Osterode. Die Schülergruppe des Osteroder Gymnasiums hilft dabei, dass im Stadtwald von Osterode ein neuer Buchenhain wachsen kann.

Tief hängen die Wolken über der Söse und immer wieder schauen die Schüler besorgt in den Himmel. Hält das Wetter? Trotz drohender Schauer und Schneestürme hat sich die zehnköpfige Schülergruppe kürzlich pünktlich am frühen Morgen am Forsthaus versammelt. Gut ausgerüstet mit Gummistiefeln, Regenjacke und Arbeitshandschuhen hören die Abiturienten des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums (TRG) Osterodes Stadtförster Rudolf Buff zu, der letzte Anweisungen gibt: Mehr als 600 Rot-Buchen wollen die Schüler an diesem Morgen im Rahmen eines eigenen Seminarfachprojektes pflanzen.

„Beherzt greifen die Schüler zu Hacken, Schaufel und Spaten.“ Mit der fachkundigen Hilfe von zwei Forstarbeitern „bereiten sie die jungen Buchen zum Einpflanzen vor – zum Beispiel bindet man ein blaues Band um die Krone, um später sehen zu können, wo das ,Buchenbaby’ steht“, informiert die Schule.

Es ist nicht leicht, die Setzlinge in die Erde zu bekommen.
Es ist nicht leicht, die Setzlinge in die Erde zu bekommen. © Schule | trg

Entstanden ist die Idee zum Projekt im Seminarfach Gesellschaft und Werte. Im Vorfeld hatten die Schüler um Tristan Ahrens, Luques Hartl-Polanco, Hannes Lüdeke und Tobias Schimpfhauser bereits mehr als 6.000 Kilometer mit einem Schrittzähler gesammelt – um zu zeigen, wie leicht man Gutes für die Umwelt und so auch für seine Mitmenschen tun kann, wenn man einfach das Auto stehen lässt. Dabei hatten viele Anwohner in Osterode und Umgebung mit großer Resonanz fleißig Schritte gesammelt. Ohne diese tatkräftige Unterstützung hätte das Projekt nicht funktioniert.

Nun wollen die Schüler auch nachhaltig die Zukunft Osterodes gestalten, indem sie ein weiteres Umweltprojekt in die Tat umsetzen: Unter dem Motto „600 Bäume – 600 Jahre Tilman-Riemenschneider-Gymnasium“ wollen sie dem massiven Baumsterben im Harz und dem Osteroder Stadtforst etwas entgegensetzen. Unterstützt werden sie dabei von der Volksbank Osterode.

Förster Buff ist dankbar für die Aktion: „Es ist so wichtig, ein Bewusstsein für die Not unseres Waldes und unserer Umwelt zu wecken. Der Dürresommer 2018 wird den Fichten im Harz den Garaus machen: 95 Prozent des Fichtenbestandes im Harz werden verschwinden.“ Das ist genug Motivation für die Schülergruppe, tatkräftig zu pflanzen – so spüren sie auch die Kälte nicht. Und bald flattern viele blaue Bänder im kalten Wind.

Biologielehrer Wulf-Ingo Prange packt mit an.
Biologielehrer Wulf-Ingo Prange packt mit an. © Schule | trg

Dabei ist es gar nicht so leicht, die Setzlinge in die Erde zu bekommen: Sind die Wurzeln ausreichend tief in der Erde? Ist der junge Baum auch geschützt gegen Wind und Wetter? Ein alte Pflanztechnik wenden sie an und nutzen die Wurzelstümpfe der gefällten Fichten als schützende Kinderstube.

Die Abiturienten arbeiten konzentriert und schnell. Zusammen mit Biologielehrer Wulf-Ingo Prange hören sie den Erläuterungen der Waldarbeiter zu und lernen viel über den Zusammenhang zwischen Dürre, Wassermangel, schwindenden Schutzmechanismen der Bäume und Borkenkäfer kennen. Auch die Waldgesellschaften am Harz werden thematisiert – und flugs sind alle Buchen gepflanzt.

Den letzten Buchenbaum an diesem Tag pflanzt Schulleiter Dietmar Telge, der sich für das Projekt auch im Vorfeld sehr eingesetzt hat. Es wird hier zunächst ein Mischwald entstehen und nicht alle der Buchen werden durchkommen.

Dennoch: „Wenn ich hier später mal mit meinen Kindern wandere und sage: Diesen Wald habe ich mit meinen Freunden zusammen gepflanzt – das ist wirklich cool!“, sagt Tristan Ahrens und schaut optimistisch in die Zukunft, an der er mitgearbeitet hat: Blaue Bänder flattern auf einer Fläche von etwa einem Hektar; ein neuer Buchenhain wächst heran.

Abiturienten des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums (TRG) pflanzen mehr als 600 Rot-Buchen im Osteroder Stadtwald.
Abiturienten des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums (TRG) pflanzen mehr als 600 Rot-Buchen im Osteroder Stadtwald. © Schule | trg