Lasfelde. Der senegalesische Lehrer Serigne Bassirou Diagne war zwölf Tage zu Besuch an der Grundschule Lasfelde. Nun wurde er emotional verabschiedet.

Plötzlich werden auch bei Serigne Bassirou Diagne die Augen ein wenig feucht, schnell greift er nach einem Taschentuch und wischt sich ein paar kleine Tränen weg. Dass es emotional werden würde, war vorher klar. Doch damit hatte er nicht gerechnet: Fast alle Schüler der Grundschule Lasfelde waren in der Turnhalle zusammengekommen, sangen für ihn und überreichten zum Abschied jede Menge Geschenke. Zwölf Tage war der Lehrer aus Kaolack, der dort Schulleiter an der Grundschule SAM 2 ist, zu Gast an der Grundschule in Lasfelde. Zwölf Tage, in denen aus einem zuvor nur online möglichen Austausch ein enges und fast schon familiäres Verhältnis geworden ist.

Die Grundschule Lasfelde und das SAM 2 in Kaolack sind Partnerschulen – es ist eine der ganz seltenen Partnerschaften zwischen einer deutschen und einer afrikanischen Grundschule. Seit Sommer 2021 steht man im virtuellen Austausch, quasi als jüngstes Element im sogenannten Osteroder Modell. Doch erst jetzt konnte man sich coronabedingt auch in der Realität begegnen.

„Die Sprache war der große Angstgegner, aber die Kommunikation klappt erstaunlich gut“, berichtete Anke Schwarz, Leiterin der Lasfelder Grundschule, nach den intensiven Besuchstagen. Wenn das Schulfranzösisch nicht mehr ausreichte – mit Händen und Füßen kam man immer weiter.

Kinder suchen schnell Kontakt

Dabei spielte sie nicht nur auf den Austausch zwischen den Erwachsenen an, sondern insbesondere auch den zwischen Diagne und den deutschen Schülerinnen und Schülern. „Es war fast schon überraschend, wie schnell die Kinder den Kontakt gesucht haben. Zehn Minuten hat es gedauert, dann war alles klar“, sagte sie mit einem Lachen. Jeden Morgen hätten sich die Kinder bereits auf die Ankunft des Gastes gefreut, der in Deutschland neben seiner Zeit an der Schule ein eng gestecktes Programm absolvierte, um möglichst viel von Osterode und der Umgebung kennenzulernen.

Viele Kinder überreichen Serigne Bassirou Diagne selbst gebastelte Geschenke.
Viele Kinder überreichen Serigne Bassirou Diagne selbst gebastelte Geschenke. © HK | Robert Koch

Die Unterschiede zwischen den beiden Grundschulen empfand Diagne dabei als gar nicht so riesig. „Auf beiden Kontinenten haben wir ähnliche Fächer – Mathe, Sprache, Naturwissenschaft. Und beide Schulen haben einen Garten, so können wir voneinander lernen. Der größte Unterschied ist die Klassengröße, damit müssen wir uns im Senegal arrangieren“, erklärte der Kaolacker Schulleiter. Schwarz pflichtete ihm bei: „Eine Partnerschaft zwischen Grundschulen ist vielleicht sogar etwas leichter zu gestalten, weil wir an den Schulen sehr ähnliche Themen behandeln.“

Brücke wird online gepflegt

Über das Internet soll die Brücke nun gepflegt und stabilisiert werden, sollen sich auch die Kinder direkt kennenlernen. „Darauf freue ich mich, das ist der wichtigste Teil der Freundschaft“, unterstreicht Schwarz. Eine Brücke war symbolisch auch bei der Abschiedsfeier auf einer großen Karte gebastelt worden, während die aus Kaolack mitgebrachte Friedenstaube auf der senegalesischen Flagge stand. „Egal, welche Hautfarbe man hat, ob man im Senegal oder in Deutschland lebt – das Herz schlägt überall gleich“, verdeutlichte Diagne, während er ein letztes Mal von den Harzer Kindern umringt wurde.

Die Friedenstaube erhält einen Ehrenplatz.
Die Friedenstaube erhält einen Ehrenplatz. © HK | Robert Koch

Anja Hampe, Koordinatorin des Projekts Schulpartnerschaft an der Grundschule in Lasfelde, ist von den vergangenen Tagen auf jeden Fall voll auf begeistert. „Wir haben uns auf eine Reise begeben und es war eine unglaubliche Herausforderung. Aber es war auch eine unfassbar schöne Zeit, in der wir viele Ideen entwickelt haben“, sagte die Lehrerin. Für sie sei es toll zu sehen, wie sich schon bei den jungen Schülern die Sensibilität für andere Kontinente, Kulturen und Sprachen entwickele.

Ein Baum der Freundschaft

Als letzte gemeinsame Aktion stand schließlich das Pflanzen eines Freundschaftsbaumes auf dem Schulhof an – ein kleiner Walnuss-Setzling. „Das hat fast schon ein wenig Symbolik. So, wie der Baum jetzt seine Blätter verliert, so müssen auch wir gerade auf Wiedersehen sagen. Doch der Baum wird bei der richtigen Pflege im Frühjahr wieder austreiben, wachsen und gedeihen. Und genauso wird unsere Verbindung nach Kaolack bei der richtigen Pflege schnell wachsen und gedeihen und hoffentlich reichlich Früchte tragen“, ist sich Schwarz sicher.

Schulleiter unter sich: Anke Schwarz und Serigne Bassirou Diagne pflanzen einen Baum der Freundschaft.
Schulleiter unter sich: Anke Schwarz und Serigne Bassirou Diagne pflanzen einen Baum der Freundschaft. © HK | Robert Koch

An den Lasfelder Kindern wird das mit Sicherheit nicht scheitern. Die versorgten den frisch gepflanzten Baum direkt mit Wasser und freuen sich schon jetzt auf den weiteren Kontakt. Ganz so, wie es eben auch wortwörtlich auf französisch heißt: Au revoir – bis zum Wiedersehen.