Osterode. Die Besucher der Wartbergschule tobten beim Konzert mit B.B. & The Blues Shacks am Samstag.

Das Haus war voll und zum Schluss waren alle auf den Beinen: Am Samstag gastierten B.B. & The Blues Shacks bei den Jazzfreunden Osterode. Das Quintett aus Hildesheim zeigte, warum sie eine der besten Blues-Bands weltweit sind. In der Wartbergschule präsentierten sie die ganze Vielfalt dieses Genres und das im Modus „fast forward“.

Derzeit ist die Band auf Jubiläumstour und fand nach 15 Jahren mal wieder den Weg nach Osterode. In seiner Begrüßung zitierte Jazzfreund Hans-Peter Lindenberg den Kritiker Dietmar Hoscher. Dieser hatte der Band bescheinigt, Maßstäbe zu setzen.

Schon mit dem ersten Song „She moves me“ bestätigte die Band diese Aussage. Hier taktierte niemand. Vom ersten Takt an ging es geradeaus und vorwärts. Dann setzte Andreas Arlt zum ersten Gitarrensolo an. Er ist einfach Europas bester Bluesgitarrist. Die Gibson jubilierte und wimmerte zugleich – Arlt brauchte dafür keine Effektgeräte. Er spielte an diesem Abend noch unzählige Soli. Jedes war anders und alle ein Genuss.

„It’s later than yo know“ hieß die zweite Nummer und nun wagten sich die ersten Mutigen auf die Tanzfläche vor. Fabian Fritz an den Tasten spielte sein erstes Solo. Er ist seit 2015 ein Blues Shacker und tut der Band durchaus gut. Beim Kauf seines Keyboards hat der Mann wohl eine Extraportion Töne dazu genommen. Auf jeden Fall ist das Tempo seines Spiel atemberaubend und kann manches Ohr leicht überfordern. In Osterode jedenfalls gab es jede Menge Szenenapplaus.

Rampensau mit hellem Tenor

Michael Arlt ist gemeinhin das, was man als Rampensau bezeichnet. Sein heller Tenor bringt den ungewöhnlich heiteren Ton in die Musik der Blues Shacks. Aber der Mann kann auch anders, nämlich Mundharmonika spielen. Das macht er sogar so gut, dass er längst zum Botschafter von Hersteller Hohner ernannt wurde.

Seinem Instrument entlockt er Töne, die jeden Pfadfinder vor Neid erblassen lassen. Im zweiten Teil spielte Michael Arlt ein Harp-Solo, das so lang ist, dass sich seine Mitmusiker erst einmal in Ruhe ein Bier holen konnten.

Doch erstmal setzte Andreas Arlt mit dem nächsten Solo noch eins drauf. Er nahm das Tempo raus und drehte den Lautstärkeregler ganz runter. Es folgte das leiseste und langsamste Gitarrensolo, das Osterode je gehört hat. Der Begeisterung tat das keinen Abbruch. Alle, Gitarrensolo, alle, Keyboardsolo, alle, Harp-Solo. Dieses Schema zog sich durch das ganze Konzert. Aber es wurde nicht langweilig, weil jedes Solo anders war. In dieser Formation haben sich exzellente Musiker gefunden.

Dann wummerte der Bass und die Hammond jammerte. Chicago-Blues steht auf dem Programm. B.B. & the Blues Shacks lassen keine Spielart dieses Genre aus. Ihre Musik ist zuhause im Delta von Jazz, Swing, Rockabilly und eben dem Rhythm’n’Blues der 1940er und 1950er Jahre. Die Botschaft lautet: „Das Leben ist schwierig aber eben schön.“

Tempo steigert sich nach Pause

Nach der Pause steigerte sich das Tempo noch einmal. Michael Arlt forderte auf zur Thrombose-Prävention – und niemand blieb sitzen. Die Tanzfläche wurde voll und das Konzert zur größten „Blues gegen Rheuma“-Aktion im Altkreis. Jetzt konnten B.B. & The Blues Shacks spielen was sie wollten, das Publikum war begeistert.

Michael Arlt setzte den letzten Höhepunkt. Bei der Wilson-Pickett-Soul-Nummer sprang er von der Bühne, kniete nieder und brüllte seine Freude in die Halle der Wartbergschule. Mancher im Publikum zeigte sich erstaunt über soviel Emotion. Solch ein Moment müsste ewig dauern.

Doch jedes Konzert geht mal zu Ende und mit der zweiten Zugabe schalteten B.B. & The Blues Shacks dann doch zwei Gänge runter.