Krebeck. Bei dem Benefizkonzert am Samstag, 16. Februar, im DGH Krebeck spielen Afterwork, Bernshouseband und Rock Seven auf.

Um den Traum von einem Assistenzhund für den dreijährigen Justus Kaiser aus Gillersheim (wir berichteten) Wirklichkeit werden zu lassen, haben sich die Freunde der Familie etwas Besonderes einfallen lassen: ein Benefizkonzert zugunsten des Jungen im Dorfgemeinschaftshaus Krebeck am Samstag, 16. Februar. Dafür konnten die Initiatoren um Patrick Ledel, der auch Patenonkel von Justus ist, gleich drei Bands verpflichten: Afterwork aus Renshausen machen den Auftakt mit Rockmusik aus den 1970er, 80er, 90er und 2000er Jahren sowie aktuellen Titeln und versprechen „Partymusik, die tanzbar ist“.

Direkt danach übernimmt Bernshouseband und präsentiert nach eigenen Angaben „Karneval-Pop-Rock“, bevor Rock Seven mit Songs aus den 1960er und 1970er Jahren sowie aktuellen Hits aus den Bereichen Rock, Folkrock, Bluesrock und mehr dem Publikum einheizt. Alle Musiker verzichten an diesem Abend auf ihre Gage, alle Einnahmen der Veranstaltung kommen der Anschaffung eines Assistenzhundes für Justus zugute, also gehen direkt an den Verein Patronus-Assistenzhunde.

Teilhabe an Gesellschaft ermöglichen

Der Dreijährige leidet an Infantiler Cerebralparese, kann sich nur robbend oder in seinem Stehständer fortbewegen. Ein Assistenzhund soll Justus und seine Familie aktiv unterstützen und die fehlenden Sinnes- und Körperfunktionen so gut wie möglich ersetzen. Im speziellen Fall von Justus soll ihm der Hund etwa auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, erklärt Thomas Gross, Hundetrainer im Verein Patronus-Assistenzhunde. „Unter anderem dient der Hund als Katalysator: Justus bekommt über ihn die Chance, mehr mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen“, so Gross.

Außerdem werde der Hund Justus beim Stehen unterstützen können. „Die Hunde werden so trainiert, dass sie auch dafür sorgen, dass die Kinder nicht wegkrabbeln, dass sie etwa Kinder mit Autismus aus Gefahrenzonen bringen oder, dass sie im Notfall Türen öffnen und Hilfe holen können. Das bietet allein den Eltern eine wesentlich größere Sicherheit im Alltag“, weiß der Hundetrainer.

Afterwork aus Renshausen machen den Auftakt.
Afterwork aus Renshausen machen den Auftakt. © Michael Strzeletzki

Bevor die Assistenzhunde an ihre Familien übergeben werden, müsste jeder von ihnen mindestens 300 Trainingsstunden absolvieren. Somit seien die Hunde etwa zwei- bis zweieinhalb Jahre alt, ehe sie an ihre Wirkungsstätte kämen. Bis sie eineinhalb Jahre alt sind durchlaufen sie eine Grundausbildung, die in der Regel bei allen Hunden ähnlich gestaltet sei – unabhängig von künftiger Wirkungsstätte und individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Kinder. Erst im Anschluss würden sie in verschiedenen Modulen auf die Fertigkeiten spezialisiert, die für ihre künftige Familie individuell wichtig sind. Im Rahmen ihrer Ausbildung lernten sie etwa bei Besuchen in unterschiedlichen Einrichtungen verschiedene Erkrankungsformen des Menschen kennen. „Es gibt kein Leid und keine Krankheit, die die Hunde nicht schon einmal kennengelernt haben, bevor sie in die Familie kommen“, sagt Gross. Etwa 30 Hunde im Jahr könnten er und sein Team ausbilden – der Bedarf nach Assistenzhunden und die Nachfrage seien aber weit größer.

Auch Gross wird mit weiteren Vertretern und Trainern des Vereins am Konzertabend vor Ort sein, Interessierten Fragen zu den Hunden und dem Verein beantworten und über die Arbeit informieren. Darauf freut er sich bereits: „Benefizveranstaltungen haben wir schon öfter erlebt – ein Rockkonzert hatten wir allerdings noch nie. So etwas dürfte gerne viel öfter passieren.“

Überwältigendes Engagement

Auch Henning Kaiser, Vater von Justus, zeigt sich über das Engagement aus seinem Freundeskreis, aus dessen Reihen die Initiatoren stammen, überwältigt: „Erst, als alles stand, haben uns die Jungs darüber in Kenntnis gesetzt. Ich war schlichtweg sprachlos und musste die Tränen unterdrücken.“ Grundsätzlich sei es ergreifend, wie viel positives Feedback allein auf die Spendenaufrufe über die Medien Familie Kaiser erfahren haben. „Es ist unglaublich, welche Wellen das schlägt. Da merkt man ganz deutlich, wie verankert man eigentlich ist“, sagt Kaiser.

