Osterode. Über Albert Schweitzer und Dietrich Bonhoeffer: Ein Abend mit Gitarrist Hein Brüggen und Uta Herrmann.

Um Albert Schweitzer und um Dietrich Bonhoeffer ging es am Freitag im Kirchgarten von St. Marien in Osterode. Uta Herrmann, Kirchenvorstandsvorsitzende, referierte über beide, dazu gab es entspannte und sommerliche Gitarrenklänge von Hein Brüggen, Musiker aus Stadtoldendorf.

Doch neben dem Programm war es durchaus auch die Möglichkeit, endlich einmal wieder an kirchlichem Leben teilzunehmen und Gemeinschaft zu erleben, was die Besucher anzog. Natürlich war die Teilnehmerzahl begrenzt und der Mindestabstand musste gewahrt werden, doch allein die lauschige Atmosphäre im Schatten der ehrwürdigen Kirchenmauern und im Grünen nach einer langen Zeit ohne öffentliche Veranstaltungen begeisterte viele.

Ebenso das Gefühl, Musik endlich wieder live erleben zu können und applaudieren zu können. Den Applaus hatte sich Gitarrist Hein Brüggen aber auch verdient, denn mit Kompositionen aus Frankreich, Spanien, Lateinamerika und vielen eigenen Stücken, schuf er eine Urlaubsatmosphäre, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zu den doch recht ernsten Themen der Lesung passen mochte, dann aber doch einen schönen Gegenpol bildete.

Oft fühlte es sich an als trug die Musik auch dazu bei, die Gedanken sacken zu lassen und eigenen Assoziationen nachzuhängen. Inhaltlich ging es nämlich um nicht weniger als Haltung. Uta Herrmann hatte Texte ausgewählt, die den festen Glauben Schweitzers und Bonhoeffers in den schwierigen Zeiten der Anfeindungen und einschränkender öffentlicher Meinung darstellten. So wurde Albert Schweitzers konsequenter Humanismus in Zeiten des Nationalsozialismus herausgearbeitet, ebenso wie Bonhoeffers unumstößliches Gottvertrauen, das selbst in der Gefangenschaft und bis zu seinem Tod nie ins Wanken geriet.

Individuum als Zentrum

Es ging um Schweitzers Überzeugung, das Individuum als Zentrum zu sehen und die Bedeutung des Einzelnen im System, ebenso wie Bonhoeffers durch den Glauben bestimmtes Leben wie sein Appell an die Kirche, die sich auf die Hilfe gegen Hunger, gegen Armut und gegen Ungerechtigkeit engagieren, also für Bedürftige und Minderheiten einsetzen solle.

Offen blieb, inwieweit diese historischen Positionen uns in Zeiten des erstarkenden Populismus und der lauter werdenden Systemgegner auch heute hilfreich sein können. Doch das, wie gesagt, konnte sich beim Gitarrenspiel jeder für sich beantworten.