Bad Sachsa/Bad Lauterberg. Kartoffelsalat, Wild oder Raclette: Einige Gerichte gehören Heiligabend zur Tradition. Doch welches Essen bevorzugen bekannte Personen im Südharz?

Das Essen ist an Heiligabend für die Deutschen von zentraler Bedeutung: Die einen zelebrieren stundenlang ihre Kochkünste, die anderen halten es eher praktisch, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Das bescheidenste unter den verschiedenen Weihnachtsessen ist gleichzeitig auch das beliebteste: Würstchen mit Kartoffelsalat.

Laut dem Holiday Special des Statista Global Consumer Survey zu den Essgewohnheiten der Deutschen an Weihnachten kommt der Klassiker bei 36 Prozent der Befragten an Heiligabend auf den Tisch. Neben der Kartoffelspeise ist vor allem Geflügel beliebt: Ente wollen 27 Prozent auf den Tisch bringen, bei 20 Prozent gibt es Gans. Weniger Vorbereitung brauchen da diejenigen, die auf Raclette und Fondue zurückgreifen und sich ihr Gericht sozusagen selbst am Tisch zubereiten, was 23 und 14 Prozent vorhaben. Genascht wird allerdings auch gerne, am liebsten Kekse: Etwa jede oder jeder Zweite gibt an, Vanillekipferl, Spekulatius und Co. zu essen, Lebkuchen folgt mit 45 Prozent und der Schoko-Weihnachtsmann bringt es auf Platz drei mit etwa 39 Prozent. Den klassischen Christstollen gönnen sich zum Weihnachtsfest rund 37 Prozent der Umfrageteilnehmer. Marzipan scheint hingegen nicht allen zu schmecken: Dominosteine und Marzipanbrot sowie -kartoffeln naschen 30, beziehungsweise 25 Prozent.

Unsere Redaktion hat bei bekannten Personen aus dem Stadtgebiet von Bad Sachsa und Bad Lauterberg sowie der Gemeinde Walkenried nachgefragt, was bei ihnen an Heiligabend auf den Tisch kommt.

Jana Schildknecht (Pressesprecherin Helios Klinik Herzberg/Osterode aus Wieda):

Bei meiner Familie und mir gibt es Heiligabend immer Raclette. Das Schöne daran ist: wenig Vorbereitungszeit, so dass niemand lange in der Küche stehen muss.

Emely Hundt (Rettungssanitäterin aus Zorge):

Bei uns gibt es als Vorspeise Champion Cremesuppe, als Hauptgang Kartoffelgratin mit Brokkoli und Roastbeef sowie zum Nachtisch Tiramisu.

Rainer Hattenhauer (Lehrer und Fachautor aus Bad Sachsa):

Bei uns gibt’s drüben in Wieda bei Muttern den Klassiker Raclette – direkt nach der Kirche. Hat quasi Tradition. Danach wahrscheinlich den Filmklassiker „Schöne Bescherung – Weihnachten bei den Griswolds“.

Thomas Mähnert (Bundesvorsitzender der Johanniter Unfallhilfe aus Bad Sachsa):

Da es einige der wenigen kostbaren Stunden im Kreis der Familie sind, machen wir es uns schon immer etwas festlich. An Heiligabend feiere ich allein mit meiner kleinen Familie. Sprich mit meiner Frau, meinem Sohn, dem Hund und der Katze. Vormittags besuche ich meine Eltern. Um 11 Uhr gibt es das traditionelle Heiligabendtreffen mit meinen Freunden. Das ist die letzten beiden Jahre coronabedingt leider ausgefallen. Eigentlich findet das immer in der Eisdiele bei Christoph (früher bei Enno) statt. Der hat aber leider dieses Jahr zu. Deshalb treffen wir uns in den Pfaffenberg Stubn. Nachmittags treffe ich mich mit meinen beiden erwachsenen Töchtern auf einen Weihnachtskaffee. Die kommen aber nicht zum Abendessen. Zum Abendessen gibt es einen gefüllten Braten mit Rotkohl und Kroketten. Am ersten und zweiten Feiertag besuchen wir traditionell meine Schwiegereltern an der Weser und dort gibt es Gänsebraten mit Klößen und Rotkohl.

Rene Matsche (Bademeister aus Zorge):

Im Hause Matschke gibt es seit Jahren an Heiligabend nach der Waldweihnacht von der Kirche Raclette. Und da beim Einkaufen dazu fast alle Zutaten dafür gekauft werden, reicht es meist noch für drei weitere Tage.

Heiko Pollmeier (Vorsitzender des TV Walkenried aus Walkenried):

Früher gab es bei uns an Heiligabend lange Jahre Hawaii-Toast. Seit gut 20 Jahren haben wir auf Schweinefilet umgesattelt – gewürzt mit dem Griechischen Gewürz, das es heute so leider nicht mehr gibt. Daher stellen wir unser Gewürz selbst her. Dazu gibt es Sauce Bernaise, Pommes, Kroketten und Feldsalat. Am 1. und 2. Feiertag gibt es diesmal Backe und RipEye-Steak vom Harzer Roten Höhenvieh vom Martinshof der Familie Hanke aus Walkenried.

Sascha Kaddatz (Inhaber Ravensberg Basecamp aus Bad Sachsa):

Mein Schwiegervater ist Jäger. Von daher gibt es bei uns eigentlich immer Wild. Und so gibt es Dammhirschkalb mit Apfel-Rotkohl, Semmelknödeln sowie Birne und Preiselbeeren. Die Vorspeise ist noch ein Geheimnis und zum Abschluss gibt es zudem Eis.

