Osterode. Osterode will wichtige Leistungen für die Bürgerschaft trotz steigender Energiekosten aufrecht erhalten. Aber die Nutzer müssen ihren Beitrag leisten.

Für alle Vereine, die städtische Sportstätten in Osterode nutzen, ist es eine gute Nachricht: die Hallen bleiben, wenn auch nur geheizt bis 17 Grad, geöffnet, Trainingszeiten können weiter genutzt werden, Flutlichter auf den Plätzen bleiben an, und auch warme Duschen stehen weiterhin zur Verfügung.

Aber es ist ein Deal, den die Verwaltung vorschlägt: Ihr spart Energie wo es geht und reizt das Angebot nicht aus. „Wenn es nicht klappt, müssen wir den Sportbetriebe außerhalb des Schulsports stoppen“, mahnt der Osteroder Bürgermeister Jens Augat.

Zusammen mit Erstem Stadtrat Thomas Christiansen machte er während eines Treffens im Rathaus vor dem Hintergrund der Energiekrise und massiv steigenden Kosten für die Verwaltung auf den dringenden Handlungsbedarf aufmerksam, Energie einzusparen, und erläuterte entsprechende Maßnahmen der Verwaltung. Kurz gesagt: Die Situation ist dramatisch, viele Vorhaben stehen auf dem Prüfstand. „Wir schauen derzeit in eine verspiegelte Glaskugel“, verwies Christiansen auf die unkalkulierbare Entwicklung in vielen Bereichen und der damit einhergehenden Unsicherheit bei der Planung. Der Haushalt für 2023 und 2024 wird gerade aufgestellt.

2,8 Millionen Euro in 2024?

Die Aufwendungen für Gas inklusive Gasbeschaffungs- und Speispeicherumlagen werden sich im Jahr 2023 in der Stadtverwaltung voraussichtlich auf 934.200 Euro belaufen. Im Haushalt 2022 wurden hierfür 550.000 Euro eingeplant. Die Kostensteigerung unterliegt im Jahr 2023 explizit den Beschaffungskosten und den Gasumlagen. Augat: „Durch den derzeit gültigen Energieliefervertrag hat sich der Energielieferant an die Laufzeit bis Ende 2023 an die Preise gebunden. Danach ist die Lieferung von Energie neu auszuschreiben.“ Auf Basis der aktuellen Gaspreise sei bei einem Jahresverbrauch von 7,7 Millionen Kilowattstunden in 2024 mit Aufwendungen von 2,8 Millionen Euro zu rechnen.

Region Osterode- Energie-Einsparmaßnahmen in den Kommunen

Die Maßnahmen, die sich aus den gesetzlichen Vorgaben zum Energiesparen ergeben, sind in den Städten des Altkreises Osterode deckungsgleich. Jede Kommune macht sich zudem zusätzliche Gedanken.

Die Straßenbeleuchtung in Bad Lauterberg ist bereits vor Jahren modernisiert worden. Allerdings soll der Energieversorger nun prüfen, ob es möglich ist, dass nur noch jede zweite bis dritte Straßenlaterne in der Stadt leuchtet, ein Vorhaben, das in Osterode aus rechtlichen Gründen bereits verworfen wurde. Außerdem überlege man, die Beleuchtung im Kurpark und den Brunnen im kleinen Kurpark abzustellen.

In Herzberg gedenkt die Verwaltung laut Daniel Großmann vom Fachbereich III in Immobilien und Liegenschaften die Heizungsanlagen im Sommer abzuschalten. Dort, wo es möglich ist, sollen die Heizkörper sogar im Herbst kalt bleiben. Die Heizintervalle werden auf ein notwendiges Minimum angepasst. Außerdem befragt die Verwaltung die Verantwortlichen und Betreuer ihrer Liegenschaften, ob sie selbst Vorschläge haben, wie man in ihrem Bereich Energie sparen kann. Wo möglich, sollen Untertischgeräte eingebaut, beziehungsweise ausgetauscht werden, um warmes Wasser energiesparender vorbereiten zu können. Außerdem wollen die Herzberger schonmal prüfen, ob man nachts die Straßenbeleuchtung abschalten könnte.

Für Bad Sachsa regt die Verwaltung an, dass die Lichterketten in Marktstraße und Schulstraße wegfallen und statt der sonst üblichen acht Weihnachtsbäume in der Stadt nur drei aufgestellt werden. Zudem soll die Kreiselbeleuchtung wegfallen, und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung wollen auf Fensterbeleuchtung in ihren Büros verzichten.

Den Ortsteilen soll jeweils ein Weihnachtsbaum angeboten werden. Die jeweiligen Ortsräte sollen entscheiden, ob sie von dem Angebot Gebrauch machen wollen. Ansonsten schreitet der Energiesparplan laut Verwaltung langsamer voran als gewünscht.

