Osterode. Die Wirthwein AG trennt sich vom Osteroder Standort Formtechnik. Die Übernahme im Management-Buy-out ist geplatzt. Ende März 2023 ist Schluss.

Für die 37 Mitarbeitenden des Osteroder Unternehmens Formtechnik ist es jetzt traurige Gewissheit: Der Betrieb schließt Ende März 2023, bis Ende Mai sollen die Abwicklungs- und Aufräumarbeiten beendet sein. Die Maschinen und Anlagen werden verkauft, für das Gebäude wird ein Interessent gesucht. Die Formtechnik Osterode GmbH & Co. KG ist auf den Bau von großen und komplexen Spritzgießformen spezialisiert.

Nach der Ankündigung der Wirth­wein AG, ihren Standort in der Osteroder Leege Ende Dezember 2022 zu schließen, hatte es noch Hoffnung gegeben, Optionen für einen Weiterbetrieb in Osterode auszuschöpfen. „Man will uns jetzt nur noch loswerden“, stellte am Donnerstag Werksleiter Matthias Wedemeyer nach den gescheiterten Verhandlungen fest. Im Raum stand die Übernahme des Betriebes als Management-Buy-out (MBO), den Kauf des Unternehmens durch dessen Management, hier für einen Euro.

Zusagen zurückgezogen

Laut Wedemeyer hatte die Konzernführung während der Betriebsversammlung öffentlich zugesagt, eine Auslastung über einen gewissen Zeitraum zu garantieren. Später dann kam das Nein verbunden mit dem Angebot einer garantierten Anfragemenge. „Das wäre nicht tragfähig gewesen und würde für einen Businessplan auch von den Banken nicht akzeptiert“, sagt der Werksleiter. „Da muss ich schon mit einem handfesten Paket kommen, sonst bekomme ich keine Liquidität.“ Schließlich gehe es um Millionen, für die er im Fall einer Insolvenz selbst gerade stehen müsste. Dieses Risiko könne er nicht eingehen.

„Wir bedauern es außerordentlich, in der aktuell angespannten Situation diesen Schritt gehen zu müssen“, kommentieren die Geschäftsführer der Wirthwein AG Dr. Ralf Zander, Holm Riepenhausen und Thomas Kraus die „schwere Entscheidung“. Die aktuelle weltwirtschaftliche und politische Lage sei angespannt. Unterbrochene Lieferketten, enorm gestiegene Frachtkosten und Rohstoffpreise sowie explodierende Energiekosten trügen auf vielfältige Weise zu fehlenden Anfragen und damit auch Aufträgen bei. Mit dieser Gemengelage müsse sich auch die Geschäftsführung der Formtechnik Osterode auseinandersetzen und dabei die globale Kostensituation, strategische Aufstellung und künftige Erwartungen berücksichtigen.

Ertragsziele nicht erreicht

Die Umsatz-, Kosten- und damit die Ertragsziele wurden laut Geschäftsführung von der Formtechnik Osterode bereits seit geraumer Zeit nicht erreicht. Die Umsatz- und Ergebniserwartungen blieben leider – auch aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage – für die Folgejahre negativ. „Aus diesem Grund haben wir uns schweren Herzens entschlossen, den Werkzeugbauer in Osterode am Harz zu schließen.“

Die jüngsten Versuche eines MBO durch Führungskräfte aus Osterode selbst wären nicht erfolgreich gewesen, bestätigt die Geschäftsführung.

Rettungsvorschlag aus Osterode bleibt erfolglos

Keine Berücksichtig fand, so berichtet der Werksleiter, ein weiterer vielversprechender Rettungsvorschlag aus Osterode, die Einrichtung eines Servicecenters für die Wirthwein AG mit abgespecktem Personal. Hier hätten Werkzeuge gewartet und in Reparatur gegeben werden können. Wedemeyer: „Und wenn ich den Job von nur wenigen Mitarbeitenden retten könnte, würde ich den Weg gehen.“ Doch die Absage der Geschäftsführung kam prompt.

Immerhin: Die klare Bekenntnis der Geschäftsführung an die Belegschaft der Formtechnik indes lautet, dass jeder Mitarbeiter eine Beschäftigung in einem Unternehmen der Wirthwein-Firmengruppe erhalten kann. Ihren Hauptsitz hat sie in Creglingen nahe Frankfurt.

Was passiert mit den Mitarbeitern?

Ergänzend hat die Geschäftsleitung laut eigenen Aussagen bereits Unternehmen im Umkreis von Osterode am Harz angefragt, ob bei diesen Interesse an der Übernahme von Mitarbeitern besteht. Für Mitarbeiter, für die aus persönlichen Gründen kein Wechsel zu einem anderen Wirthwein-Unternehmen in Frage kommt und die kein Angebot anderer Unternehmen erhalten oder annehmen, soll ein Interessensausgleich und Sozialplan mit dem Betriebsrat verhandelt werden. Inzwischen hat sich die IG Metall eingeschaltet, um den Ausstieg der Beschäftigten zu begleiten und für sie das Beste rauszuholen. „Ich hoffe noch immer, dass sich alles irgendwie zum Guten wendet, auch wenn die Weichen anders gestellt sind“, sagt der Osteroder Werksleiter abschließend.

Als letzter Produktionstag ist der 31. März 2023 definiert