Herzberg am Harz. Friseurhandwerk in Herzberg schnallte aufgrund von Corona den Gürtel enger.

Auch wer für die Pflege seines Kopfes eigentlich nur ein Staubtuch braucht, sucht mindestens ebenso gerne einen Friseursalon auf wie andere, deren Haarpracht häufiger einen Rückschnitt bedürfen. Eine Umfrage bei den Herzberger Friseursalons „Bärbel B.“, „Schrader“ und Matschke mit dem Thema: „Wie haben Sie bisher die Corona-Pandemie erlebt?“ ergab neben geschäftlichen Aspekten auch menschliche Erkenntnisse.

Renate und Gerhard Schrader betreiben in 3.Generation seit vielen Jahren den gleichnamigen Friseursalon. Dabei werden sie gelegentlich von Tochter Frauke unterstützt, die beim Theater in Göttingen mit für Masken und Frisuren zuständig ist. Vor dem Ausbruch von Corona hatte das Ehepaar Schrader die Öffnungszeiten auch aus Altersgründen auf dreimal einen halben Tag – ohne Anmeldungen - runtergefahren. Diese Zeiten reichten in der Regel für die Klientel aus, die zumeist aus Stammkunden besteht. Den ersten „Lockdown“ von 6 Wochen überstand der Salon mit einer niedrigen staatlichen Unterstützung und einem „blauen Auge“, so Gerhard Schrader. Danach hatte sich bei der Kundschaft ein so hoher Bedarf an Haarpflegemaßnahmen aufgetürmt, dass das Ehepaar Schrader notgedrungen ganztägig arbeiten musste. In dieser Zeit erkrankte Gerhard Schrader und stand für den Rest des Sommers nicht zur Verfügung. Bis zum 2.Lockdown hatte Renate Schrader alle Hände voll zu tun. Wegen der strengen Hygieneauflagen wie Haare waschen, Masken- und Handschuhwechsel, Tausch von Friseurumhängen gegen Regenumhänge und den damit entstandenen Zeitverlust schrumpfte die Zahl der Kund/innen erheblich. Dafür stieg die Anzahl der benötigten „Gelben Säcke“ drastisch. Soweit es zeitlich möglich war, wurde Renate Schrader von Tochter Frauke unterstützt. Eines ist sicher: Nach dem jetzigen Lockdown mit der erhofften Freigabe werden zukünftig Termine vergeben – was seit langem nicht üblich war -, um das Kundenaufkommen dann in den Griff zu bekommen.

Seit Januar 1983 betreibt Bärbel Bischof ihren Friseursalon „Bärbel B.“ Bereits vor dem ersten Lockdown war schon etwas weniger zu, weil die Sorge um ihre Gesundheit manche Kund/innen von einem Besuch in ihrem Friseursalon zurückhielt. Dann folgten die sechs Wochen des ersten Lockdowns vom 23. März bis 4. Mai. In dieser Zeit waren Kurzarbeit und ein Antrag auf Unterstützung angesagt, so Bärbel Bischof. Danach stieg die Nachfrage rasant bis in die Sommermonate, wo sie dann leicht abebbte. Im Herbst stiegen die Friseurbesuche wieder kräftig an. Hierfür vermutete Bärbel Bischof, dass die Menschen weniger Angst vor der Pandemie verspürten. Vom Kind bis zur Großmutter fielen die Haare. Manche der älteren Stammkundinnen habe sie damals seit Mai nicht gesehen, weil die Angehörige von einem Friseurbesuch unter Corona abgeraten hatten. Dieser Rat hatte einen Umsatzrückgang von rund 20 Prozent nach sich gezogen. Nochmal möchte sie so eine Situation nicht erleben, so Bärbel Bischof. Was sie nachträglich bewunderte, war die Disziplin und das Verständnis ihrer Klientel. Wegen der Festlegung von nur 4 Personen gleichzeitig im Salon und ständigen umfangreichen Desinfektionsmaßnahmen ging der Umsatz bis zum 2. Lockdown zurück. Lange geplant und jetzt umgesetzt: Ab 2. Januar 2021 treffen die Kunden auf eine Nachfolgerin, die schon in den Startlöchern steht. Dabei wird alles beim Alten bleiben. Nicht aus Corona-, sondern aus Altersgründen zieht sich Bärbel Bischof in den Ruhestand zurück.

Ähnliches haben Guido Matschke und sein Team vom Friseursalon Matschke während der vergangenen Monate unter dem Auf und Ab von Corona ebenfalls mitmachen müssen. Was ihn bewegt, ist die Tatsache, dass das Terminbuch vor Beginn des 2. Lockdowns bis zum 10.Januar 2021 rund 500 Kundentermine verzeichnete, die jetzt ausgefallen sind und einen herben Umsatzverlust bedeuten. „Wir gehen davon aus, dass wir wegen der vielen Absagen bis zum 10.Januar wieder eine große Nachfrage nach unseren Friseurleistungen erleben werden. Den Verlust aus dem 2. Lockdown werden wir wohl kaum ausgleichen können,“ so Guido Matschke. In keinem der drei Friseursalons habe es ihrem Wissen nach keine Infektionen mit dem Virus gegeben, so Matschke und seine Kolleginnen. Dazu hätten sicher auch die umfangreichen Hygienemaßnahmen beigetragen.