Hans-Joachim Wildner (Schriftsteller aus Bad Lauterberg):

Heiligabend war für uns selten ein kulinarisches Ereignis, da dieser Tag für meine Frau regelmäßig ein Arbeitstag war. Auch im Hinblick auf die anschließenden Schlemmertage, gab es oft nur etwas Schnelles zu essen, wie zum Beispiel Kartoffelsalat oder Brote. Heute freuen wir uns, Heiligabend bei den Kindern und Enkelkindern zu verbringen, und lassen uns beim gemeinsamen Abendessen gern von deren Kochkünsten überraschen.

Inge Holzigel (Organistin und Gleichstellungsbeauftragte in Bad Lauterberg aus Bad Lauterberg):

Neben meiner Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte, bin ich seit 45 Jahren auch Organistin. Heiligabend ist natürlich mein Hauptarbeitstag. Ich spiele in drei Gottesdiensten die Orgel. Das heißt, ich bin unterwegs und wenig zu Hause. Das kenne ich schon seit meiner Kindheit. Da bin ich auch schon an Heiligabend um 14 Uhr zur Musikprobe in die Kirche gegangen. Dieses Jahr bin ich zum Essen in der Kirchbergklinik eingeladen, da ich dort auch einen Gottesdienst spiele. Zwischendurch ruhe ich mich zu Hause aus und um Mitternacht blase ich vor der St. Andreaskirche im Posaunenchor mit. Das Essen an Heiligabend war mir noch nie wichtig. Wichtig ist mir der eigentliche Grund, warum wir Weihnachten feiern: Die Geburt von Jesus Christus, dem Licht der Welt.

Simon Burger (Jugendpastor in der Bäderregion und Kirchenkreisjugendpastor aus Bad Lauterberg):

Da ich am heiligen Abend stark eingebunden bin, haben wir als Familie mit drei Kindern eine kleine Raclette-Tradition. Sobald ich zwischen den Gottesdiensten Zeit habe, findet bei uns zuerst die Bescherung statt und dann wird gemütlich Raclette gemacht.

So können wir flexibel beginnen und enden aber auch flexibel auf die Geschmäcker von unseren Kindern reagieren. In entspannter Atmosphäre werden dann immer wieder neue Kreationen erfunden und probiert. Am zweiten Weihnachtstag geht es jedes Jahr zum Familientreffen zu meinen Eltern nach Braunschweig. Zu Essen gibt es dort fast immer Hühnerfrikassee. Dies hatte meine Großmutter seit meiner Kindheit bis zu ihrem Tod gerne zubereitet und nun setzten meine Eltern diese Tradition fort.

Frederike Spielvogel (Kinderfeuerwehrwartin in Bad Lauterberg):

Für Feuerwehrleute ist Weihnachten genauso das Fest der Liebe wie für alle anderen auch. Leider benutzen viele Menschen noch echte Kerzen für die angebliche Stimmung, ich persönlich kann sagen, dass es viel gemütlicher ist, wenn man sich keine Sorgen machen muss, dass der Baum vielleicht bald eine große Kerze ist! Leider gibt es immer noch etwa 15.000 kleine und große Brände in Deutschland nur wegen einem Adventskranz oder einem Weihnachtsbaum mit echten Kerzen, letzteres ist meiner Meinung nach wirklich veraltet. Daher ein kleiner Appell an alle: Bitte lasst keine Kerzen unbeaufsichtigt.

Genug über Weihnachtsbäume gesprochen, ich persönlich feiere dieses Jahr das erste Mal mit meinen Liebsten bei mir zu Hause. Bedeutet: Ich darf Heiligabend „ausrichten“. Das wird bei uns so ablaufen, dass mein Lebenspartner und ich gemeinsam kochen werden, und der Rest der Familie um 18 Uhr zum Gottesdienst geht. Bei uns gibt es eine meiner Leibspeisen, Schnitzel! Für mich gibt es nichts Schöneres als ein schönes Schnitzel. Was bei uns aber mittlerweile Tradition geworden ist, ist der Nachtisch, der tatsächlich nicht mal einen richtigen Namen hat. Er ist wie ein Schichtdessert und man braucht nur drei Zutaten: geschlagene Sahne mit Vanillezucker, gefrorene Himbeeren und Baiser. Dieses wird abwechselnd in ein Glas gefüllt. Ich kann euch sagen, das sieht nicht nur wahnsinnig gut aus, sondern schmeckt auch genau so gut, wie es aussieht! In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein wunderschönes Weihnachtswochenende!

Janka Eckhardt (Mitorganisatorin des Sozialen Weihnachtsmarkts in Bad Lauterberg):

Bei uns gibt es mittlerweile kein festgelegtes Essen mehr zu Heiligabend. In meiner Kindheit gab es traditionell Pute, meine Eltern waren den ganzen Tag damit beschäftigt, das Essen zuzubereiten. Ich halte es seit fast 20 Jahren, dass ich die Kinder und gegebenenfalls die anderen Gäste (Eltern und Schwiegereltern) zu Heiligabend frage, was sie haben möchten. Einzige Bedingung: Es muss vorzubereiten sein oder nicht zu aufwendig sein, damit wir alle etwas vom Tag und Abend haben und wir nicht nur in der Küche stehen. Dieses Jahr gibt es Rinderrouladen und Gemüse mit Spätzle, letztes Jahr war zum Beispiel Grillen gewünscht, dazu ein Salat und alle waren glücklich. Uns ist die Zeit mit den Kindern und Eltern in Ruhe und ohne Stress bezüglich des Essens wichtiger als ein traditionelles Weihnachtsessen. Es nimmt Druck raus und alle sind zufrieden. Für uns als Familie ist es so eine gute Lösung.