Osterode. „Edible connections“: Schülerinnen und Schüler des TRG diskutieren über Ernährung.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b nehmen zurzeit als erste Lerngruppe des TRG am „edible connections“-Projekt teil. Am ersten von insgesamt drei Workshops ging es am vergangenen Donnerstagvormittag zunächst und ganz auf die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler bezogen um die Frage, was Esskultur und -genuss für die Vierzehnjährigen eigentlich bedeutet. Wo es um „essbare Verbindungen“ geht, stellten sich darauf aufbauend aber auch schnell die Fragen nach den sozialen und ökologischen Folgen unserer Kauf- und Konsumentscheidungen, da wir als Verbraucher längst in einen globalisierten Lebensmittelhandel eingebunden sind.

Angeregt wurden diese Fragestellungen durch ein Impulsreferat von Referentin Diettrich, der aus Berlin angereisten Umweltpädagogin des Vereins Slow Food Deutschland e.V. Dieses veranschaulichte der Lerngruppe, dass die industrialisierte Lebensmittelproduktion nach dem Prinzip des „möglichst viel, möglichst günstig“ eine Bandbreite von Konsequenzen nach sich zieht. Diese reichen von schlechten Arbeitsbedingungen in den Erzeugerländern des „globalen Südens“ bis hin zum Verlust der Biodiversität durch Pestizideinsatz und Anbau in Monokultur.

Kritische Schülerinnen und Schüler

Klassenlehrer Tobias Romppel, der das Projekt begleitet, zeigte sich beeindruckt vom Interesse und die zahlreichen und kritischen Zwischenfragen der Schülerinnen und Schüler: „Viele der Jugendlichen haben sich bereits kritisch mit Fragen des eigenen Konsumverhaltens auseinandergesetzt und wollen ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern“. Emma zum Beispiel berichtete, mit ihrer Familie bereits zum lokalen Schlachter gefahren zu sein, um sich von der regionalen Herkunft der Schlachttiere zu überzeugen.

In Form eines „World Café“ hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, verschiedene Leitfragen selbstständig in Kleingruppen miteinander zu diskutieren. Schulleiter Dietmar Telge, der sich für das Projekt eingesetzt hatte und es sich nicht nehmen ließ, im Workshop vorbei zu schauen, konnte hören, wie die Schülerinnen und Schüler den Sinn sowie die Grenzen von Öko- und Sozial-Siegeln auf Lebensmittelverpackungen diskutierten, sich für „Lebensmittel ohne Strichcode“ aussprachen oder auch darüber nachdachten, welche Lebensmittel sie selbst eigentlich schon einmal angebaut haben.

Am Ende dieses ersten Vormittages standen Schülerpräsentationen, in der die jeweiligen Diskussionsergebnisse vorgestellt wurden: Elias trug vor, dass seine Kleingruppe sich einen QR-Code auf den Lebensmittelverpackungen wünscht, über den der kritische Verbraucher zum Beispiel erfährt, wo ein Produkt unter welchen Verhältnissen hergestellt wird. Anna wies darauf hin, dass Erzeuger zum Teil unter Ausbeutung leiden, während Importländer des „Nordens“ häufig von billigen Produktpreisen profitierten. Marie berichtete, dass ihre Gruppe, die sich mit alternativen Erzeugungs- und Handelskonzepten befasst hatte, es wichtig fand, vor allem regionale und saisonale Produkte zu kaufen - auch wegen des besseren Geschmacks. Um Verpackungsmüll zu vermeiden, solle man Wurst und Fleisch lieber beim Schlachter als im Supermarkt kaufen.

Das Abschlussfeedback des Tages zeigte, dass die Schülerinnen und Schüler dieser achten Klasse es wertgeschätzt haben, ihre Meinungen äußern und reichlich diskutieren zu können. Auf dieser Grundlage war nun ein jeder Teilnehmer eingeladen, sich eine eigene Meinung zu bilden und auch mit anderen über nachhaltige Ernährung zu reden bzw. verantwortungsvolles Verhalten vorzuleben. Rosemarie fasste treffend zusammen, dass „jede Person etwas verändern kann“.

In einem weiteren Workshop-Vormittag wird die Lerngruppe noch vor den Herbstferien eine Fußexkursion in eine Filiale des deutschen Lebensmittelhandels antreten, um internationale Verflechtungen des Lebensmittelhandels zu untersuchen und Interviews zu führen. Im dritten Projektbaustein wird es nach den Herbstferien zu einem „Live Call“ mit Schülern der Rio Grande da Sul Federal School in Brasilien kommen. Dazu werden sich die Schülergruppen per Skype in Echtzeit und auf Englisch über Ernährung austauschen und einen Einblick in die Konsumgewohnheiten des anderen Landes erhalten.

Interkultureller Dialog

Aufgrund der Zeitverschiebung zu Brasilien wird dieses Gespräch am Nachmittag außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden. Sicherlich werden die zahlreichen Denkanstöße, die sich aus dem interkulturellen Dialog ergeben werden, die Schülerinnen und Schüler für die zusätzlich aufgebrachte „Unterrichtszeit“ entschädigen.

Das TRG engagiert sich als mitarbeitende Schule im UNESCO-Netzwerk in verschiedenen Bereichen um interkulturelle Begegnung zwischen Menschen verschiedener Herkunft, sowie um Umweltbildung und globales Lernen. Der „edible connections“-Workshop wird gefördert von Engagement Global und Brot für die Welt und ist dadurch für die Teilnehmer kostenfrei.