Wulften. Auf die Geschichte des Dreschmaschinenschuppens in der Steinstraße weist nun ein Schild hin.

Der Heimat- und Geschichtsverein Wulften hat sich jüngst wieder auf Spurensuche begeben und dabei die Geschichte des Dreschmaschinenschuppens Ohnesorge in der Wulftener Steinstraße recherchiert. Um auf die historische Bedeutung des Gebäudes hinzuweisen, haben die Mitglieder des Vereins ein Schild anfertigen lassen, dass sie an die jetzigen Besitzer – das Ehepaar Sindram – übergeben haben. Dieses dreieckige Schild steht nun vor dem Schuppen.

Stellvertretend für den Verein übergaben der Vorsitzende Willi Waßmann sowie Rechnungsführer Gerhard Lüer und Wanderwart Dieter Greunig gemeinsam mit Bürgermeisterin Elvira Schaper das Schild vor dem renovierten Dreschmaschinenschuppen an das Ehepaar. Das Paar freut sich über sein historisches Eigentum, das in den vergangenen Jahren mit einem neuen Dach versehen wurde. Auch das Wohnhaus wurde von ihnen aufwendig renoviert.

Die – zuweilen tragische – Vergangenheit des Schuppens hat Dieter Greunig niedergeschrieben.

Das Ehepaar Sindram mit dem HGV-Vorsitzenden Willi Waßmann (rechts hinten), Elvira Schaper, Rechnungsführer Gerhard Lüer (rechts) und Wanderwart Dieter Greunig (links).
Das Ehepaar Sindram mit dem HGV-Vorsitzenden Willi Waßmann (rechts hinten), Elvira Schaper, Rechnungsführer Gerhard Lüer (rechts) und Wanderwart Dieter Greunig (links). © Hgv wulften | kurt jork

„Heute ernten Mähdrescher bei gutem Wetter innerhalb weniger Wochen die Getreidefelder leer. Das war nicht immer so! Über ein paar tausend Jahre waren Sichel und Sense die einzigen Werkzeuge, um die Ähren des Getreides abzumähen. Ein Mäher und drei Abnehmerinnen brachten es bei guten Bedingungen auf einen Morgen pro Tag“, so Greunig. Die Bunde wurden mit Strohseilen eingebunden und zu einem Haufen (Stiege) gesetzt. Eine Stiege bestand aus sieben bis neun Bunden. Die Garben trockneten einige Tage, bei feuchtem Wetter auch manchmal mehrere Wochen. Um die Ähren nicht auswachsen zu lassen, mussten die Stiegen umgestellt werden. Waren die Garben trocken, wurden sie mit einem Leiterwagen eingefahren – gezogen von Pferden oder Kühen. Um die reinen Körner zu gewinnen, war eine Dreschmaschine notwendig. „Diese waren von morgens früh bis spät abends in Gang. Bei gutem Wetter wurde auch häufig nachts gedroschen.“ Termine wurden vergeben. „Lebhaftes Treiben herrschte bei Ohnesorges Dreschmaschinenschuppen. Das war ein ständiges Kommen und Gehen. Der erste Schuppen wurde etwa um 1893 gebaut und die erste Maschine 1895 aufgestellt“, so Greunig.

„Der Dreschmaschinenschuppen und der große Haufen Spreu (Kabehucken) war für die Kinder ein richtiges Paradies zum Spielen. Dazu gehörte auch ein Lagerfeuer.“ Im Frühjahr 1923 brannte der Schuppen und die darin stehende Dreschmaschine ab. Die Eltern der Kinder einigten sich über die Regulierung des Schadens. „An der Stelle des Brandes entstand der heute noch vorhandene Dreschmaschinenschuppen, der bis 1968 zwei Dreschmaschinen beherbergte. Bei größeren Bauernhöfen wurde die Dreschmaschine auf den Hof beziehungsweise in die Scheune geholt. Dann wurde zuhause mit vielen Helfern das Korn gedroschen.“