Göttingen. Im Prozess um den Tod einer Frau aus Herzberg gibt es neue Termine.

Der Prozess um den Mord an einer 74-jährigen Frau in Herzberg vor dem Landgericht Göttingen wird länger dauern als geplant. Der Vorsitzende Richter Tobias Jakubetz kündigte in der jüngsten Sitzung am Donnerstag an, dass die Kammer noch fünf weitere Termine anberaumen werde. Bislang hatte das Gericht für den Prozess Verhandlungstermine bis Mitte April angesetzt.

Am Donnerstag hatte das Gericht mehrere Pflegekräfte eines Seniorenwohnheims als Zeugen geladen, in das der Angeklagte am mutmaßlichen Tattag seinen dementen Vater hatte aufnehmen lassen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-Jährigen vor, am 22. September 2017 seine Mutter in ihrem Wohnhaus in Herzberg aus Habgier ermordet zu haben, weil sie seinen Lebensunterhalt nicht weiter habe finanzieren wollen. Um das Verbrechen zu vertuschen, habe er anschließend die Leiche in eine Blumenbank im Wohnzimmer einbetoniert.

Nach Angaben der Pflegekräfte hatte der Angeklagte seinen dementen Vater am frühen Freitagnachmittag in das Heim gebracht. Am Samstag habe der 47-Jährige in dem Seniorenheim angerufen und mitgeteilt, dass er gemeinsam mit seiner Mutter nach Clausthal gefahren sei. Er habe ihnen eine Handy-Nummer hinterlassen, unter der man ihn und seine Mutter erreichen könne. Laut Anklage war die Mutter zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits seit rund 24 Stunden tot.

Am Montag setzte sich die Pflegedienstleiterin mit dem Sohn in Verbindung und berichtete ihm, dass sein dementer Vater Weglauf-Tendenzen gezeigt habe. Da es sich um eine offene Einrichtung handele, sei das Heim nicht für ihn geeignet. Wenige Stunden später habe der Angeklagte telefonisch mitgeteilt, dass er einen Platz in einer geschützten Einrichtung gefunden habe. Am folgenden Tag habe ein Taxifahrer den Vater abgeholt und in ein anderes Heim gebracht.

Sie hätten sich damals darüber gewundert, dass der Sohn den dementen Vater allein und ohne weitere Begleitung ins Taxi habe setzen lassen, sagte eine Altenpflegerin. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte vier Tage zuvor seine Mutter nach einem Arztbesuch mit einem Schürhaken erschlagen und anschließend seinen Vater in das Heim gebracht hat.

Nach seiner Verhaftung hatte der 47-Jährige gegenüber der Polizei seinen dementen Vater als Täter bezichtigt. Da er Angst gehabt habe, dass man ihm wegen seiner Vorstrafen nicht glauben würde, habe er sich entschlossen, die Leiche der Mutter verschwinden zu lassen.