Osterode. Messung startet: Bürger aus Bereichen Bad Grund, Osterode, Wulften, Hattorf, Herzberg, Lauterberg, Sachsa und Walkenried zur Teilnahme eingeladen.

Der Altkreis Osterode ist ein möglicher Radon-Belastungsschwerpunkt in Niedersachsen. „Das Edelgas ist geruchlos und unsichtbar, zugleich aber eine mögliche Ursache für Lungenkrebs: Radon gelangt über ungenügend abgedichtete Keller oder Fundamente in Gebäude und kann über lange Zeiträume zum Problem für die Gesundheit werden“, warnt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Er bietet ab sofort wieder eine Messkampagne für Privathaushalte an. Bis 31. Januar 2023 können Hauseigentümer und Mieter sich für eine Teilnahme bewerben und so ohne größere eigene Kosten ein konkretes Bild von der Radonbelastung in ihrem Zuhause bekommen. Zur Teilnahme aufgerufen sind dabei ausschließlich Anwohner der Gemeinden Bad Grund, Osterode am Harz, Wulften, Hattorf, Hörden, Elbingerode, Herzberg, Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried. „Lediglich die Portokosten für die Rücksendung der nur wenige Zentimeter großen Messgeräte sind durch die Teilnehmenden selbst zu tragen“, erklärt Helge Behnsen von der Radon-Beratungsstelle des NLWKN in Hildesheim.

In unserer Region – entlang des Südharzrandes im Landkreis Göttingen – könnten nach Einschätzung der Strahlenschützer vermehrt höhere Radonkonzentrationen in Innenräumen auftreten, denn: „Radon ist im Untergrund nicht gleichmäßig verteilt. Ausschlaggebend für Belastungsschwerpunkte sind die Geologie und die jeweilige Bodenbeschaffenheit“, weiß Behnsen.

Erhöhte Werte in zwölf Schulräumen im Landkreis Goslar

Und dass die Messungen im Altkreis Osterode durchaus erhöhte Werte ans Tageslicht bringen könnten, belegt ein Bericht im Schulausschuss des Landkreises Goslar: Michael Conzen, Leiter des Fachbereichs Bildung und Kultur, den Ausschussmitgliedern präsentierte den Ausschussmitgliedern das Ergebnis von Radon-Messungen in Schulen des Landkreises Goslar. Denn im Radonvorsorgegebiet Goslar (inklusive Vienenburg), Clausthal-Zellerfeld und Braunlage wurden bei über 300 untersuchten Räumen immerhin in insgesamt zwölf Zimmern der Schulen eine Überschreitung des Referenzwertes festgestellt.

Bei längerem Aufenthalt in den Räumlichkeiten könne dem Bericht zufolge eine Zunahme des Gesundheitsrisikos nicht ausgeschlossen werden. Betroffen seien Räume in der Oberschule Vienenburg, im Goslarer Ratsgymnasium, in der Haupt- und Realschule Clausthal-Zellerfeld sowie im Schulzentrum Braunlage. Hier müsse nun der Landkreis Goslar tätig werden, denn den geltenden Vorschriften folgend sind in den nächsten zwei Jahren Maßnahmen umzusetzen, die sicherstellen, dass die Referenzwerte nicht mehr überschritten werden.

So nimmt man an der Radon-Messung teil

Wer also in Bad Grund, Osterode am Harz, Wulften, Hattorf, Hörden, Elbingerode, Herzberg, Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried wissen möchte, ob er in seinen Wohnräumen überhöhten Radon-Werten ausgesetzt ist, kann sich per Telefon 05121/509-313 oder über die Internetseite der Radonberatungsstelle des NLWKN für die aktuelle Messperiode bewerben www.nlwkn.de/radonmessung.

So kommt die Sendung bei den Teilnehmern der Messkampagne an – zwei bis drei Exposimeter, zusammen mit einer Anleitung zur Aufstellung, einem Messprotokoll und einem Fragebogen. Dann kann die Messung starten.
So kommt die Sendung bei den Teilnehmern der Messkampagne an – zwei bis drei Exposimeter, zusammen mit einer Anleitung zur Aufstellung, einem Messprotokoll und einem Fragebogen. Dann kann die Messung starten. © NLWKN

Nachdem das Land Niedersachsen am 23. Dezember 2020 auch im Westharz die Gemeinden Braunlage, Clausthal-Zellerfeld und Goslar-Stadt als Vorsorgegebiete für das gesundheitsschädigende Edelgas festgelegt hat, hatte der BUND hat sich erneut zur Radon-Gefahr im Harz geäußert. „Die Lage ist eindeutig, der ganze Harz ist betroffen“, fasste es Friedhart Knolle, der Vorsitzende des BUND-Regionalverbands Westhar, Anfang 2021 gegenüber der Goslarschen Zeitung zusammen.

Während im Land Sachsen-Anhalt bereits länger Risiko-Gebiete ausgewiesen worden seien, habe Niedersachsen dies erst kurz vor Gesetzesfrist umgesetzt. Er begrüße aber, ergänzte Knolle damals gegenüber dem Harz Kurier, dass das Land Niedersachsen noch einen Tag vor Weihnachten auch die oben genannten Gemeinden im Westharz als Radon-Vorsorgegebiet habe. Er mahnte aber an, dass auch Gebiete im Landkreis Göttingen belastet seien, nämlich die Städte und Gemeinden Osterode, Herzberg, Hattorf, Duderstadt, Gleichen und Radolfshausen.

Radonpotenzial im Harzgebiet besonders interessant

Das Strahlenschutzgesetz sieht einen Referenzwert von durchschnittlich 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft für Innenräume und Arbeitsplätze vor. Wird dieser überschritten, sollte geprüft werden, ob Maßnahmen zur Reduzierung der Radonkonzentration umgesetzt werden können.

Im Januar 2021 hatte der NLWKN erklärt: „Im Hinblick auf Radon sind die Landkreise Göttingen und Goslar (Harzgebiete) für unsere Messungen besonders interessant, da das erwartete Radonpotenzial hier im niedersachsenweiten Vergleich die höchsten Werte aufweist.“