Zorge. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne besuchte Firmen in der Gemeinde Walkenried.

Sorgen und Nöte von Unternehmen aus der Gemeinde Walkenried, aber auch das große Know-how verschiedener Industrie- und Gewerbebetriebe – all dies konnte der Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne bei einem Besuch kennenlernen. Und die Themen waren vielfältig: sei es die Umstellung auf grünen Strom und Wasserstoff in der Industrie, der damit verbundene Ausbau der Versorgung vor Ort, die Nachteile der Unternehmen vor Ort im Vergleich mit Konkurrenten in ganz Europa oder aber die Steuerpolitik in der Gemeinde wurden intensiv diskutiert.

Geplant worden war der Besuch sowie eine Abendveranstaltung mit dem Bundestagsabgeordneten bereits im März, doch der Lockdown und die Folgen haben dazu geführt, dass dieses Programm in reduzierten Form erst jetzt stattfinden konnte.

Nach der Begrüßung durch Geschäftsführer Torsten Stein und Frank Düssler von der Holding wurde das Unternehmen, das zur Georgsmarienhütte Holding gehört, vorgestellt. Bei einer Werksbesichtigung mit dem Führungskreis und dem Betriebsratsvorsitzenden wurde die Besuchergruppe von einem modernen Betrieb, mit eigener Entwicklung und Spezialisierung überrascht. Die Fachkompetenz der Firma mit 440 Mitarbeitern liegt in komplexen kernintensiven Gussteilen unterschiedlichster Legierungen für eine große Bandbreite an Produkten.

Große Sorgen bereitet dem Unternehmen das ab nächstem Jahr geltende Brennstoffemissionshandelsgesetz. „Dieses Gesetz belastet kleinere, energetisch optimierte Gießereien wie Harz Guss Zorge massiv, die mit Mehrkosten in Millionenhöhe zu rechnen haben, während große Gießereien im Geltungsbereich des europäischen Emissionsrechtehandels finanzielle Entlastungen erfahren. Europäische und internationale Gießereien werden kaum oder gar nicht von Kohlendioxidabgaben belastet“, erklärte Geschäftsführer Torsten Stein.

Dr. Kühne versprach, sich dem Thema anzunehmen und sich in Berlin bei der Diskussion zu den noch ausstehenden Verordnungen für einen fairen Ausgleich einzusetzen.

Harz Guss Zorge muss seine Prozesse in den kommenden Jahrzehnten so umgestalten, dass die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden und als Energieträger nur noch grüner Strom und vielleicht auch grüner Wasserstoff eingesetzt werden. Bis dahin braucht das Unternehmen aber eine verlässliche und wettbewerbsfähige rechtliche Grundlage, um sein Hauptschmelzaggregat, den Kupolofen, in dieser Übergangszeit betreiben zu können. „Die Energieversorgung der Zukunft wird hauptsächlich auf Elektrizität beruhen“, verdeutlichte Torsten Stein. Daher wurde mit Dr. Kühne die Möglichkeit diskutiert, die Infrastruktur zur Versorgung mit elektrischen Strom am Standort Zorge auszubauen. Perspektivisch benötigte Zorge im Zuge der Dekarbonisierung der energieintensiven Prozesse eine Verdreifachung der vorhandenen Anschlussleistung. „Zur Realisierung eines so langfristig angelegten Paradigmenwechsels, müssen alle Beteiligten koordiniert und abgestimmt zusammenarbeiten“, betonte der Geschäftsführer noch einmal ausdrücklich. Dr. Kühne sagte zu, hier mit der niedersächsischen Landesregierung in Verbindung zu treten, um die Weichen richtig zu stellen.

Vor dem Besuch im Zorge wurde zunächst das Unternehmen Gascogne Sack in Wieda besucht. Hier stellte Vertriebsleiter Dag Kretschmer die Firma zunächst vor. Dr. Roy Kühne und die Vertreter der örtlichen CDU, Klaus-Erwin Gröger und Klaus Marx, nutzten die Gelegenheit, auch mit Betriebsleiter Andreas Henning und Personalleiterin Cornelia Camanguira über die Probleme der Branche und die Wettbewerbssituation zu diskutieren.

Der Wiedaer Betrieb ist in der Branche durch die Flexibilität bei Typen und Chargengröße ausgezeichnet. Nach einer anschließenden informativen Betriebsbesichtigung setzte Roy Kühne mit Fragen an das Wirtschaftsministerium im Gepäck die Bereisung fort.

Nächste Station waren die Seniorenheime Lamm in Wieda und Zorge. Mit Geschäftsführer Klaus Lamm wurde zunächst eine Diskussionsrunde mit Personalvertreterinnen und Fragen des Heimbeirates fortgesetzt. Roy Kühne zeigte sich erfreut, dass der Heimbeirat die Fragen schriftlich formuliert hatte. Neben den ausführlichen Antworten vor Ort versprach Kühne die Fragen auch noch schriftlich zu beantworten.

Breiten Raum nahm der Ärger über Kostensteigerung für die Heimbewohner ein, da die stetigen Erhöhungen stets zu Lasten der Bewohner gingen. Obwohl sich vieles in der Finanzierung der Heimplätze zum Besseren gewendet habe, gebe es noch viel Arbeit, lautete das Fazit der Diskussion.

Geschäftsführer Klaus Lamm nutzte die Gelegenheit neben für das Heim relevante Fragen besonders Fragen zur Situation in der Gemeinde Walkenried anzusprechen, die aufgrund der Steuerpolitik von stetigem Rückbau geprägt sei und kein Raum zur Weiterentwicklung bleibe. Auch hier sagte Roy Kühne zu, im Rahmen seiner Möglichkeiten dieses Problem anzusprechen. Gewerbesteuern müssen dort entrichtet werden, wo sie erwirtschaftet werden.

Erfreut zeigte sich der Bundestagsabgeordnete abschließend darüber, dass die Unternehmen ausnahmslos auch Ausbildungsbetriebe sind, wenn auch in diesem Jahr die Zahl der Bewerber gering ist.