Herzberg. Von Trinkwasserpreisen bis Stromkosten: Bei den Wirtschaftsplänen der städtischen Betriebe gab es für die Herzberger Verwaltung viel zu bedenken.

Wasserwerk, Stadtentwässerung, Stadtreinigung/Winterdienst und Bestattungswesen: Bei der Erstellung der Wirtschaftspläne für die Jahre 2023 und 2024 gab es seitens der Stadtverwaltung etliches zu bedenken. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation musste teilweise bei den Planungsansätzen mit erheblichen Preissteigerungen gerechnet werden.

Die Wirtschaftspläne für die Städtischen Betriebe der Stadt Herzberg enthalten neben den Erfolgs- und Vermögensplänen für jeden einzelnen Betrieb auch allgemeine Erläuterungen, die die gesamten Städtischen Betriebe betreffen.

So geht die Verwaltung bei den Energiekosten zunächst von rund 35 Prozent Verteuerung aus. Die allgemeinen Preissteigerungen wurden für 2023 mit 4,8 Prozent und für 2024 mit rund 3,7 Prozent veranschlagt. Bei den Umsatzerlösen in den Bereichen Wasser und Abwasser wurde aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ein Verbrauchsrückgang von etwa 1 Prozent jährlich angenommen. „Insgesamt sind die Städtischen Betriebe in Herzberg gut aufgestellt“, so Fachbereichsleiterin Kerstin Bührmann.

Fehlbeträge für die Jahre 2023 und 2024

Ein besonderes Augenmerk sei auf die während der Arbeiten an der Bundesstraße 243 anfallenden Kanalarbeiten zu richten. Wie in den vergangenen Jahren würden die Friedhofsgebühren auf die Ruhezeiten aufgeteilt werden müssen. In manchen Kalkulationsbereichen müsse mit Überdeckungen gerechnet werden, so Kerstin Bührmann. Ein großes Fragezeichen steht bei allen Planungen hinter den Energiekosten.

Die Wirtschaftspläne des Wasserwerks weisen für 2023 einen Fehlbetrag von 106.000 Euro und für 2024 einen Fehlbetrag von 170.000 Euro aus. Spätestens in 2024 ist eine neue Kalkulation der Trinkwassergebühren vorgesehen. Für den Eigenbetrieb Stadtentwässerung resultieren die Fehlbeträge in 2023 (279.800 Euro) und 2024 (327.500 Euro) hauptsächlich aus dem Vortrag von Jahresüberschüssen in die Gebührenkalkulation. Auch die Fehlbeträge beim Eigenbetrieb Stadtreinigung/Winterdienst (für 2023: 67.000 Euro und für 2024: 76.100 Euro) sind auf positive Ergebnisvorträge aus den Vorjahren in der letzten Gebührenkalkulation zurückzuführen.

Für die Friedhöfe wird ebenfalls mit Fehlbeträgen von 11.900, Euro in 2023 und von 16.500 Euro in 2024 gerechnet. Auch hier sind positive Ergebnisvorträge die Ursache, so die Verwaltung der Stadt. Beim Bauhof werden für 2023 ein Jahresüberschuss von 4.700 Euro und für 2024 ein Jahresfehlbetrag von 28.600 Euro erwartet. Neben den relevanten Zahlen in Kurzform wurden die Ratsmitglieder auch mit aktuellen Organigrammen informiert.

Betriebe fungieren als Stadtwerke Herzberg

So verfügen das Wasserwerk neben einem Wassermeister über sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einen Auszubildenden, die Stadtentwässerung über einen Abwassermeister, vier Mitarbeiter und einen Auszubildenden und der Bauhof über eine Leiterin und 19 Mitarbeiter/innen. Sowohl die Stadtreinigung/Winterdienst als auch die Friedhöfe haben kein eigenes Personal.

Insgesamt fungieren die Städtischen Betriebe der Stadt als „Stadtwerke“ für Herzberg und die Ortsteile Pöhlde, Scharzfeld, Sieber und Lonau. Rechtlich gesehen handelt es sich um fünf wirtschaftliche Betriebe ohne eigene Rechtspersönlichkeit, deren Verwaltung unter einem Dach mit Sitz am Juessee abgewickelt wird. Der Betriebsleiterin Kerstin Bührmann stehen als Stellvertreter Jens Mackensen für den kaufmännischen und Gerhard Schönekeß für den Bereich Technik zur Seite.

Die Kernstadt Herzberg wird aus den Wassergewinnungsanlagen „Nonnenwiese“, „Brunnen I und IV/Pöhlder Becken“ mit Wasser versorgt. Das Speichervolumen der drei nutzbaren Hochbehälter Papenberg neu, Zwischenpumpwerk Heuer und Amtmannsberg beträgt rund 2.650 Kubikmeter, davon sind 2.230 Kubikmeter zur Zeit nutzbar, so die Stadt.

Netto-Trinkwasserpreis stieg in den vergangenen 30 Jahren

Dieses Volumen mit einem Tagesbedarf reicht auch in Spitzenbedarfszeiten zur Versorgung aus, so die Verwaltung. Die Ortschaft Scharzfeld wird aus den Hochbehältern Schulberg und Hasenwinkel versorgt. Deren Volumen decken den Bedarf von zwei Tagen ab. Während die Ortschaft Pöhlde aus dem Brunnen I/Pöhlder Becken versorgt wird, wird der Wasserbedarf für Sieber durch Uferfiltration der Goldenke-Bäche gewonnen. Das dortige Speichervolumen deckt den Bedarf für ca. 3 Tage. Für die Ortschaft Lonau erfolgt die Wassergewinnung durch Uferfiltration aus der großen Lonau. In der Regel decken die beiden Speicher den Wasserbedarf etwa 3 Tage ab. Der Netto-Trinkwasserpreis stieg in den vergangenen 30 Jahren von DM 1,30 (1987) auf derzeit 1,69 Euro.

Die Schmutzwasserentsorgung der Stadt Herzberg erfolgt hauptsächlich über die Kläranlage Herzberg. Für den Eigenbetrieb „Stadtreinigung/Winterdienst“ sind für 2023 knapp 81 Prozent für Fremdleistungen, 6,75 Prozent für Personalkosten, rund 5 Prozent für Abschreibungen und etwa 7 Prozent für sonstige betriebliche Aufwendungen vorgesehen. Die Unterhaltungskosten für die Friedhöfe Pöhlde und Sieber stellen einen erheblichen Teil der Gesamtkosten dar.

Ein Großteil davon kommt aus der Grünflächenpflege und der Beschneidung der vorhandenen Hecken. Im Bauhof/Gärtnerei werden in 2023 und 2024 inklusive der Saisonarbeitskräfte vermutlich jeweils rund 25.000 Personalstunden abzurechnen sein. Aus der Fülle von Informationen konnten die Ratsmitglieder entnehmen, dass die vorgestellten Wirtschaftspläne der Städtischen Betriebe den guten Stand der Eigenbetriebe dokumentierten.

Den vorgelegten Wirtschaftsplänen stimmten die Ratsmitglieder schließlich zu.