Bad Grund. Wie ist der Stand auf der Baustelle des Höhlen-Erlebnis-Zentrums bei Bad Grund im Harz? Der Parkplatz ist seit gut zwei Wochen wieder freigegeben.

Nach über zwei Jahren Bauzeit zur Erweiterung des Höhlenerlebniszentrums (HEZ) in Bad Grund rückt die Neueröffnung des Anbaus immer näher. Auf Nachfrage unserer Zeitung beim Landkreis Göttingen, der Träger des HEZ ist, teilt dieser allerdings mit, dass sich die Bauarbeiten jedoch um rund drei Monate verzögern, eine Einweihung also nicht vor März des kommenden Jahres stattfinden wird. Denn eigentlich sollte Ende dieses Jahres alles fertig sein. Die Verzögerungen resultieren aus den Folgen von Corona, Lieferschwierigkeiten bei bestimmten Produkten und daher, dass die Firma eines Schlüsselgewerkes insolvent ging. Inzwischen ist seit ungefähr zwei Wochen der Parkplatz, der zum großen Teil für den Publikumsverkehr gesperrt war, wieder freigegeben. Bis dahin waren die Besucher angehalten, den Ausweichparkplatz im Teufelstal zu benutzen. Wie der Landkreis sagt, sei dieser vom Publikumsverkehr gut angenommen worden, dafür würden die Besucherzahlen sprechen. Allerdings sei in der relevanten Zeit bei hohem Gästeaufkommen auch besonders gutes Wetter gewesen. Bei schlechter Witterung werde der Fußweg dagegen sehr ungern angenommen. Beschwerden über den rund zehn bis 15-minütigen Fußmarsch habe es eher selten gegeben, und wenn, dann hätten sie sich eher auf den am Ende recht steilen Fußweg bezogen.

Zu den Tiefbauarbeiten, die im April des vergangenen Jahres fast komplett beendet wurden, gehörte die Erneuerung der unter dem Parkplatz verlaufenden Regen-Hochwasserschutzkanäle. Zurzeit werden noch Lösch-Regenrückhaltebecken eingebaut und die gesamte Asphaltoberfläche erneuert. Ab April des vergangenen Jahres ungefähr begannen die Hochbauarbeiten. Das Nebengebäude rechts neben dem HEZ verschwand und die Mitarbeiter wurden in einem Bürocontainer untergebracht. Seit ungefähr Juni dieses Jahres haben fünf Mitarbeiter das Großraumbüro im neuen Anbau im Obergeschoss bezogen. Im Obergeschoss befindet sich jetzt neu außerdem ein Multifunktionsraum von etwa 86 Quadratmetern für Pädagogik, Seminare, und Tagungen, gegebenenfalls auch für kleine Sonderausstellungen und Veranstaltungen. Daneben befindet sich ebenso die Erweiterung der Dauerausstellung und neue Toiletten. In dem erweiterten Ausstellungsbereich werden neue Erkenntnisse aus der Forschung um die Lichtensteinhöhle bei Förste zu sehen sein, die 2008 (bei Eröffnung des neuen HEZ) noch nicht beendet war. Die neusten Forschungsergebnisse und zum Teil Neuinterpretationen des Fundes seien dabei zentrales Thema. Dazu zähle insbesondere der historische Höhlenzugang, der erst nach 2008 ergraben wurde, darunter auch neue Bronzefunde und Schädel, aber auch der Stammbaum. Waren 2008 noch 40 Individuen identifiziert, so seien es jetzt 57, mehr Generationen und eine neue Verteilung der familiären Untergruppen der Großfamilie. Es werden auch einige multimediale Wege beschritten, um Vertiefung und fremdsprachige Infos zu ermöglichen. Im Untergeschoss des Anbaus befindet sich dann das neue Foyer mit neuem Kassenbereich und Shop, ein Shop-Lager, ein kleiner Gruppenraum, ein Pausenraum, die Haustechnik, ein Putzmittelraum und ebenso neue Toiletten.

