Osterode. Die Fledermaus AG des Nabu Osterode legt den Jahresbericht über ihre Aktivitäten im Jahr 2021 vor.

Die Fledermaus AG des Naturschutzbundes Osterode (Nabu) hat jetzt den umfangreichen Jahresbericht für das Jahr 2021 vorgelegt und damit das Geschehen rund um die nachtaktiven Tiere zusammengefasst. Berührt werden darin auch die Landkreise Goslar und Northeim.

Über den Nachweis einer besonderen Art am Iberg freuen sich die Experten besonders: Es wurde erneut die Nymphenfledermaus festgestellt. Es wurden Hautproben genommen und diese an der Universität Trier mit DNA bestimmt. Es kam eine Bestätigung, und man ist jetzt auf der sicheren Seite, dass hier diese sehr seltenen Fledermausart vorkommt

Die Osteroder Fledermausexperten Wolfgang Rackow und David Anderson erinnern in ihrem Bericht zunächst an die Fledermausausstellung des Nabu Niedersachsen, die von Januar bis April in einem Schaufenster der Herzberger Hauptstraße präsentiert wurde. Weiter war sie im August während der Höhlen- und Karstwoche im HöhlenErlebnisZentrum am Iberg in Bad Grund zu sehen sowie in den Schaufenstern in Osterode Am Schilde. In Osterode und Schwiegershausen haben Rackow und Anderson zudem die beliebten Fledermaus Exkursionen traditionell durchgeführt. Die Nachfrage war groß, für beide Veranstaltungen waren über 120 Kinder angemeldet. Erlaub aber war nur eine maximale Zahl von 30 Kindern.

Aktiv war die AG mit Projekten innerhalb eines Berufsbildungsbereiches der Harz-Weser-Werke in Osterode: Rackow: „Ich habe Baupläne für Fledermauskästen vorgestellt und den Jugendlichen viele Ratschläge zum Bau und zur Biologie der Nachtflatterer gegeben. Das Ergebnis waren exzellent gebaute Flachkästen, die im September übergeben wurde. Gemeinsam mit der Zukunftswerkstatt und der Juesseehilfe aus Herzberg haben wir dann im Dezember drei Fledermauskästen am Juessee angebracht.“

Im August hatte Wolfgang Rackow begonnen, die Fledermaus-Infotafel in der Osteroder Vogelstation zu renovieren. Abschleifen, streichen, neue Infotafeln anbringen und ein neues Dach bauen. „Zum 50-jährigen Bestehen der Vogelstation war alles fertig, und wir haben zum Tag der offenen Tür einen kleinen Wissenstand aufgebaut“, eine sehr gelungene Aktion, wie der Experte befindet.

Auch Tagungen und Seminare standen wieder auf der Agenda so die bayerische Fledermaustagung mit über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Onlineveranstaltung, das Onlinetreffen der Regionalbetreuer des NLWKN, bei dem der Osteroder mit einem Vortrag über die Verbreitung und Aussterben der Kleinen Hufeisennase in Niedersachsen präsent war. Weitere Online-Veranstaltungen waren über die Mopsfledermaus, Erfassung der Stiftung Fledermaus in Thüringen und ein Vortrag über eine Fledermauserfassung an der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen. Weiter gab es von der Deutschen Fledermauswarte eine Präsenz- und Online-Tagung in Berlin, wo von der Universität Greifswald auch über die langfristig kontrollierten Winterquartiere aus dem Westharz berichtet wurde. Das Seminar „Fledermausschutz im forstlichen Bereich“ hatte Rackow mit 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Bildungszentrum in Münchehof durchgeführt. Mit fast 200 Teilnehmenden fand dann noch eine Online- Abendsegler-Tagung statt.

Da im März/April 2020 noch nicht klar war, wie und in welchem Umfang es bei den Auflagen wegen der Corona-Pandemie weitergeht, haben Fledermausschützer aus dem gesamten südniedersächsischen Raum eine synchrone Abendsegler Erfassung im Freien an 30 Teichen und Talsperren organisiert. Von Walkenried bis Salzderhelden und von Vienenburg bis an die Weser standen sie eine Stunde mit Detektoren, um die maximale Anzahl der Abendsegler zu erfassen.

Im 17. Jahr des Monitorings am Iberg bei Bad Grund haben die Experten 619 Fledermäuse gefangen, vermessen und teils beringt, davon waren 107 Tiere schon beringt. „Mit dem Fang je eines Abendseglers und eines Kleinabendseglers haben wir zwei neue Nachweise vom Iberg“, freut sich Rackow.

Im zweiten Jahr hat der Osteroder Experte an der Auszählung von Nordfledermaus-Wochenstuben in Lerbach, Freiheit, Riefensbeek und Windhausen für ein Planungsbüro im Auftrag des NLWKN teilgenommen. Eine bioakustische Erfassung und Netzfang wurde im Naturschutzgebiet Husumer Tal bei Hammenstedt im Landkreis Northeim durchgeführt.

Nach umfangreicher Recherche im Internet hat die AG Karstkunde mehrere Filme über das Aufsuchen der Jettenhöhle im NSG Hainholz und der Himmelreichhöhle in der Gipskarstlandschaft Bad Sachsa gefunden. „Die absolute Krönung erlaubte sich ein Abenteurer, der sogar in der Jettenhöhle übernachtete und mit einem Gaskocher sein Essen zubereitete und das mitten in der Winterschlafphase. Hier half nur noch eine Anzeige beim Landkreis Göttingen und Polizei“, berichtet der Fledermausexperte verärgert über solche Eskapaden. Dem Beschuldigten wurde eine Geldbuße auferlegt und ist beim Wiederholungsfall vermerkt.

Viel Zeit und Energie wurde in das Verfahren Landesraumordnungsprogramm LROP und vor allem in das Regionale Raumordnungsprogramm RROP investiert. Neben vielen Wissenslücken der Landesregierung und des Landkreis Göttingen über ihre eigene Fledermaus Datenlage, so Rackow, waren die potenziellen Flächen für Windenergieanlagen das Haupt-Augenmerk. „Da sich das Land Niedersachsen wieder viel Zeit genommen hat, um die Managementpläne für die FFH-Gebiete in Niedersachsen zu erstellen und dies auch für alle Gebiete dann zeitgleich an die Städte und Landkreise vergeben wurde war klar, dass die Angebote nicht nur aus Niedersachsen kamen. Jetzt suchen die Büros nach Daten für die FFH-Gebiete 133 Gipskarstlandschaft Osterode 136 Gipskarstlandschaft bei Bad Sachsa und 134 Sieber, Oder und Rhume. Diese sind aber vielerorts nicht vorhanden, weil es eben nicht überall und für alle schützenswerten Arten von Flora und Fauna meist ehrenamtlich erfasste Daten gibt. Manches dauert eben, umso erfreulicher ist, dass die Ausschreibung und Vergabe der Fledermauserfassung für den Altkreis Osterode vergeben ist“, sagt Rackow abschließend.