Osterode/Herzberg. Harzer Firma kauft im großen Stil retournierte Ware und vertreibt die Artikel über das Internet. Der Handel erregt das Interesse eines Fernsehsenders.

Deutschland ist Retouren-Europameister, schrieb die Tagesschau bereits im Mai. Sie bezog sich dabei auf Erkenntnisse des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI, denen zufolge die Rücksendequote bei bis zu 75 Prozent liegt. Im Schnitt geht rund jedes zweite Paket mit Modeartikeln zurück. Nach Angaben der Verbraucherzentrale seien das Tag für Tag etwa 800.000 Pakete allein in der Modebranche. Das entspreche ungefähr 400 Tonnen CO2 oder 255 Autofahrten von Frankfurt nach Peking.

Während Umweltschützer eine gesetzlich festgelegte Retourengebühr fordern, um die Retourenflut einzudämmen, sehen andere darin ein Geschäft. Denn Online-Lieferanten wie Amazon sortieren nicht alle Artikel, die unzufriedene Kunden zurückschicken zurück in die Regale. Immerhin: Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, landet nur ein Prozent der zurückgeschickten Artikel beim Händler im Müll. Die Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Universität Bamberg habe herausgefunden, dass mehr als 93 Prozent der Ware direkt wieder als neuwertig verkauft werden kann.

Von Schuhen bis zu Haushaltware und Elektroartikeln

Zwei, die mit Retouren handeln, sind Peter Rodeck und Mathias Lange – und das bereits seit zehn Jahren. Anfangs haben sie sich mit ihrer Firma Harzer Schuhkönig auf zurückgegebene Schuhe konzentriert, diese aufgekauft und über die Plattform ebay an Verbraucherinnen und Verbraucher verkauft. Hinzu kam ein Lagerverkauf in Herzberg.

Inzwischen ist der Lagerverkauf geschlossen. Aus Platzgründen. Rodeck und Lange handeln nämlich nicht mehr nur mit Schuhen. Sie kaufen auch retournierte Haushaltsware und Elektronik mit und ohne Stecker von Amazon auf und bieten die Artikel bei ebay zum Verkauf an. Damit dabei nichts durcheinander kommt, haben die beiden mit dem Harzer Retourenkönig eine weitere Firma gegründet und sind von Herzberg nach Osterode gezogen. Das Gelände in Herzberg soll weiterhin als Lager dienen. In den Büroräumen in Osterode dagegen kommen die gekauften Paletten voller Retouren an, werden geöffnet und vorsortiert. Beschäftigte setzen die Artikel, bei denen es sich lohnt, auf ebay.

Harzer Schuhkönig & Harzer Retourenkönig: Sendetermin noch offen

Das Geschäftsmodell hat das Interesse eines Fernsehsenders erregt, der bereits zum Dreh vor Ort war. Noch steht das Ausstrahlungsdatum nicht fest.