Osterode. Schnee zu den Weihnachtsfeiertagen ist eher die Ausnahme. Er kommt im Schnitt nur alle fünf bis zehn Jahre vor. Dafür gibt es einen Grund.

Weiße Weihnachten: Lag früher wirklich häufiger Schnee? Warum wir glauben, dass die Winter früher weißer waren? Die Frage nach Schnee zu den Feiertagen wird immer häufiger gestellt, je näher die Feiertage rücken. Schneeballschlacht und Schlittenfahrt standen schließlich in früheren Wintern ständig auf der Tagesordnung – das bilden wir uns zumindest ein. Die Wetterdaten belegen eine Erinnerungstrübung.

Kurz vor Weihnachten kann man durchaus schon mal anfangen, leise zu spekulieren, ob es Schnee zu Weihnachten gibt. Die Tendenz sieht nach derzeitigem Stand sogar nicht mal schlecht aus. Nach dem vierten Advent könnte ein neuer Schwall kalter Luft zu uns gelangen. Ob dies dann auch Flocken bis in die Täler bedeutet, bleibt allerdings abzuwarten.

„Leider stehen die Chancen für Weiße Weihnachten statistisch gesehen aber grundsätzlich schlecht.: Eine weihnachtliche Winterlandschaft in Deutschland ist mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 20 Prozent eher die Ausnahme und kommt nur alle fünf bis zehn Jahre vor“, erklärt Matthias Habel, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline. Demnach vermitteln die romantisch verklärten Weihnachtsszenen aus Filmen, Fernsehen und Werbung ein Ideal und nicht den Normalzustand. In Deutschland gab es zuletzt 2010 ein weißes Fest.

„Grund für die schneefreien Feiertage ist das sogenannte Weihnachtstauwetter, das mit recht hoher Wahrscheinlichkeit rund um die Weihnachtstage eintritt. Wir Meteorologen bezeichnen ein solches Phänomen als Singularität“, so Wetterexperte Matthias Habel und erläutert: „Wenn Tiefs mit ihren Wetterfronten von Nordsee und Atlantik wärmere Luft zu uns führen, so führt dies in Deutschland zu mildem und regnerischem Wetter, eventuell vorhandener Schnee schmilzt rasch.“

Die kollektive Erinnerung, dass es wenigstens abseits des Weihnachtsfestes früher mehr Schnee gab, entpuppt sich ebenso als Illusion. Ein Blick auf die Wetterdaten der vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass sich eine stetige Abnahme der Schneemenge nicht nachweisen lässt. Vielmehr ist es so, dass auch in früheren Jahrzehnten die meisten Weihnachtsfeste grün waren. Dass viele Menschen sich dennoch an weißere Winter erinnern, liegt an einer positiven Gedächtnisverzerrung, die mit dem Alter zunimmt, sagen Psychologen. Man erinnere sich generell besser an besondere Ereignisse aus der Vergangenheit. Das heißt, der schneereiche Winter aus der Kindheit überstrahlt in der Erinnerung alle anderen Winter, die nicht so verschneit waren. Das einmalige Ereignis wird dann als Bild für alle Winter abgespeichert.

Weiße Winterlandschaften, die durch Kunst, Literatur und Medien als winterliches Ideal verbreitet werden, bestätigen diese Erinnerung zusätzlich.