen. „Redaktion ist wie Familie“, das sagt der Rentner-Redakteur selbst. Da mag man mir verziehen, wenn ich am Ende noch mal ganz familiär werde: Weniger Arbeit, mehr Zeit für Dich – Das wünsche ich Dir heute, lieber Papa.