Wieda. Manuela Oehler, Karin Lerbinger und Klaus Stepputat waren in der Plattenkiste des NDR 1 Niedersachsen zu Gast.

Am Montagmittag unterhielten sich Manuela Oehler, Karin Lerbinger und Klaus Stepputat in der Plattenkiste des NDR 1 Niedersachsen mit Moderatorin Ira Stukenberg über die Arbeit im Demenzcafé in Wieda. Viel zu erzählen gab es anlässlich der Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland – gemeinsam für Menschen mit Demenz. Eine Aktion des NDR mit den Alzheimer Gesellschaften im Norden“ in der Sendung des NDR 1, darüber informierten die Verantwortlichen im Nachgang.

Sorgen, Nöte und Ängste plagen nicht nur Demenzkranke, sondern auch ihre Angehörigen. Manuela Oehler ist seit dem Aufbau vor 14 Jahren in der Selbsthilfegruppe aktiv. Ein Arzt erkannte den Bedarf. Angehörige wollten nach der Schulung nicht auseinander gehen, sie wollten sich häufiger treffen.

Angehörige tauschen sich aus

So kommen nun pflegende Angehörige oder auch Angehörige, deren erkrankte Partner schon im Heim oder verstorben sind, alle 14 Tage zusammen, ergänzt Karin Lerbinger. Angefangen haben sie mit fünf Personen, inzwischen sind es etwa 20 Leute, die sich treffen – zum Austausch, um Hilfestellung zu erfahren oder zu einem gemütlichen Nachmittag. So sind schon Freundschaften entstanden innerhalb der Gemeinschaft. Im Demenzcafé treffen sie sich für zwei Stunden an jedem zweiten Freitag, Angehörige können sich auch beraten lassen.

Karin Lerbingers Mann verstarb 2012. Weil es ihr sehr geholfen habe, mache es ihr bis heute viel Freude, im Demenzcafé lustige Stunden zu verbringen und zu helfen, erzählt sie.

Manuela Oehler begleitet diese Gruppe fachlich. Sie hört aktuelle Probleme und Tipps werden ausgetauscht. Oft helfen auch einfache Dinge: Wer nachts in der Wohnung herum irrt, dem können beispielsweise Lichtquellen mit Bewegungsmelder helfen. Die Erkrankten sind in einem anderen Raum in einer Betreuungsgruppe mit ehrenamtlichen Helfern.

Nach der Beratungsstunde finde das „heitere Kaffeetrinken“ statt, es gibt Kuchen oder Schnittchen. „Die Zeit geht so schnell um, dass alle sagen ,oh wie schade’ nach dem wunderschönen Nachmittag“, fasst Karin Lerbinger zusammen.

Wie mit der Diagnose umgehen?

Klaus Stepputat stammt aus Nordthüringen. Als seiner Frau die Diagnose gestellt wurde, wussten beide zunächst nicht, was sie tun sollten. Dann lasen sie in der Zeitung von der Selbsthilfegruppe in Herzberg. Sie machten viele Monate mit, bis seine Frau zu krank wurde, um dort noch folgen zu können. Er erinnert sich gerne an den Austausch und die Hilfestellung der anderen.

Das half ihm weiter, auch wenn es manchmal nur ein kleiner Hinweis auf den Verlauf der Krankheit war, wie zum Beispiel, dass Demenzerkrankte nicht mehr dazulernen können, sondern mehr und mehr wieder verlernen. Seiner Frau sei am Ende von ihrer Persönlichkeit nur noch ihr herzliches Lachen geblieben, erzählt er in der Sendung. Angefangen hatte es mit etwas Zufälligem: Seine Frau trug eine Obstschale voller Äpfel aus dem Wohnzimmer. Er stellte später fest, dass alle Äpfel in Schuhen steckten.

Bald darauf wusch sie an einem Abend das Geschirr im Badezimmer. Ein Test bei einer Ärztin habe die mögliche Diagnose Demenz ergeben, ein Besuch beim Neurologen leider nur die Reaktion: „Altersschusseligkeit“. Erst in Erfurt erfuhr das Ehepaar Stepputat die Diagnose Demenz, Typ Alzheimer.

Freunde und Bekannte helfen

Offensiv informierten sie alle Freunde und Bekannten darüber, so dass alle damit umgehen konnten. Ihm selbst half am meisten der Besuch in Wieda, auch wenn er allen seinen Bekannten dankbar sei, dass sie die Situation mitgetragen hatten. Er schätze die Angebote der Gruppe: Kleine Reisen wie Tagesausflüge, ein weihnachtliches Essen in einem Restaurant mit Abendprogramm. Einmal im Jahr werde ein Beitrag in eine gemeinsame Kasse gezahlt, auch die Kosten für den einzelnen Nachmittag teilen sich die Teilnehmer. Alle kämen gerne und fühlten sich wohl. Auch, wer nicht mehr so gut laufen könne, käme weiterhin, solange es irgend möglich ist. Wer Lust habe, sich ehrenamtlich zu engagieren, sei ebenfalls jederzeit willkommen. Manuela Oehler empfiehlt außerdem jedem Erkrankten und Angehörigen, sich die nötige Hilfe zu holen.

Von Montag bis Freitag heißt es zwischen 12 und 13 Uhr bei NDR 1 Niedersachsen „Die Plattenkiste – Hörer machen ein Musikprogramm“. Die Sendung wird komplett von den Gästen gestaltet. Es können sich Vereine, Clubs und Organisationen vorstellen, egal ob Chor, Surfclub, Theater- oder Selbsthilfegruppe.