Osterode. Akteure vom Runden Tisch gegen häusliche Gewalt informieren zum 20-Jährigen des Gewaltschutzgesetzes.

Das Recht von seinem Partner mit Respekt behandelt und nicht von ihm verletzt zu werden und sich von ihm trennen zu dürfen, ist bereits im Grundgesetz festgeschrieben. Aber erst vor 20 Jahren hat dieses Recht mit der Einführung des so genannten Gewaltschutzgesetzes eine wirksame Stärkung erfahren. Opfer können seitdem ihre Rechte gegenüber ihren gewalttätigen Partnern konsequent und vor allem dauerhaft durchsetzen.

Unterstützung erfahren sie dabei von einem lokalen Netzwerk, in dem viele Organisationen und Einrichtungen zusammenarbeiten. Im Altkreis Osterode ist dies der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt“. Die Akteure des Netzwerkes haben das 20-Jährige des Gewaltschutzgesetzes zum Anlass genommen, um an einem Stand auf dem Osteroder Wochenmarkt über diese wichtige Thematik zu informieren.

Susanne Dreymann und Patricia Steingrube (Frauenberatungsstelle/BISS), Heiko Fette (Leiter Polizei Osterode), Heike Hofmann (Rechtsanwältin für Familienrecht), Corinna Klaus-Rosenthal (Präventionsteam der Polizeiinspektion Göttingen), Beate Kohlstedt und Franziska Engelmann (DRK Familienzentrum) und Stefanie Henkel (Hauptschule Neustädter Tor) suchten das Gespräch und stellten sich den vielen Fragen.

Gewalt in Paarbeziehungen

Stefanie Henkel „löcherte“ auch den Leiter der Osteroder Polizei, der seit 32 Jahren Polizist ist, mit Fragen. Die von vielen persönlichen Erfahrungen und Eindrücken geprägten Antworten sollten auch auf großes Interesse stoßen.

Heiko Fette hatte während seiner Tätigkeit im Einsatz- und Streifendienst bereits früh erfahren müssen, dass gerade Frauen Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen werden. Aus dem Grunde hieß die erste Frage, welche Rolle „Häusliche Gewalt“ bei der täglichen Polizeiarbeit spiele. Der Befragte betonte, dass derartige Einsätze stets ganz besondere Anforderungen an die einschreitenden Polizeibeamten stellen. Im Vordergrund stehe dabei, die akute Gefahr von weiteren Verletzungen, Nötigungen oder Beleidigungen zu beseitigen. Nicht selten müsse sich auch um Kinder und Jugendliche gekümmert werden, die Gewalt in ihrem familiären Bereich hautnah miterleben.

Heiko Fette (rechts) übergibt den Sicherheitsbericht an Henning Kunstin (links).
Heiko Fette (rechts) übergibt den Sicherheitsbericht an Henning Kunstin (links). © VER | verwaltung

Aus dem Grunde hieß die erste Frage, welche Rolle „Häusliche Gewalt“ bei der täglichen Polizeiarbeit spiele. Der Befragte betonte, dass derartige Einsätze stets ganz besondere Anforderungen an die einschreitenden Polizeibeamten stellen. Im Vordergrund stehe dabei, die akute Gefahr von weiteren Verletzungen, Nötigungen oder Beleidigungen zu beseitigen.

Kinder brauchen Hilfe

Nicht selten müsse sich auch um Kinder und Jugendliche gekümmert werden, die Gewalt in ihrem familiären Bereich hautnah miterleben. Allein das Fertigen einer Strafanzeige und das sich anschließende Strafverfahren reiche aber gerade bei häuslicher Gewalt nicht aus, um die Ursachen von Gewalt zu beseitigen. Am Ende eines jeden Polizeieinsatzes stehe daher die Bewertung der Gefahrensituation, um an die individuelle Situation des Opfers angepasste Schutzmaßnahmen initiieren zu können. Dabei folge die Polizei einem einfachen Grundsatz: „Wer schlägt, der geht!“. Das heißt, der Aggressor wird für mehrere Tage der Wohnung des Opfers verwiesen, damit dieses sich beispielsweise bei der Beratungs- und Interventionsstelle (BISS), bei einem Anwalt, beim Amtsgericht oder anderen Opferhilfeeinrichtung Unterstützung holen kann.

Hilfe in Anspruch nehmen

Leider nehme die Anzahl von Gewaltereignissen im häuslichen Bereich Jahr für Jahr zu. „Trotz einer wachsenden Bereitschaft, sich an die Polizei zu wenden, gehen wir weiterhin von einer sehr hohen Dunkelziffer aus.“, erklärt Heiko Fette. Der Polizist appelliert nachdrücklich, dass sich Betroffene bereits bei ersten Anzeichen von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt in familiären oder partnerschaftlichen Beziehungen unbedingt an die Polizei oder die BISS wenden sollten. Erfahrungsgemäß könne so eine beginnende „Gewaltspirale“ zügig und nachhaltig beendet werden. Neben den vielen Gesprächen und Interviews entpuppten sich kleine grüne Pflasterboxen als der „Renner“ am Info-Stand. Auf den Boxen ist der QR-Code mit einem Link zu den Hilfsangeboten bei häuslicher Gewalt aufgedruckt.

Hilfe erhalten

Für alle, die sich keine Pflasterbox abgeholt haben: https://www.frauenfuerfrauen-osterode.de/hilfsangebote-im-altkreis-oha/ pbWas tun als Betroffene von häuslicher Gewalt?

Wer nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll, kann sich an die Frauenberatungsstelle wenden Qualifizierte Beraterinnen stehen dort mit Rat und Tat zur Seite unter Telefon 05522/920770 oder Mail:info@frauen-notruf-osterode.

Im Notfall hilft auch die Polizei unter der Telefonnummer 110.