Eisdorf. Jung und Alt feiern gemeinsam 250 Jahre St. Georg-Kirche in Eisdorf. Beim Blick in die Geschichte tun sich interessante Parallelen zu heute auf.

Mit zwei nicht allsonntäglichen Gottesdiensten und einem Kinderfest, welches auch die Erwachsenen faszinierte, wurde in Eisdorf jetzt gebührend gefeiert, dass vor 250 Jahren das erste aus heimischem Sandstein gebaute Gotteshaus, die St. Georg-Kirche, eingeweiht wurde. Zu diesem Jubeltag hatte Pastor Uwe Rumberg-Schimmelpfeng Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder eingeladen und gebeten, die Predigt zu halten.

In ihrer Predigt versicherte die Regionalbischöfin gleich zu Beginn, dass sie etwas in die Geschichte der Ortschaft und des Gotteshauses eingetaucht und dabei auf Interessantes gestoßen sei. So sei sie Ludolf Parisius begegnet, der 1821 die erste Landschafts-Ansichtskarte kreiert und für deren Verbreitung gesorgt hatte. Auch wenn diese Kartenart etwas aus der Mode gekommen sei, habe sie diese Entdeckung fasziniert.

Letztendlich gehe es beim Nutzen einer solchen Ansichtskarte darum, sich auf kurze, knappe und inhaltsreiche Botschaften zu beschränken. Diese Technik passe unheimlich gut in den Harz, denn sie habe schon mitbekommen, dass hier Gottesdienstbesuche mit langen Predigten nicht geschätzt seien. Und genau an diese Erkenntnis hielt sie sich. Denn sie kam selbst kurz und knapp auf den Punkt.

Eine Harzer Bergpredigt

Die Interessen des Evangeliums für heute ließen sich tatsächlich auf eine Ansichtskarte scheiben. Sie seien eine Art Kurznachricht: „Sorgt Euch nicht! Bekümmert Euch nicht!“ Genau das seien die wichtigsten Worte aus dem Abschnitt von Jesus in der Bergpredigt. In der heutigen Zeit sei sie eine Harzer Bergpredigt in Postkartenlänge oder Twitter-Nachricht.

Und Parisius wäre begeistert über das Motto des Jubiläums „Sorgt Euch nicht! Bekümmert Euch nicht!“ gewesen. Er hätte sicher eine Ansichtskarte von Eisdorf gezeichnet und eben diese beiden Sätze des heutigen Evangeliums drauf geschrieben.

Jesus hätte mit dem Aufruf „Sorgt euch nicht!“ den Kern menschlicher Existenz getroffen. „Wir Menschen sind damit beschäftigt, das Leben zu sichern. Und uns darum zu sorgen. Das war zur Zeit von Jesu so, und auch vor 250 Jahren, als die Kirche eingeweiht wurde“.

Im Prinzip waren und sind die Menschen damit beschäftigt, das Leben zu sichern. Die Leute hätten auch vor 250 Jahren echt Grund zur Sorge gehabt. Dr. Adelheid Rück-Schröder zitierte aus einem im Turmknopf der Jubiläumskirche verborgenen Dokument. Darin stehe unter anderem geschrieben, dass 1770 und 1771 eine misswachsene Zeit und alles sehr teuer gewesen sei. „Unsere gnädigste Landes-Regierung zu Hannover hat aber doch gesorget, daß wir bey theueren Zeit doch Lebensmittel bekommen haben aus fremdem Land. Wenn solches nicht geschehen, hätten, müssen viel Menschen vor Hunger umkommen“. Und genau das sei auch heute so und gerade in diesem Herbst wieder extrem brisant und präsent.

Nicht von Angst tragen lassen

„Nach Jahrzehnten vermeintlicher Sicherheit in Europa sind wir in größter Sorge um den Frieden, um die Energiepreise, um das Klima. Wir sorgen uns und müssen uns darum kümmern“. Das sollte ein jeder tun, sich dabei aber nicht von der Angst tragen lassen. Wenn von dem Kirchen-Jubiläum die Botschaft ausgehe: „Kümmert Euch, aber seid nicht bekümmert, sorgt Euch, aber handelt nicht aus Angst“, dann wäre das eine Botschaft voller Zuversicht. „Das wiederum geht nur mit großem Vertrauen“.

Der Kirchenvorstand sowie Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder und Pastor Uwe Rumberg-Schimmelpfeng freuen sich diese hohe fest feiern zu dürfen.
Der Kirchenvorstand sowie Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder und Pastor Uwe Rumberg-Schimmelpfeng freuen sich diese hohe fest feiern zu dürfen. © HK | Petra Bordfeld

Es sei gut, wenn sich jeder diese Zuversicht und diesen Mut gerade heute vor Augen führe, wo das 250-jährige Jubiläum eines massiven Kirchenbaus gefeiert wird. Was würde man wohl heute auf die Ansichtskarte schreiben, um das Wichtigste am christlichen Glauben oder der Kirche für die Adressanten rüber zu bringen?

„Wir machen uns Sorgen um die Energiepreise, versuchen aber nicht, den Mut zu verlieren und suchen praktische Lösungen“. Wenn von diesem Jubiläum die Botschaft ausginge, dass man sich nicht sorgen, sondern auf das Vertrauen besinnen sollte, dann wäre das eine wunderbare Nachricht.

„Sorgt Euch nicht!“

„Sie könnte von hier ins Harzer Land ausstrahlen als kurze starke Botschaft. Ich sehe vor mir die Jubiläumsansichtskarte aus Eisdorf: Sorgt Euch nicht!“

Pastor Uwe Rumberg-Schimmelpfeng erinnerte letztendlich mit einem großen Dankeschön daran, dass mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins die neue Lautsprecheranlage für diesen Gottesdienst genutzt werden konnte. Neue Farbe hätten außerdem die Fenster und Türen des Gotteshauses erhalten.

Nach der liturgischen Feier mit einfühlsamen Orgelklängen, die Marius Kohlrausch dem seit mehr als 100 Jahren in der Eisdorfer Kirche erklingenden Instrument entlockte, trafen sich alle rund um das Kirchenhaus. Dort warteten Speis und Trank und Tafeln riefen Erinnerungen wach. Es war nicht selten der Satz zu vernehmen: „Weißt du noch?“