Bad Lauterberg. In Arztpraxen sind die Keime inzwischen genauso verbreitet. Das erklärte Professor Wilfried Bautsch in der Kirchberg-Klinik Bad Lauterberg vor Ärzten.

Multiresistente Keime kommen nicht nur in Krankenhäusern vor. In Arztpraxen und ambulanten Gesundheitseinrichtungen sind sie inzwischen genauso verbreitet. Das erklärte Professor Dr. Dr. Wilfried Bautsch, Leiter des Instituts für Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum Braunschweig, in der Bad Lauterberger Kirchberg-Klinik vor Ärzten. Zu der zertifizierten Fortbildungsveranstaltung hatte ihn der Ärztliche Direktor der Kirchberg-Klinik, Dr. Ernst Knoglinger, eingeladen. Das Thema der resistenten Keime fand großes Interesse unter der Ärzteschaft der Region.

Der Gastredner versuchte das Problem der resistenten Keine einzuordnen. Weder habe es epidemische Ausmaße angenommen, wie einige irreführende Zeitungsberichte im vergangenen Jahr nahelegten, noch sei es als unwichtig zu ignorieren. „Jeder Einzelfall ist problematisch“, sagte er mehrfach. Dass es überhaupt zu multiresistenten Keimen in größerem Ausmaß kommen konnte, erklärte Bautsch, liege daran, dass man in der Vergangenheit viel zu schnell auf Antibiotika zurückgegriffen habe. Das sei in den Kliniken anders geworden, der Verbrauch von Antibiotika sei rückläufig. Anders dagegen in den Arztpraxen, denn der Druck von Patienten sei oft groß, die diese Medikamente verschrieben haben wollten. So verbrauchte in Deutschland jeder Einwohner im Durchschnitt 15 Tagesdosen. In den Niederlanden sind es nur zehn. „Die Niederländer verbrauchen ein Drittel weniger Antibiotika – und sind deshalb auch nicht mehr krank als Deutsche“, sagte der Mikrobiologe. Man könne den Verbrauch also um 30 Prozent senken, ohne die Gesundheitssituation in Deutschland zu verschlechtern.