Scharzfeld. Der „Harzer Hof“ in Scharzfeld kreiert in der Corona-Krise ein neues Produkt. Ein Professor aus Wernigerode rät zum Überdenken von Angeboten.

„Jetzt geht es ans Eingemachte“ – an dieser Devise orientiert sich das Hotel und Restaurant „Harzer Hof“ in Scharzfeld bereits seit Ende März und reagiert in der Corona-Krise mit Kreativität. Die Restauranttüren sind zwar seit einigen Wochen geschlossen, die Herdplatten in der Küche glühen aber.

Der „Harzer Hof“ bereitet Gerichte vom Harzer Roten Höhenvieh zu und füllt sie in Gläsern ab, damit sie zu Hause im Topf erhitzt und gegessen werden können. So geht das Hotelrestaurant aktuell einen Weg, wie viele andere Gastronomen, um sich mit dem Außerhaus-Verkauf über Wasser zu halten. Damit handelt der Familienbetrieb wohl so, wie es der Wernigeröder Hochschulprofessor André Niedostadek in diesen Krisentagen empfiehlt. Er sagt, sie sollten innehalten und sich neu ausrichten. In Scharzfeld scheint das zu funktionieren.

„Wir sind überwältigt“, sagt Jennifer Menzel, die den Hof mit ihren Eltern samt einer kleinen Theaterbühne betreibt. Die Gerichte aus dem Harz würden bis nach Hamburg und München geschickt. Auf Youtube gibt es ein Video zu dem Projekt. Die Gerichte können im Onlineshop des Hotels bestellt werden. Weil das Fleisch der heimischen Rinder so beliebt sei, sollen die Gerichte nach Corona im Sortiment bleiben.

Die Angebote aus dem „Harzer Hof“ treffen offenbar einen Nerv, es sind keine Allerweltsprodukte. Das Fleisch stamme aus der ökologischen Haltung vom Biohof des mit Preisen gewürdigten Züchters Daniel Wehmeyer aus Düna. „30 Prozent des Verkaufspreises gehen direkt an den Landwirt“, erklärt Jennifer Menzel. Das Rote Höhenvieh in Gläsern unterstütze nicht nur den Biohof und das Restaurant, also zwei Familienbetriebe, sondern auch die seltene Rasse des Roten Höhenviehs, das durch die Nachfrage weiter gezüchtet wird.

Vielleicht ist der „Harzer Hof“ ein gutes Beispiel dafür, was der Wirtschaftsrechtler Niedostadek von der Hochschule Harz meint, wenn er sagt, er sehe, in der Krise trotz aller Härten und Widrigkeiten eine Chance zur Neubestimmung. „Gerade viele Solopreneure und Kleinunternehmen sind aktuell gefordert, ihr Business zu hinterfragen“, sagt er. Wem es gelinge, sich trotz mancher Sorgen mit Neugier und Kreativität den Herausforderungen zu stellen, dürfte gute Karten haben.

Niedostadek empfiehlt Alleinunternehmern und Kleinbetrieben, ihr Angebot „selbstkritisch zu beleuchten“ und zu fragen, was den Kunden hilft: „Das Angebot muss die Kunden weiterbringen.“ Er rät dazu, sich „neu zu erfinden“, das gelinge nicht auf Knopfdruck. Ratsam sei, die Einfälle aufzuschreiben, mit zeitlichem Abstand zu hinterfragen und zu diskutieren.

Weder Schockstarre noch Aktionismus würden weiterhelfen. Der Unternehmer solle dem Tipp des amerikanischen Unternehmers Gary Keller folgen und sich fragen, was die eine Sache ist, die mich weiter bringt und heute erledigt werden kann.

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