Bernshouseband präsentiert Pop-Rock.
Bernshouseband präsentiert Pop-Rock. © Studio D. | Sandra Diedrich

Im Februar sollen Justus und seiner Familie die Hunde vorgestellt werden. „Welcher es dann werden kann, das entscheidet die Chemie zwischen Justus und dem Hund“, so Kaiser weiter. Anschließend wird das Tier dann speziell auf die Bedürfnisse von Justus ausgebildet. „Sollten sich dann im Laufe der Zeit weitere Ausbildungsbedürfnisse ergeben, kann der Hund weiter ausgebildet werden. Dafür stehen wir ein Leben lang mit dem Patronus-Verein im Kontakt.“ Dafür muss zunächst aber die Summe in Höhe von 26.000 Euro zusammenkommen. Einen Teil davon können die Eltern Henning und Nicola selbst aufbringen. Für die ausstehende Summe ist die Familie auf Spenden angewiesen, die nun auch über das Benefizkonzert zusammenkommen sollen.

Hilfsbereitschaft ist enorm

Deshalb hoffen die Organisatoren um Patrick Ledel auch auf zahlreiche Besucher am 16. Februar: „Wir würden uns einfach freuen, wenn so viele Spenden zusammenkommen, dass Justus der Wunsch nach einem Assistenzhund erfüllt werden kann“, sagt Ledel. Das Engagement und die Bereitschaft, die ihm seit der ersten Überlegung kurz vor Weihnachten entgegengebracht wurden, seien jedenfalls enorm: „Die Resonanz ist einfach hervorragend. Alle waren gleich Feuer und Flamme“, erinnert er sich. Die Bands hätten sofort Bereitschaft signalisiert, den Abend kostenlos aufzutreten. „Sie hätten sogar jeder für sich den ganzen Abend alleine bestritten“, sagt er dankbar. Auch vonseiten örtlicher Unternehmen, wie etwa von Thore Dobrick von der LVM, der Firma Otzipka aus Krebeck, Indula aus Lindau oder Jünemann aus Renshausen habe er direkt Unterstützung zugesagt bekommen. Das Dorfgemeinschaftshaus in Krebeck werde ihm vom Betreiber sowie die Musik- und Lichttechnik vom Eventteam Krebeck kostenlos zur Verfügung gestellt.

Rock Seven aus Gillersheim beenden das Konzert.
Rock Seven aus Gillersheim beenden das Konzert. © Torsten Roland

In seinem Freundeskreis sei es ganz ähnlich verlaufen: „Als die Spendenaufrufe für Justus starteten, war klar, dass wir etwas tun müssen. Es war uns allen einfach ein persönliches Anliegen, der Kleine ist einfach klasse“, sagt Ledel. Also habe er für die erste Planung eine Whats­App-Gruppe ins Leben gerufen, in der man zunächst überlegt habe, was man auf die Beine stellen könnte. „Dann war klar: Das, was wir am Besten können – Partys veranstalten.“ Der gesamte Freundeskreis sowie die Familienangehörigen erklärten sich umgehend bereit, für die gute Sache zu helfen. Einer seiner Freunde, Josch Nolte, habe sogar bereitwillig Flyer und Plakate entworfen und gesponsort.

Unterstützung der Musiker

Der Unterstützung der Mitstreiter können sich Ledel und sein Team in jedem Fall gewiss sein. „Man kennt das Kind, dann kam die Anfrage – da gab es überhaupt keine Diskussion, da wollten wir sofort mitmachen“, erinnert sich Hans Jürgen Rinkleff, Schlagzeuger bei Afterwork. Die Band besteht seit etwa acht Jahren, wolle sich aber nicht auf ein Genre festlegen. „Wir spielen das, was uns und dem Publikum Spaß macht“, gibt Rinkleff einen Vorgeschmack auf das Konzert. „Das ist eine so tolle Aktion, dass wir alle spontan zugesagt haben. Es ist schön, wenn man mit den Dingen helfen kann, die einem selbst Spaß machen“, sagt auch Reimund Erasmus von Bernshouseband. Er ist der Schlagzeuger der Band, die sich vor gut 13 Jahren in Bernshausen gegründet hat – mittlerweile haben sich auch Musiker aus anderen Ortschaften der Formation angeschlossen, etwa aus Hattorf.

Die persönliche Bekanntschaft zu Familie Kaiser sowie die Nähe zu Justus war auch der Grund, warum es für die Musiker von Rock Seven selbstverständlich gewesen sei, das Konzert zu unterstützen. „Es war für uns gar keine Frage“, sagt Matthias Hengst (Vocals, Guitar und Bass). Bei einem ersten Treffen mit allen Involvierten sei er überrascht gewesen, wie groß das soziale Engagement aller Beteiligten ist. Das erhoffe er sich auch für das Konzert: „Unsere Erwartungen werden hoffentlich noch übertroffen, wenn die Beteiligung der Menschen so hoch ist, wie sie in den sozialen Medien angekündigt haben. Das Ziel sollte es sein, soviel Geld wie möglich für Justus zusammenzubekommen“, so Hengst.

Im Falle einer Überspendung soll das überschüssige Geld einem anderen Kind zugutekommen, das einen Assistenzhund benötigt.

Das Benefizkonzert mit Afterwork, Bernshouseband und Rock Seven findet am Samstag, 16. Februar, ab 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Krebeck statt. Einlass ist ab 19 Uhr. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Die Organisatoren: Thomas Rhode, Annika Engelhardt, Christian Schwarze, Nicolas Bleckert, Henrike und Patrick Ledel, Josch Nolte sowie Andre Engelhardt mit Sohn Till (von links).
Die Organisatoren: Thomas Rhode, Annika Engelhardt, Christian Schwarze, Nicolas Bleckert, Henrike und Patrick Ledel, Josch Nolte sowie Andre Engelhardt mit Sohn Till (von links). © Veranstalter