Osterode. Ärztevereinsvorsitzender und Kreisstellensprecher Dr. Manfred Eilts teilt seine Gedanken zum Thema „Warten“, etwa auf den Corona-Impfstoff.

Diese Zeit besteht aus Warten, Zeit besteht immer aus Warten.

Warten darauf, dass es besser wird, warten auf Antworten, auf Besuch, auf Trost, auf Klarheit, warten auf einen Impfstoff; wer hätte das gedacht, dass wir auf einen Impfstoff warten?

In anderen Ländern wartet man auch auf den Regen, auf Brot, auf Arbeit und darauf, dass es besser wird.

Viele warten vergeblich, Flüchtlinge auf ein Visum, Kranke auf Gesundung, Hoffnungslose auf den Tod.

Das Warten hat viele Seiten, zum Beispiel die der Hoffnung und der Erwartung... es kann Jahre, ja ein ganzes Leben dauern, das man auf etwas wartet, was sich dann nie einstellen wird.

Warten und sich in Geduld üben, ist nicht unsere größte Stärke, viele von uns sind nicht gewohnt zu warten, ohne sich abzulenken, ohne sich mit dem Internet zu beschäftigen, auf einen Bildschirm zu schauen, es fällt uns schwer, uns in Geduld zu üben.

Wenn wir zumindest das bekommen, was wir uns erhofft haben, und sei es nur ein Impfstoff, aber das kann ja wohl nicht alles gewesen sein.

Letztendlich wartet diese Welt auf einen freundlichen Ruck, einen freundlichen Gruß,
ein Hinschauen, ein Anschauen, ein Hinhören, ein Lächeln; so kann jetzt wieder etwas an Wert und Kraft gewinnen, was nicht mehr selbstverständlich ist, auf der Kippe steht und droht verloren zu gehen: das Miteinander, das Füreinander, die Selbstkontrolle, schließlich das Übersichselbstnachdenken.

Warten kann somit auch einen Freiraum bieten für Reflexion, Ideen und letztendlich Entschleunigung.

In dieser globalen, digitalen und beschleunigten Zeit, in der das meiste jederzeit und überall verfügbar erscheint, stellte Warten auch eine Reflexion auf Sinn, Gefühle und Innenschau dar, somit ist das Warten auch ein Chance, keine Zeitvergeudung; somit wird das Warten zu einer Erwartung, wir erwarten das neue Jahr.

Dr. med. Manfred Eilts