Herzberg. Leiterin der Tüv-Station Herzberg: „Jede Autofahrerin/ jeder Autofahrer kann dazu beitragen, dass auch bei Dunkelheit alle sicher ans Ziel kommen.“

Der Sommer geht zu Ende und somit werden die Tage wieder spürbar kürzer. Bei Dämmerung und Dunkelheit sitzen die wenigstens Verkehrsteilnehmer gerne hinter dem Steuer. Aus gutem Grund: Denn mit schwindendem Licht nimmt das Wahrnehmungsvermögen ab. Farben werden blasser und Distanzen sowie Geschwindigkeiten lassen sich schwerer einschätzen. Dadurch erhöht sich das Risiko schwerer Unfälle für alle Verkehrsteilnehmenden. Herbsttypische Wetterbedingungen wie nasse Straßen oder Nebel verschärfen die Gefahr zusätzlich. Doch es gibt einfache Maßnahmen, die die Sicherheit bei Fahrten in der Nacht deutlich erhöhen können. „Jede Autofahrerin und jeder Autofahrer kann aktiv dazu beitragen, dass auch bei Dunkelheit alle sicher ans Ziel kommen“, sagt Kristin Kruse, Leiterin der Tüv-Nord-Station Herzberg.

Wer bei Tageslicht gut sehen kann, muss nicht unbedingt auch bei Nacht eine gute Sicht haben. Selbst bei Menschen mit normaler Sehleistung reduziert sich das Sehvermögen im Dunkeln. Zudem nimmt die Blendempfindlichkeit zu. Daher sei es wichtig, nachts die Geschwindigkeit anzupassen und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu vergrößern, so Kruse. Auf Landstraßen und Autobahnen helfen die seitlichen Leitpfosten, die alle 50 Meter aufgestellt sind, bei der Orientierung. „Der halbe Tacho-Wert ist der richtige Sicherheitsabstand“, erklärt die Stationsleiterin.

Scheiben, Visier und Brille reinigen für besseren Durchblick

Doch es gibt noch weitere Tipps, die auf nächtlichen Straßen für mehr Sicherheit sorgen. Wichtig ist eine klare Sicht, denn Schmutz und Kratzer auf der Front- und Heckscheibe streuen einfallendes Licht. Dadurch können Straßenlaternen oder entgegenkommende Scheinwerfer blenden und zur Gefahr werden. Schon eine regelmäßige Reinigung – sowohl von innen als auch von außen – verbessert den Durchblick.

Gleiches gilt für das Visier von Motorradhelmen und Brillengläser: Sie sollten immer sauber und ohne Kratzer sein. Entspiegelte Brillengläser können zudem die Blendempfindlichkeit reduzieren, bei eingeschränkter Dämmerungssicht helfen spezielle Nachtbrillen. „Von getönten Scheiben sollten Betroffene absehen, da die Tönung Licht absorbiert. Bei Unsicherheiten ist eine Rücksprache mit der Augenärztin oder dem Augenarzt empfehlenswert. Ein regelmäßiger Sehtest ist ohnehin eine gute Maßnahme, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten“, sagt die Tüv-Expertin.

Kristin Kruse empfiehlt auch, beschädigte Scheiben schnell zu ersetzen: „Ein Riss im Sichtfeld stellt eine Gefahr dar. Es droht daher nicht nur ein Bußgeld. Es kann auch passieren, dass bei der nächsten Hauptuntersuchung keine Tüv-Plakette ausgestellt wird.“

Am rechten Fahrbahnrand orientieren

Auf dunklen Straßen ist es nicht ratsam, sich an der Mittellinie zu orientieren. Das Licht entgegenkommender Fahrzeuge kann blenden. Zudem könnte durch das Phänomen der Zielfixierung das Fahrzeug unbewusst der Blickrichtung folgen. „Man orientiert sich besser am rechten Fahrbahnrand und richtet den Blick in die Ferne“, sagt die Tüv-Expertin.

