Bad Lauterberg. Björn Gollées Präsidentschaftsjahr 2020 beim Rotary-Club Bad Lauterberg-Südharz stand fast komplett im Zeichen der Coronavirus-Pandemie.

Vor rund 30 Jahren vollzog sich die deutsche Wiedervereinigung. Bremerhavens damaliger Oberbürgermeister, Manfred Richter, war als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Regierungsfraktion mitten im Geschehen. Richter berichtete im Mai dieses Jahres beim Rotary-Club Bad Lauterberg-Südharz über diese stürmische Zeit.

„Aufgrund der digitalen Meetings hatten wir die Chance, hochkarätige Referenten für unsere Zusammenkünfte zu gewinnen“, blickt Björn Gollée auf sein Präsidentschaftsjahr beim Bad Lauterberger Rotary-Club zurück. Seine zwölfmonatige Amtszeit von Anfang Juli 2020 bis Ende Juni 2021 war fast komplett durch die Pandemie und die damit verbundenen Lockdown-Regeln geprägt.

Durch Online-Meetings handlungsfähig geblieben

„Durch die schnelle Umstellung auf die digitalen Meetings, die meine Vorgängerin Dr. Astrid Laue-Savic bereits konsequent betrieben hatte, sind wir als Club während der gesamten bisherigen Pandemie handlungsfähig geblieben, es war sozusagen eine neue Normalität“, so Björn Gollée. „Aber diese virtuellen Treffen schaffen leider keine Nähe und kein Vertrauen. Es fehlten die gemeinsamen Tischrunden, bei denen man auch einmal über Persönliches und über eigene Erfahrungen spricht.“

Deshalb habe er die Ämterübergabe im Harzer Hof mit Präsenz zu Beginn seiner Präsidentschaft noch positiv gesehen. „Das Ziel war, die kontaktlose Zeit zu überwinden und das persönliche Miteinander zu stärken.“ Doch es kam anders. Im Sommer konnten zwar einige weitere Clubtreffen mit Präsenz abgehalten werden, aber mit dem Sinken der Außentemperaturen seien leider auch die Corona-Fallzahlen wieder gestiegen. Schnell habe festgestanden, dass die Treffen erneut nur online stattfinden konnten.

Hochkarätige Referenten bei den Online-Meetings

Bekanntlich ging der Lockdown mit allen seinen Belastungen bis nach Pfingsten dieses Jahres. Entsprechend sei auch der weitgehend größte Zeitraum seiner Präsidentschaft durch Corona geprägt gewesen. Das heißt, Gollée hat mehr 150 Stunden vor dem Computer gesessen, denn zu den Clubmeetings kamen Vorstandssitzungen, Districtveranstaltungen und Präsidententreffen hinzu. Dagegen mussten Veranstaltungen wie Entenrennen, Sozialer Weihnachtsmarkt und Glühweinstand abgesagt werden.

Die digitalen Meetings boten aber auch wie bereits betont die Chance, Referenten zu gewinnen, die bei Präsenzmeetings wohl nicht zur Verfügung gestanden hätten. So habe der Club neben dem Vortrag von Manfred Richter ein gemeinsames Meeting mit dem Rotary-Club Xanten durchgeführt, bei dem es um das Thema Pfadfinder ging. Ulrike Vogt vom Rotary-Club Müllheim-Badenweiler und ihr Partner Thomas berichteten über die Initiative „Musik für den Frieden“. Autor Thilo von Debschitz vom Rotary-Club Wiesbaden-Kochbrunnen sprach über „Fritz Kahn und seine abenteuerliche Reise durch den Körper“.

Endlich wieder ein Präsenzmeeting: Björn Gollée bei der Ämterübergabe Ende Juni auf dem Hausberg Bad Lauterberg.
Endlich wieder ein Präsenzmeeting: Björn Gollée bei der Ämterübergabe Ende Juni auf dem Hausberg Bad Lauterberg. © Rotary-Club Bad Lauterberg-Südharz

Jakob Knauf, Doktorand an der Uni St. Gallen, zeigte in seinem Vortrag die konzeptionellen Unterschiede zwischen Wasserstoff- und Batteriefahrzeugen auf. Die Europaabgeordnete Lena Dupont referierte über Aktuelles aus dem Brüsseler Parlament. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Kuhle stellte seine Sichtweise auf die Coronakrise dar. Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen, skizzierte die Probleme, die der Rückgang der Blutspenden mit sich bringt. Über den Kampf gegen Alkohol im Straßenverkehr berichteten der Göttinger Amtsrichter Dr. Oliver Jitschin und Polizeihauptkommissar Jörg Arnecke. Geschäftsführer Andreas Euler hielt einen Vortrag über die Umwelteinwirkungen seines Unternehmens Smurfit Kappa auf die Sieber.

