Förste. Von Mazedonien in die neue Heimat Osterode-Förste: Familie Kurteshi hat sich mit der Eröffnung ihres Dönerladens einen langjährigen Traum erfüllt.

Vor gut acht Jahren fassten Bajrush Kurteshi und seine Frau Sanela den Entschluss, mit ihren vier Kindern und seinen Eltern die Republik Mazedonien, das noch immer durch Machtkämpfe zerrüttete Land, auf einen bei Schleppern teuer erkauften Weg, zu verlassen. Denn sie wollten ihren beiden Mädchen und den zwei Jungen eine bessere Zukunft ermöglichen.

Anfang 2015 kamen sie nach Förste, wo sie bereits im August desselben Jahres alle Förster und Nienstedter Bürger zu einem Dankeschönessen rund um die Grillhütte eingeladen hatten. Denn sie alle begegneten den neuen Einwohnern ohne Misstrauen, dafür aber mit unendlich viel Unterstützungsfreude.

Mittlerweile hat Familie Kurteshi, die in Förste eine neue Heimat gefunden hat, ihren Traum realisiert, und den eigenen Döner-Grill im Sösetal eröffnet, der in der Förster Straße 146 gelegen ist, und den Namen „Zwei Brüder“ trägt.

Problemlose Anmeldung

Für diese Selbstständigkeit haben aber alle viel getan. Es begann damit, dass Bajrush gleich eine Woche nach der Ankunft Sohn Mohamed an die Hand nahm und sich mit ihm zur Grundschule Sösetal in Förste begab, um ihn dort anzumelden. „Dabei hat es keine Probleme gegeben“, so der glückliche Vater. Die gab es auch nicht für seine beiden Schwestern, als sie zur Hauptschule Neustädter Tor nach Osterode gingen und dort ihren Abschluss erreichten.

Der 17-jährige Mohamed, der ebenfalls in der Osteroder Hauptschule seinen Abschluss machte, besucht mittlerweile die BBS II und hat sich bereits zum Führerschein angemeldet. Denn er will zwar den Beruf des Friseurs erlernen, aber geht schon heute in dem väterlichen Döner-Grill auf.

Bajrush Kurteshi freut sich über jeden Kunden und verrät gerne, was in den Speisen ist.
Bajrush Kurteshi freut sich über jeden Kunden und verrät gerne, was in den Speisen ist. © Petra Bordfeld

Elmedina ist in der Ausbildung zur Zahnarzthelferin und Arjetta arbeitet als Altenpflegerin im Alten- und Pflegeheim St. Jacobi. Sender fing mit dem Besuch des Kindergartens in Förste an. Mittlerweile hat er die Grundschule hinter sich und besucht die Schule, in der auch schon seine drei Geschwister die Bank gedrückt haben. Auch wenn er nach Herzenslust Kind sein darf, steht für ihn schon jetzt fest, dass er dem Namen des Döner-Grills – „Zwei Brüder“ alle Ehren geben wird.

Bajrush Kurteshis Frau Sanela war anfangs in vielen Betrieben als Aushilfe tätig, als Hausfrau hatte sie außerdem einen 24-Stunden-Tag. Jetzt ist sie eine wahre Küchenfee, die alle Salate selbst zubereitet und dabei auch immer wieder neue Soßen kreiert, die stets im Geschmack überzeugen. Den Beruf der Hausfrau hat sie aber trotzdem nicht vollends an den Nagel gehängt.

Suche nach geeignetem Geschäft

Er selbst hat übrigens ebenfalls seinen Hauptschulabschluss in der Tasche, den er sich in Herzberg mit einem Sekundarabschuss geholt hat. Wenn er sich nicht grade auf dem abwechslungsreichen Weg der Nachbarschaftshilfe befand, war er auf dem Campingplatz Eulenburg als Hausmeistergehilfe, bei der Firma Mandz in Schwiegershausen und auch kurz als Taxifahrer anzutreffen. Die Idee des „Döner-Grills“ war bei alle dem nicht in Vergessenheit geraten, im Gegenteil.

Sanella Kurteshi kreiert gern Soßen und Salate.
Sanella Kurteshi kreiert gern Soßen und Salate. © Petra Bordfeld

Mehrere Jahre schaute er sich immer wieder um, wo es die Möglichkeit in Förste und vielleicht auch Nienstedt gab, seinen Traum zu verwirklichen. Bei dieser Suche begegnete er dem Ehrenortsbürgermeister Dieter Rosenkranz. Der ist Eigentümer des Hauses, in dessen Untergeschoß lange Zeit ein Papierwarengeschäft und dann eine Bäckerei vertreten waren. Danach führte die Leere die Regie.

Als ihm Bajrush, dessen Familie schon lange das Bleiberecht hat, die Idee offenbarte, dauerte es nicht lange, und der Überlegung wich die Überzeugung. Endlich würde in dem rund 70 Quadratmeter großen Laden wieder Leben einkehren. Doch bevor die Tür in der Förster Straße 146 sich erstmals öffnete, galt es viel Steine aus dem Weg zu räumen. Dabei standen ihm seine große Familie, die Verwaltung der Stadt Osterode und auch Dieter Rosenkranz sowie viel Freunde hilfreich zur Seite.

Sender liebt es, durch die Gegend zu rollen.
Sender liebt es, durch die Gegend zu rollen. © Petra Bordfeld

Viele Fragen zur Eröffnung

Herumgesprochen hatte sich schon nicht nur in Fröste und Nienstedt, dass im Sösetal ein Döner-Laden eröffnen wird. Und kaum drehte sich der Schlüssel rum, stürmten die ersten Kunden herein. Sie wollten wissen, was auf der Speisekarte steht, wie das schmeckt und warum der Grill „Zwei Brüder“ heißt.

Da muss Bajrush immer wieder lächeln. „Gemeint sind meine beiden Söhne die dieses Geschäft übernehmen werden, wenn ich nicht mehr will“, schmunzelt er. Zu den ersten Gästen zählten übrigens auch Mitglieder des Ortsrates, die nicht nur die besten Wünsche überbrachten, sondern auch wissen wollten, wie dieses neue Essen schmeckt. Mittlerweile ist der Döner-Grill weit über die Grenzen von Förste und Nienstedt bekannt, denn es gibt bei den Kurteshis auch mazedonische und vegetarische Spezialitäten.

Mohamed bereitet alle Gerichte gerne zu.
Mohamed bereitet alle Gerichte gerne zu. © Petra Bordfeld

Dönerladen „Zwei Brüder“ im Sösetal: Öffnungszeiten

Wer reinschauen möchte, sollte sich merken, dass der Grill von dienstags bis freitags von 11 bis 21 Uhr sowie samstags und sonntags von 13 bis 21 Uhr geöffnet hat. Sollte der Montag kein Feiertag sein, ist es der Ruhetag.

Der einzige Wermutstropfen ist übrigens, dass Bajrush Eltern die Verwirklichung des Traumes leider nicht mehr erleben konnten, weil sie verstorben sind. Doch die Familie ist sich sicher, dass Oma und Opa von irgendwo voller Stolz auf ihren Nachwuchs schauen.