Das neue Foyer soll sich zwischen dem Alt- und dem Neubau befinden. Dort sollen die Kasse, eine Garderobe, der Shop und eine Einlasskontrolle Platz finden.
Das neue Foyer soll sich zwischen dem Alt- und dem Neubau befinden. Dort sollen die Kasse, eine Garderobe, der Shop und eine Einlasskontrolle Platz finden. © HK | Herma Niemann

Der Neue Eingang zum HEZ soll sich dann in der Mitte des Gebäudes befinden und führt zum Foyer und zur Kasse. Da der bisherige Museumsshop ebenfalls in das neue Foyer umzieht, vergrößert sich der Platz für die Caféteria, die an ihrem Ort bleibt. Dadurch, dass sich das Foyer dann in der Mitte befindet, dürften auch die langen Schlangen, die sich zu Stoßzeiten davor und vor den Toiletten befanden, wegfallen. Dort, wo sich jetzt noch der Kassenbereich befindet, soll künftig ebenso die Caféteria mehr Platz erhalten. Die Ausstellung im Erdgeschoss soll nur wenige Quadratmeter hinzubekommen, vor allem aber soll der Zugang zur Höhle und den Ausstellungen neu mit Garderoben, zusätzlichen Schließfächern und einer Einlasskontrolle angelegt werden.

Insgesamt umfasst der Anbau eine Größe von brutto 536 Quadratmetern

Im Übrigen teilt der Landkreis auf Nachfrage mit, dass ein erneuter Antrag auf Anerkennung als außerschulischer Lernstandort zum nächstmöglichen Anerkennungstermin gestellt werden soll - voraussichtlich bis spätestens August 2025. Der Termin sei seitens des Ministeriums noch nicht bekannt gegeben. Für das pädagogische Konzept und den Programmaufbau im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (hier Umweltbildung, Karst, und Artenschutz im Bereich der Iberger Tropfsteinhöhle bis zu gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsfragen im Bereich der Menschheitsgeschichte/Bronzezeit) bestehe hier viel Potential mit Andockmöglichkeiten an die Curricula (Lehrplan, Lehrprogramm, Lehrzielvorgabe). Das Konzept müsse aber erst noch entwickelt werden. Zu den Zuständigkeiten könne noch keine Aussage getroffen werden.

Im Jahr 2017 fasste der Kreistag den Beschluss zur Erweiterung, die statt der damals geplanten knapp 4,5 Mio Euro nun 4,97 Mio Euro kostet. Davon entfallen auf die N-Bank rund 2,8 Mio Euro, auf das Land Niedersachsen rund 1,1 Mio Euro, auf die Niedersächsische Sparkassenstiftung/Sparkasse Osterode 125.000 Euro (jeweils 50 Prozent), und der Restbetrag wird vom Landkreis getragen.

Auf die Frage, wie die Mitarbeiter mit dem jahrelangen Lärm zurecht gekommen seien, antwortet der Landkreis, dass insbesondere die Mitarbeiter im Verwaltungs-Container während der Tiefbauarbeiten durch den Lärm betroffen gewesen waren. Diese Lärmsituation sei aber überwiegend in einem erträglichen Rahmen gewesen. Ferner sei auch durch Maßnahmen, wie zum Beispiel abwechselndes Arbeiten im Home-Office, Entlastung geschaffen worden. In Bezug auf die Besucherzahlen seien diese im Jahr 2021 eher corona- als baustellenbedingt deutlich unter dem Mittel der vergangenen Jahre gewesen, so der Landkreis. Im Jahr 2022 seien die Zahlen aber trotz der Baumaßnahme und mit stark geminderter Zahl an Parkplätzen, wie auch noch mit coronabedingten Auswirkungen am Anfang des Jahres sehr gut gewesen und würden über den Planzahlen für 2022 liegen. Bei starken baulichen Einschränkungen und Lärmentwicklung seien die Gäste vorgewarnt worden.