Wenn kein Gegenverkehr in Sicht ist, sollte zudem das Fernlicht eingeschaltet werden. So ist das Fahrzeug zum einen frühzeitig für weit entfernte, entgegenkommende Verkehrsteilnehmende sichtbar. Zum anderen können Tiere und andere Hindernisse rechtzeitig erkannt werden. Taucht Wild am Straßenrand auf, ist das Fernlicht aber wieder auszuschalten, da es für die lichtempfindlichen Tiere zu grell ist und diese dann erstarren. Kruse: „Besser man hupt, das vertreibt sie von der Fahrbahn.“

Die regelmäßige Kontrolle der Beleuchtungsanlage ist grundlegend für eine sichere Fahrt in der Dunkelheit.
Die regelmäßige Kontrolle der Beleuchtungsanlage ist grundlegend für eine sichere Fahrt in der Dunkelheit. © TÜV Nord | Tüv Nord

Scheinwerfer säubern und korrekt einstellen

Die korrekte Funktion und Sauberkeit von Scheinwerfern sind ebenfalls entscheidend für die Sicherheit auf den Straßen. Schon geringe Verschmutzungen beeinträchtigen die Leuchtweite erheblich. Dies führt nicht nur zu einer schlechteren Sicht für Fahrende, sondern kann auch den Gegenverkehr blenden. Eine falsche Justierung der Lichtanlage hat weitere Konsequenzen: Sind die Lichter zu hoch eingestellt, irritiert dies entgegenkommende Fahrerinnen und Fahrer. Sind sie zu tief eingestellt, wird die Straße unzureichend ausgeleuchtet und die Sichtweite verringert sich. „Es ist wichtig, regelmäßig die Lichtanlage zu überprüfen und zu warten. Und falls das Fahrzeug nicht über eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage verfügt, sollte eine regelmäßige Reinigung nicht zu kurz kommen“, sagt die Stationsleiterin.

Licht-Test: Das können Autofahrer selbst für die Sicherheit tun

„Gutes Licht ist Sicherheit“, sagt Obermeisterin Svenja Fricke von der Innung des Kraftfahrzeughandwerks Osterode. Aber die aktuellen Ergebnisse der Hauptuntersuchungen haben gezeigt, dass die lichttechnischen Anlagen in Pkw und Lkw der häufigste Mängelgrund waren und sind. Dies sei die Bestätigung für den Licht-Test, der im Oktober in vielen Meisterbetrieben der Kfz-Innungen angeboten wird. Abgesehen von der Leuchtkraft der Scheinwerfer habe sich die Beleuchtungsanlage in den vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt. Dennoch gelte: Kontrolle ist besser.

Einiges können Autofahrerinnen und Autofahrer am besten ganzjährig selbst tun:

Für einen Check der Bremslichter parken Autofahrer ihren Pkw rückwärts nah vor eine helle Wand. Wer auf die Bremse tritt, sollte auf jeder Seite des Wagens und in der Mitte, dort meist etwas höher, einen roten Lichtschein auf der Wand sehen. Das lässt sich über die Rückspiegel gut erkennen.

Blinker zu jeder Seite machen sich durch ihr orangefarbenes Licht bemerkbar.

Mit eingelegtem Rückwärtsgang zeigt sich das weiße Licht des Rückfahrscheinwerfers. Die Schlussleuchten werfen rote Flecken an die Wand. Die eingeschaltete Nebelschlussleuchte macht sich durch ihr helles rotes Licht bemerkbar.

Dann drehen Sie das Auto um und stellen es mit wenigen Metern Abstand mit der Schnauze zur Wand. Dann die Funktion der vorderen Lichtanlage prüfen.

Sind Abblend-, Fern- und Nebellicht mit neuen Lampen ausgestattet, müssen die Scheinwerfer anschließend in einem Kfz-Meisterbetrieb gecheckt werden, sagt Obermeisterin Svenja Fricke, denn sollte ein Leuchtwendel nur um einen zehntel Millimeter verschoben sein, könne der Scheinwerfer blenden oder deutlich an Reichweite verlieren.

„Von älteren Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern wird der Licht-Test beim Autohaus Fricke in Scharzfeld regelmäßig gut angenommen“, so Geschäftsführerin Svenja Fricke. Die Altersgruppe der jungen Erwachsenen sei daher „in besonderem Maße“ anzusprechen. Selbst das Innenministerium hat mitgeteilt, dass die Polizeidirektionen die bis zum 31. Oktober dauernde Beleuchtungsaktion unterstützen und ebenfalls zwei Augen auf diese Altersgruppe werfen werden. Gerade bei ihr sei das Bewusstsein hinsichtlich eines verkehrssicheren Zustands des Fahrzeugs „mitunter nicht in ausreichendem Maße ausgeprägt“. Bei entsprechenden Mängeln sollten alle Verkehrsteilnehmer sensibilisiert und auf die Möglichkeit des Licht-Tests hingewiesen werden.

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