Tettenborn. Eine neue Heimat für die Gelbbauchunke: Die jungen Tiere wurden im Rahmen eines Artenschutzprojekts in Tettenborn ausgesetzt.

Nach der Umsetzung umfangreicher Maßnahmen im Februar konnten jetzt die ersten jungen Gelbbauchunken ihre neue Heimat im Lohoff’schen Bruch bei Tettenborn beziehen. Sie wurden von Vertretern des NABU in ihre neue Heimat entlassen. Insgesamt 21 Gäste fanden den Weg in den ehemaligen Gipssteinbruch, um bei der Wiederansiedlung dabei zu sein. Darunter waren Projekt- und Kooperationspartner von Life Bovar, Vertreter der zuständigen Behörden und örtlichen Naturschutzverbände sowie interessierte Bürger. ,,Wir möchten uns bei allen Beteiligten bedanken, durch deren Unterstützung es heute möglich ist, der gefährdeten Gelbbauchunke hier ein neues Zuhause bieten zu können‘‘, sagte Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen.

Den Lohoff’schen Bruch ,,gelbbauchunkengerecht‘‘ zu gestalten, sei nicht einfach gewesen. ,,Als wir mit der Maßnahme begonnen haben, wussten wir nicht, ob in dem Gipskarst überhaupt Wasserhaltung möglich ist‘‘, erklärte Projektmitarbeiter Bruno Scheel vom NABU Niedersachsen. ,,Darum ist es natürlich umso erfreulicher, dass wir heute hier stehen und dem Steinbruch wortwörtlich wieder Leben einhauchen können.‘‘

Die Unken, die im Lohoff’schen Bruch wieder angesiedelt werden, stammen aus dem nächst gelegenen Vorkommen der Gelbbauchunke in Thüringen. Ende April wurde hier eine Zuchtgruppe entnommen, die in der Zuchtstation im Projektbüro von Life Bovar in Rinteln gehältert wird. Rund 600 junge Unken konnten jetzt ausgesetzt werden. „Das ist eine tolle Zahl‘‘, verkündete Projektmitarbeiterin Kim Fasse vom NABU Niedersachsen. ,,Die Entwicklung der Art hier im Lohoff’schen Bruch werden wir ab jetzt natürlich engmaschig kontrollieren.‘‘

Der NABU Niedersachsen steht im Rahmen des Amphibienschutz-Projektes Life Bovar kurz vor der Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen im Landkreis Göttingen. In der kommenden Woche sollen Artenschutzmaßnahmen für die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke und andere gefährdete Amphibienarten durchgeführt werden. Ziel ist es, einen ehemaligen Steinbruch für seltene Tier- und Pflanzenarten zu optimieren. „Bis vor ein paar Jahrzehnten kam die Gelbbauchunke natürlicherweise noch im niedersächsischen Harzvorland vor. Ursprünglich besiedelte die Art Bereiche entlang dynamischer Bachläufe mit natürlicher Geschiebedynamik und Auenbereiche von Flussläufen“, sagt NABU-Projektleiter Christian Höppner. Der zunehmende Verlust dieser Strukturen führte und führt auch heute noch zu einem starken Rückgang der Art. Heute kommt die Gelbbauchunke daher meist nur noch in Lebensräumen, wie Steinbrüchen, vor, in denen menschliche Tätigkeit regelmäßig neue Tümpel entstehen lässt.

Bei der Wiederansiedlung der Gelbbauchunke im Lohoff’schen Bruch bei Tettenborn.
Bei der Wiederansiedlung der Gelbbauchunke im Lohoff’schen Bruch bei Tettenborn. © Christian Härting

Einer der Steinbrüche, in denen die Gelbbauchunke sich künftig wieder heimisch fühlen soll, ist der Lohoff’sche Bruch bei Tettenborn. Der ehemalige Gipssteinbruch, der sich bis in die 1970er Jahre im Abbau befand, wurde von der St. Gobain Formula GmbH für Projektarbeiten zur Verfügung gestellt. Das Gebiet steht unter Naturschutz, droht allerdings durch den zunehmenden Bewuchs so zu verbuschen, dass die seltenen, heimischen Tier- und Pflanzenarten bedroht sind.

„In einem ersten Schritt sollen mit Hilfe eines Baggers die Gehölze auf der Grubensohle reduziert werden. Anschließend ist es geplant auf den neuen Freiflächen Tümpel und Kleingewässer als Laich- und Aufenthaltsgewässer für die Gelbbauchunke und Co. anzulegen“, erklärt Christian Höppner. Zudem ist der Bau eines Weidezauns vorgesehen, um die Fläche im Anschluss an die Maßnahmen extensiv beweiden zu können. Damit wird die Maßnahme in eine nachhaltige Nutzung überführt, die den Erhalt dieses Kleinods für den Natur- und Artenschutz begünstigt. Neben der Offenhaltung der Fläche vor aufkommenden Gehölzen sollen Tritt und Verbiss der Weidetiere die Uferbereiche der neuen Gewässer offenhalten. Dadurch entstehen wichtige Lebensräume für die Gelbbauchunke, aber auch Offenstellen an denen Schwalben und Insekten Material für den Nestbau finden können. Auch Keimplätze für seltene Pflanzenarten, wie den Fransenenzian, sollen dort zukünftig ihren Platz finden. Für den Bau des Weidezauns ist es gerade im südlichen Steinbruchbereich notwendig, den Zaun entlang eines bisherigen Wanderweges durch das Naturschutzgebiet zu führen. Ein Begehen des Gebiets entlang des Zaunes wird nach der Errichtung nach wie vor uneingeschränkt für alle Naturfreunde möglich sein.

Die Kosten der Maßnahme werden durch das Projekt Life Bovar des NABU Niedersachsen getragen. Die Maßnahme wird in Kooperation und mit der Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Göttingen sowie der NABU-Gruppe Osterode, dem BUND Westharz und der Jägerschaft Osterode durchgeführt.