Folgende Vorschläge hat die Gemeindeverwaltung in Walkenried ausgearbeitet: Heizungen sollen regelmäßig geprüft werden und gegebenenfalls besser eingestellt und die Rohre besser gedämmt werden. Prüfen will man die Betriebszeit von Heizungsanlagen. Gegebenenfalls sollen die Anlagen nachts und am Wochenende heruntergefahren werden. Eine allgemeingültige Temperaturvorgabe ist nicht geplant.

Räume, in denen sich keine Personen aufhalten, sollen gar nicht mehr geheizt werden.

„Für die Kommunen ist das eine hochkomplexe Fragestellung mit wesentlichem monetären Aspekt. Es anders zu formulieren wäre nicht ehrlich“, sagte Augat. Alles, was die Verwaltung jetzt spare, komme städtischen Projekten und dem städtischen Haushalt zugute. Es sind Sportstätten, Kitas, Schulen, Wohngebäude, Friedhofskapellen, Jugendräume, Dorfgemeinschaftshäuser, das Rathaus, die vier Einrichtungen der städtischen Wirtschaftsbetriebe, die Kläranlage und vieles andere mehr, alles städtische Liegenschaften, um deren Unterhaltung sich seit Wochen die sogenannte Task Force Energie den Kopf zerbricht. „Jede einzelne müssen wir uns genau anschauen und sehen, was wir tun können“, erklärt der Verwaltungschef.

Energiesparen seit Jahren Thema

Dabei, so Christiansen, sei Energiesparen in Osterode seit vielen Jahren bereits ein Thema, beispielsweise bei Sanierungsmaßnahmen und der damit verbundenen Frage nach größtmöglicher Energieeffizienz und der Finanzierung: „Seit 20 Jahren haben wir eine genaue Auflistung unseres Energieverbrauchs.“

Seit dem Jahr 2018 ist die Stadt Mitglied der Energieagentur Göttingen, vor rund einem halben Jahr hat die Klimaschutzmanagerin Dr. Katharina Willim ihre Arbeit aufgenommen und befasst sich derzeit mit einem Klimaschutzkonzept für die Stadt Osterode. Augat: „Wir befinden uns in engem Austausch mit unserem Versorger Harz Energie, um Synergien nutzen zu können.“

Herausforderung für die Finanzen

Fest steht aber in jedem Fall: Es wird teuer, die Herausforderungen für die kommunalen Finanzen sind gewaltig. „Wir wissen nicht, ob es Hilfen geben wird. Da sind wir extrem von Berlin abhängig.“ Gehandelt werden muss aber dennoch, auch kurzfristig, so bei der Straßenbeleuchtung. Dort, wo keine LED-Leuchten installiert sind, fährt sie statt wie bisher im Winter erst ab 20.30 Uhr, einen um 50-prozentige Leitung reduzierten Betrieb. Eine Nachtabschaltung ist technisch noch nicht möglich, weil die rechtlich vorgeschriebene Beleuchtung von Fußgängerüberwegen nicht einzeln geschaltet werden kann. Es wird geprüft, wie das zu ändern ist. Die Polizei hat laut Verwaltung keine Bedenken bei einer Nachtabschaltung. Letztlich verbleibt die Entscheidung dann bei der Politik.

Straßenlampen ohne LED werden um 50 Prozent heruntergefahren.
Straßenlampen ohne LED werden um 50 Prozent heruntergefahren. © HK | Mark Härtl

Vorangetrieben wird, dort wo noch nicht geschehen, die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Dafür soll Geld in den nächsten Haushalt eingestellt werden, damit das Projekt in zwei Jahren abgeschlossen werden kann. Entsprechend der jüngsten Vorgaben zum Energiesparen werden städtische Räume nur bis 19 Grad beheizt, Durchlauferhitzer spenden nur noch kaltes Wasser, markante Gebäude der Stadt werden nicht mehr angestrahlt. Kitas und Grundschulen sind von den Regelungen bislang nicht betroffen, aber: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dafür sensibilisiert, den Energiebedarf möglichst niedrig zu halten“, so der Bürgermeister.

Jugendräume bleiben offen

Geöffnet bleiben die Jugendräume. Man sei sich seiner Verantwortung für die Gesellschaft bewusst und wolle bestimmte kommunale Dienste unbedingt erhalten, führten Augat und Christiansen aus, mahnen aber alle Nutzer städtischer Einrichtungen, sich im eigenen Interesse an den klaren Verhaltensregeln zum Energiesparen zu orientieren. Ob städtische Leistungen aufgrund der Kostensteigerungen teurer werden, ließ der Bürgermeister offen, schloss das aber auch nicht aus. Gebühren müssen kostendeckend abgerechnet werden, da habe man keinen Spielraum.

„Es gibt nicht für alles schnelle Lösungen und es gibt keinen Königsweg. Aber wir haben uns auf den Weg gemacht“, so lautete das Fazit der Verwaltungsspitze, die trotz der schwierigen Lage auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt hofft.