Herzberg. Was für eine grandiose Vorstellung! Das preisgekrönte englisch-kirgisische Duo ließ sein Publikum Tränen lachen – und ein kleines Kind weinen.

Nalini und Andre, die beiden kreativen Betreiber des Paradies Kiosk im Siebertal, konnten ihr Glück wohl selbst nicht fassen: Auf ihrer kleinen Bühne standen am Samstagabend zwei internationale Komiker der Spitzenklasse und fesselten mehr als zwei Stunden lang ein entzücktes Publikum mit einer verblüffenden Mischung aus Akrobatik im Westentaschenformat, minimalistischer Musik auf zwei Ukulelen und einer Art Standup-Comedy, die in ihrer herrlichen Absurdität mitunter an Monty Python erinnerte. Die Zuschauer lachten Tränen, jubelten und zollten den Künstlern am Ende stehend Applaus.

In der Regel stehen die beiden Künstler nicht auf so „wahnsinnig kleinen Bühnen“ wie im Paradies Kiosk.
In der Regel stehen die beiden Künstler nicht auf so „wahnsinnig kleinen Bühnen“ wie im Paradies Kiosk. © HK | Martin Baumgartner

Einer, der sich köstlich amüsierte, war etwa Reinhard Veit aus Herzberg: „Ein bisschen verrückt, aber cool!“, fasste er den Auftritt der beiden kurz und prägnant zusammen. Auch die Herzbergerin Song Jeong-ok war begeistert: „Ich habe so viel gelacht“, sagte sie nach Ende der Show. Dagmar Schwarzer lobte darüber hinaus die Veranstalter Nalini und Andre und ihr Konzept: „Die bringen mal frischen Wind.“ So etwas habe Herzberg gut gebrauchen können. Am Samstag waren sogar Gäste aus Göttingen und Braunschweig angereist.

Diese Vorstellung war etwas Einzigartiges, denn wie Gastgeber Andre unumwunden einräumte: „Eigentlich können wir die uns gar nicht leisten.“ Das mehrfach preisgekrönte englisch-kirgisische Comedy-Kleinkunst-Duo „Barada Street“ tritt normalerweise vor ganz großem Publikum auf – und nicht auf so einer „wahnsinnig kleinen Bühne“ wie im Paradies Kiosk, wie der Brite Richard Kimberley am Anfang der Show augenzwinkernd bemerkte.

Kimberley flirtete gern mit den Damen im Publikum.
Kimberley flirtete gern mit den Damen im Publikum. © HK | Martin Baumgartner

Doch mit ihrer Gastfreundschaft konnten Nalini und Andre die kleine Künstlertruppe, zu der neben Kimberley und seinem Partner Juri Kussmaul auch Schauspielerin Anita Gröbl und Musiker Zhenya Topov gehörten, ins Siebertal locken: Das Quartett suchte nämlich nach einem Ort, wo sie ungestört einige neue Nummern entwickeln und proben konnten. Und da bot sich der Paradies Kiosk wunderbar an. Die für alle Seiten vorteilhafte Abmachung: Eine Woche kostenloser Aufenthalt für die Künstler und dafür eine Vorstellung vor Publikum. „Es war sehr interessant, ihnen bei den Proben zuzusehen“, erzählt Andre. Sehr diszipliniert hätten die Künstler gearbeitet – und jeden Tag mit einem morgendlichen Bad in der kalten Sieber begonnen.

Unter dem Titel „Hidden Rythm“ erlebten die Gäste im Paradies am Samstagabend sogar eine komische Welturaufführung.
Unter dem Titel „Hidden Rythm“ erlebten die Gäste im Paradies am Samstagabend sogar eine komische Welturaufführung. © HK | Martin Baumgartner

Ein Ergebnis bekamen die Gäste am Samstagabend dann tatsächlich als komische Welturaufführung zu sehen: Unter dem Titel „Hidden Rythm“ spielten die Vier – mit grotesken Masken als Musik-Dämonen verkleidet – eine verrückte Version des Talking-Heads-Klassikers „Psycho Killer“, sinnfrei ergänzt um Versatzstücke aus den 90er-Jahre-Electro-Dance-Hits „No Limit“ und „I like to move it“.

„Barada Street“ brachten ihr Publikum aber nicht einfach nur zum Lachen, sondern banden es von Anfang an in die Show mit ein – und alle vermeintlichen Opfer, die auf die Bühne geholt wurden, meisterten ihre Auftritte – etwa bei einem Spiel mit einem unsichtbaren Ball oder auf Juri Kussmauls Rücken hockend – sehenswert und zum Vergnügen der Übrigen. Nur die jüngste Zuschauerin, ein kleines Mädchen, erschreckte sich bei einer Rückkoppelung des Verstärkers und brach in Tränen aus. Der aufmerksame Richard bemühte sich sogleich, sie mit einem improvisierten Kinderlied zu beruhigen.