Herzberg. Peter Zilvar und Zsofia Korody berichten von ihren Erfahrungen mit Online-Kongressen in Corona-Zeiten.

Technisches Neuland musste das Esperanto-Centro in Herzberg betreten, da wegen der Corona-Pandemie direkte Kontakte untersagt wurden. Deshalb griffen die Mitglieder auf Internetanbieter wie Skype oder Zoom zurück, welche virtuelle Konferenztechniken anboten. Im Esperanto-Centro wurden schon seit Ende April statt des allwöchentlichen Dienstagsklubs Kontakte via Internet mit Menschen unter anderem aus den Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Israel, Polen, dem Iran, USA, China, der Türkei, und aus Südamerika gepflegt. „Etliche Menschen interessierten sich für die vielseitigen Aktivitäten per Esperanto in Herzberg. Es war sehr interessant, internationale Freunde aus der weiten Welt zu haben, als ob die Fenster des Esperanto-Centros sich öffneten“, berichten Peter Zilvar und Zsofia Korody. Auch der Sprachunterricht mit praktischen Ratschlägen nutzten die Teilnehmern.

Seit Juli gab es auch eine Vielzahl von sogenannten virtuellen Kongressen (wir berichteten). So wurde der Internationale Jugendkongress, der in der niederländischen Stadt Someren stattfinden sollte, auch über das Internet weltweit erfolgreich absolviert. Jugendliche und Gruppen aus über einhundert Ländern boten Programme zu Themen, wie gesunde Ernährung, vegetarische Küche, Entspannungstechniken, das Erlernen neuer Sprachen, Kultur- und Sprachpolitik, Sketche, Friedenspolitik, Musik, usw. an, so Zilvar und Korody. Viele große Jugendgruppen, z.B. aus Brasilien, Indonesien, den Philippinen, Russland, den Niederlanden, der Türkei, Litauen, Polen wirkten bei den Präsentationen aktiv mit. Einzelne Sänger und Gruppen aus etlichen Ländern boten Musik verschiedener Genres an.

Internationaler Kongress

Als weiterer wichtiger internationaler Kongress fand der SAT-Kongress – eine Vereinigung mit Sitz in Frankreich -- auch in virtueller Form statt. Sehr aktiv nahm Zsofia Korody, die unter anderem Vorsitzende des Vereins der Deutschen Esperanto-Lehrer, an der neuartigen virtuellen Konferenz des Verbandes Internationaler Esperanto-Lehrer (ILEI) teil. Insbesondere die Themen Didaktik und Methodik des Sprachunterrichts und die langjährige berufliche Erfahrung selbst finden hier in Herzberg eine einzigartige und geschätzte Expertin. Übrigens ist die Herzbergerin Mitglied des Beirats der weltweiten Vereinigung der Esperanto-Lehrer. Sie konnte den Esperanto-Unterrichtenden aus mehr als 80 Ländern viele praktische Tipps geben und berichtete als Expertin über den langjährigen Esperanto-Sprachunterricht in verschiedenen Herzberger Schulen. Einige Kolleginnen und Kollegen wollen nach der Pandemie die Stadt Herzberg und das Esperanto-Zentrum besuchen.

In der ersten August-Woche fand der sogenannte Esperanto-Weltkongress, der eigentlich in der kanadischen Stadt Montreal stattfinden sollte, ebenso in virtueller Form statt. Das Konferenzprogramm Jitsi wurde hierbei erfolgreich angewendet. Obwohl das alles für die Herzberger und auch die anderen tausenden Teilnehmer aus der weiten Welt neu war, und viele Zeitzonen berücksichtigt werden mussten, kam es nur selten zu technischen Unterbrechungen. Nach einigen Warteminuten oder nach einem Neustart funktionierte es stets wieder einwandfrei, berichten die beiden Herzberger: „So muss man halt mit den neueren Kommunikationstechniken leben. Es war schön, Esperanto-Sprecher aus fernen Ländern zu hören und zu sehen, die zum Teil nur begrenzten Zugang zu Internet und Strom haben.“

Weit über zweihundert verschiedene Themen bzw. Vorträge standen auf der Tagesordnung des Weltkongresses, etwa Hundefreunde, Katzen als Haustier, Esperanto-Bibliotheken und Museen, Völkerverständigung und Friedensarbeit, Sport, die vegetarische und vegane Lebensweise, Sprach- und Kulturminderheiten, weltweite Originalliteratur, Autorenlesungen, Meditation, das Eisenbahnwesen, Gottesdienste verschiedener Religionen, Umwelt- und Naturschutz, Lesben und Schwule, Radfahren, usw. „Die Vielfalt der Themen in Esperanto wächst und wächst. Es entstehen immer neue Anwendergruppen, wie man sie aus den vielen sogenannten sozialen Netzwerken teilweise kennt“, schildern Zilvar und Korody.

Die Stadt Herzber präsentiert

Das Herzberger Esperanto-Centro präsentierte insbesondere die Stadt Herzberg und viele Funktionen und Aufgaben des Esperanto-Centros. So wurde die Städtepartnerschaftsarbeit mit der polnischen Partnerstadt Góra erklärt, um die fünfzehnjährige Zusammenarbeit per Esperanto zu erläutern. Viele Teilnehmer aus der weiten Welt fragten nach der großen Bibliothek und den vielen zum Teil einzigartigen Spezialarchiven, der Stadt Herzberg, Sehenswürdigkeiten in der Region, Organisationsarbeiten, sprachliche und kulturelle Weiterbildung usw. „Wahrscheinlich werden nach der Pandemie Interessenten aus verschiedenen Ländern in die Esperanto-Stadt Herzberg kommen. So haben sich beispielsweise auch eine Künstlerfamilie aus dem fernen Argentinien und ein Sprachwissenschaftler aus Japan für das nächste Jahr angekündigt.“ Neben bildlichen Dokumentationen zu den vielen Themenbereichen wurden auch viele Fragen unmittelbar von Zsofia Korody und Peter Zilvar beantwortet. Korody ist auch Mitglied des Beirates des Esperanto-Weltverbandes

Die beiden ziehen ein positives Fazit der virtuellen Erfahrung und aus dem Umgang mit den neuen technischen Möglichkeiten: „Wir stellten fest, dass bis auf einige technische Blockaden die neuen Kommunikationsmethoden per Internet viele Vorteile bieten. Zum Beispiel entfallen Stress, keine hohen Reisekosten und die Gebühren für virtuelle Kongresse, etc. sind viel niedriger. Natürlich wollen wir, wenn die Pandemie vorüber sein wird, wieder mehr persönliche Kontakte, auch für Kurse und Weiterbildung uns wünschen und haben. Dennoch wollen wir in Zukunft auf die positiven neuen PC-technischen Errungenschaften nicht verzichten. Es gilt eine ausgewogene Balance zu finden.“ Die Kontakte in die weitere Welt werden aber durch die vielen Angebote per Internet noch zunehmen, sind sie überzeugt. So können auch Sprachstarter die neutrale Brückensprache Esperanto „in der weiten Welt“ alsbald erfolgreich für ihr Interessensgebiet Freundschaften und persönliche Reisen anwenden. „Die Zukunft wird es zeigen. Wenn sich andere Vereine für die neuen Kommunikationstechniken interessieren sollten, können wir gern unsere Erfahrungen teilen“, bieten sie an. Am Wochenende wollen sie mit der Herzberger Partnerstadt Góra diese Techniken anwenden. Schon seit Monaten werden die Kontakte der Jugendlichen beider Partnerstädte abgestimmt.