Osterode. 1973 wurde die Stadthalle in Osterode eingeweiht. Heute kommen 40.000 Besucher jährlich. Die Betreiber wollen das Angebot ausbauen.

Den Charme der 70er Jahre hat sie weitgehend abgestreift, ihr äußeres Erscheinungsbild im Osteroder Kurpark ist aufgeschlossen und modern. Als die Osteroder Stadthalle am 25. Oktober 1973 feierlich eröffnet wurde und Stargast Katja Ebstein vor 700 begeisterten Festgästen von der Bühne trällerte, konnte keiner ahnen, welchen Weg die Halle in den kommenden Jahrzehnten nehmen und in welchem Umfang sie das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Osterode bestimmen wird.

Angetreten war man bescheiden, um mit dem Neubau Kornmarkt und Kurpark zu beleben. Daraus wurde viel mehr! Im Schnitt kommen jetzt jährlich 40.000 Besucher in den Kulturtempel.

Es sind Konzerte, Theatervorführungen, Bälle, Empfänge, Messen, Tagungen oder Flohmärkte, die mit dem Foyer, der Halle und dem weiten Außengelände beste Bedingungen vorfinden, es ist eine Lokation, die ihresgleichen suchen muss.

Platz für 1.600 Besucher

872 Sitzplätze bei bestuhlter Halle, 500 Plätze mit Tischen, unbestuhlt bietet sie Platz für 1.600 Konzertbesucher: Das ist schon eine Hausnummer: „Unsere Stadthalle ist ein Alleinstellungsmerkmal für die ganze Region“, ist sich Stadthallenleiter Michael Stein (63) sicher. Sie entfalte Strahlkraft weit über Osterode hinaus. Besucher kommen nicht nur aus dem sogenannten Altkreis, sondern aus den Bereichen Seesen, Northeim, Bad Gandersheim und aus dem Oberharz. Das wissen auch die Agenten und Agenturen, die gerne nach Osterode vermitteln. So wurde das Vermietgeschäft ein wichtiges Standbein der Halle. Bei den Agenturen habe man sich im Lauf der Jahrzehnte einen guten Namen erworben, begründet das Stein mit der guten Betreuung durch ein kompetentes Stadthallenteam, die Lage in direkter Stadtnähe und guten Bedingungen im Gebäude selbst.

Sie planen, was in der Stadthalle Osterode läuft: Eventmanagerin Corina Borgmeyer und Michael Stein, Leiter der Stadthalle, posieren am Steuerpult der Technik.
Sie planen, was in der Stadthalle Osterode läuft: Eventmanagerin Corina Borgmeyer und Michael Stein, Leiter der Stadthalle, posieren am Steuerpult der Technik. © HK | Mark Härtl

Entsprechend hochkarätig sind die Akteure. Viel Theater- und Musikprominenz war hier schon zu Gast, Stars wie Volkstheaterurgestein Heidi Kabel, die direkt nach der Eröffnung in Osterode gastierte, Elisabeth Flickenschild, Hans Clarin, Heiner Lauterbach oder Anja Kruse, Jürgen Prochnow, Horst Tappert - auch Udo Lindenberg, Drafi Deutscher, Doro Pesch, Nena, Heinz Rudolf Kunze BAP und PUR oder die Comedystars Hape Kerkeling, Atze Schröder, Tom Gerhardt und Helge Schneider und viele andere mehr.

So spiegelt auch das aktuelle Veranstaltungsprogramm die Qualität des Angebots für jeden Geschmack mit beispielsweise den Amigos, Olaf Schubert, Joja Wendt oder Baumann & Clausen. Mit bis zu vier Events in der Woche ist es eng gestrickt. Zudem hat sich das Theaterabonnement, das die Stadthalle Osterode anbietet, zu einem Dauerbrenner entwickelt. Da sprechen die Zahlen für sich. Für die aktuelle Spielzeit mit sieben Stücken sind nur noch wenige Plätze zu haben, für Stein auch ein Beweis, dass man gut vor Ort verankert ist und in der Region gewertschätzt wird.