Hohe Präsenzzahlen bei den Online-Meetings

Die Online-Meetings hatten aus Sicht von Björn Gollée einen weiteren Vorteil. Mitglieder, die vielleicht aufgrund von Erkrankungen, erschwerten Anreisen aufgrund von winterlichen Straßenverhältnissen oder andere Handicaps Probleme mit Präsenz gehabt hätten, konnten problemlos teilnehmen. Deshalb konnte die Durchschnittspräsenz im Club erhöht werden. „Leider ist es uns nicht gelungen, alle älteren Mitglieder bei den Online-Meetings einzubinden.“ Auch die Jugendaustausche mussten zwangsläufig ausfallen. Ein weiteres Manko sei die Mitgliedergewinnung gewesen. „Man kann neue Mitglieder nur gewinnen, wenn man sie von Beginn an in das Rotary-Clubleben integrieren kann. Das ist bei Zoomtreffen kaum möglich.“

Doch eines kann man Björn Gollée und seinem Vorstandsteam auf jeden Fall bescheinigen: Es wurde trotz Corona viel bewegt. Denn auch die Clubmitglieder boten viele Vorträge an. Themen waren unter anderem die Europaschule, das Geld und die Kirche, Baufortschritte im Schloss Herzberg, die Firma Christ in Osterode, die Wistoba in Barbis, die Geschichte der Zinsentwicklung und das Kirchenkreisamt. Auch die Weihnachtsandacht wurde von Clubmitglied Superintendent i.R. Volkmar Keil online gehalten.

Weihnachtspräsente und Ostereier

Fast ganz allein stemmen musste Björn Gollée zwei wichtige Projekte, die ihm besonders am Herzen lagen. „Was macht unseren Club und den rotarischen Gedanken aus? Unterschiedlichste Berufsgruppen sollen Freundschaften bilden, um gemeinsam etwas Gutes zu schaffen. Der internationale Jugendaustausch soll gefördert und mit ,EndPolioNow’ die Kinderlähmung bekämpft werden. Dahinter steht gleichsam ein friedenfördernes als auch soziales Modell, welches von Kontakten und Engagement der Mitglieder lebt.“

Um zu Weihnachten zumindest ein kleines Zeichen zu setzen, brachte er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Sarah allen Clubmitgliedern ein kleines Präsent persönlich nach Hause – über 45 Adressen im gesamten Kreis Göttingen.

Eines der letzten Präsenztreffen zu Beginn von Björn Gollées Amtsjahr. Nachtwächter-Wanderung mit Erich Wüstefeld.
Eines der letzten Präsenztreffen zu Beginn von Björn Gollées Amtsjahr. Nachtwächter-Wanderung mit Erich Wüstefeld. © Rotary-Club Bad Lauterberg-Südharz

In kurzer Zeit und ohne persönlichen Kontakt zu möglichen Helfern und Spendern musste Gollée auch die rotarische Glückseiaktion zu Ostern stemmen. „Hier gilt der große Dank allen Beteiligten, insbesondere dem Kinderschutzbund Bad Lauterberg und dem Schalmeienzug Osterhagen.“ „Unser Präsident hat sich da unheimlich stark engagiert und viel Freizeit geopfert“, lobt Clubmitglied Oliver Eckstein. „Vor allem die Glückseieraktion war arbeitsintensiv.“

Björn Gollée zieht trotz des zeitintensiven Amtsjahres ein sehr positives Fazit seiner Präsidentschaft: „Der Zusammenhalt der Freundinnen und Freunde in der kontaktlosen Zeit blieb bestehen. Aber das Wichtigste und in der Pandemie leider nicht selbstverständlich: alle blieben von schweren Krankheitsverläufen oder gar Schlimmeren verschont!“