Seit 1994 in der Wibo

Im Oktober 1986 übernahm Michael Stein von Otti Holland die Leitung der Einrichtung, die seit 1. Juli 1995 zu den Städtischen Wirtschaftsbetrieben (Wibo) gehört, ein großer Vorteil, was ihre finanzielle Begleitung angeht. Während Stadthallen anderswo meist in direkter städtischer Trägerschaft sind und, wenn überhaupt, mühselig finanziert werden, haben die Wirtschaftsbetriebe die finanzielle Ausstattung, die Entwicklung der Einrichtung angemessen voranzutreiben. Baulicher Unterhalt des großen Ensembles mit dem kubischen Saalbau und dem angeschlossenen langgestreckten Flachbau zur Dörgestraße und das Personal kosten viel Geld, Ausgaben die trotz kostendeckenden Abos durch Einnahmen nicht aufgefangen werden können. Auch hier, wie so oft, bleibt Kultur ein Zuschussgeschäft, das man sich leisten wollen muss. Rat und Verwaltung wissen wohl um die Bedeutung der Stadthalle für die Attraktivität des Mittelzentrums Osterode und bieten zuverlässig Rückendeckung.

Wie hier bei der Internationalen Rassekatzen-Ausstellung kann man in der Stadthalle oft Neues erleben.
Wie hier bei der Internationalen Rassekatzen-Ausstellung kann man in der Stadthalle oft Neues erleben. © HK | Mark Haertl

So ist die Stadthalle Osterode heute besser aufgestellt denn je, vor allem nach den großen Umbaumaßnahmen zu Anfang des neuen Jahrhunderts. Fassade, Eingangsbereich, Foyer, sanitäre Einrichtungen, Gastronomie mit Küche und Biergarten, all das wurde auf den neuesten Stand gebracht, Beleuchtung, Klima und Ton stehen ohnehin ständig auf der Agenda „Da bleiben wir immer dran“, so der Stadthallenleiter. Nächster großer Bauabschnitt wird die Heizungsanlage betreffen.

Während in vielen anderen vergleichbaren Häusern die hohen Hürden im Brandschutz und bei den Fluchtwegen kaum mehr genommen werden könne, reagierte man in Osterode rechtzeitig und erfüllt alle Auflagen. „Die Stadthalle hat eine zentrale Bedeutung für Osterode. Deshalb werden wir ihr Angebot künftig ausbauen und erweitern“, sagt der Leiter der Wirtschaftsbetriebe Henrique Woyke Pereira und beschreibt damit den Kurs für die Zukunft. Dazu, so der Geschäftsführer, gehöre auch eine engere Kooperation der Wiboeinrichtungen mit dem Museum im Ritterhaus, dem Aloha und der Stadtbibliothek. Letztere soll sich in direkter Nachbarschaft der Stadthalle, in der Schachtrupp-Villa, ansiedeln. „Es ist für alle von Vorteil, wenn sie sich enger vernetzen.“

Marktbeobachtung wichtig

Neben dem Stadthallenleiter sorgen Eventmanagerin Corina Borgmeyer, die Kassen- und Aboberaterinnen Silke Zugehör und Christine Steinmann, ein Meister für Veranstaltungstechnik, ein Veranstaltungstechniker, zwei Haustechniker und drei Reinigungskräfte für den reibungslosen Ablauf. Ergänzt wird das Stadthallenangebot von einer modernen Gastronomie, ein, so der Leiter, ganz wichtiges Angebot für die Halle.

Haustechniker Janusz Kielb und Michael Döring-Bártori, Meister für Veranstaltungstechnik (von links), bereiten die Stadthalle Osterode für ein Event vor.
Haustechniker Janusz Kielb und Michael Döring-Bártori, Meister für Veranstaltungstechnik (von links), bereiten die Stadthalle Osterode für ein Event vor. © HK | Mark Härtl

Mit 63 Jahren rückt für Michael Stein der Ruhestand näher. Viel hat er erlebt in den vergangenen Jahrzehnten und der Stadthalle seinen Stempel aufgedrückt. Was rät er seinem Nachfolger? „Wichtig für die Zukunft wird sein, den Markt gründlich zu beobachten, Trends zu erkennen und Neues mit Bewährtem zu kombinieren“. Dazu gehöre auch etwas Mut bei der Programmgestaltung. Notwendig sei zudem, der enge Kontakt zu Agenten und Agenturen. Und in Richtung der Wirtschaftsbetriebe stellt er fest: „Es muss weiter investiert werden, um den Anschluss nicht zu verlieren.“ Wirtschaftliches Denken, verbunden mit Organisationsgeschick und der gute Zugang zu Menschen, das seien Voraussetzungen für die leitende Funktion. Wenn das alles passt, da ist sich Stein sicher, muss man sich um die Zukunft der Osteroder Stadthalle nicht sorgen.