Braunschweig. Zur Eröffnung des Festivals „Braunschweig Barock“ stellte das engagierte Ensemble um Leiter Henning Bundies seltene Tastenwerke vor.

Mit einem munteren Konzert der musikalischen Raritäten begann das Festival „Braunschweig Barock“ in St. Magni.

Die mittlerweile hauptsächlich in Schweden anzutreffende Nyckelharpa, eine mit Tasten versehene Geige, gab es auch schon im barocken Deutschland, wo sich auch der Wolfenbütteler Hofkapellmeister Michael Prätorius nachweisbar mit der „Schlüssel-Harfe“ befasste. Gemäß dem Motto des Abends „ertasten“, wurde sie in Johann Sebastian Bachs Doppelkonzert BWV 1043 einbezogen. Marco Ambrosini hat das ursprünglich für zwei Violinen geschriebene Konzert neu arrangiert. Er selbst als Solist an der Nyckelharpa zeigt mit viel Elan die Plastizität des Instruments: Sehr ähnlich der Geige, aber mit einer gewissen Rauigkeit, fast Schroffheit im Anspiel, trägt sie sehr zum dramatischen Verlauf des zum Teil wohl auf Vivaldi beruhenden Bach-Werks bei.

Das Orchester mit Solovioline unter Leitung von Festivalchef Henning Bundies begleitet behände, authentisch und präzise, mit kräftigem Strich und sauberen Läufen.

Skandinavisch raue Lieder der Romantik

Viel mehr äußert sich der besondere Charakter aber im Nicht-Barockteil des Abends: Ludvig Mathias Lindemann, ein im Norwegen des 19. Jahrhunderts komponierender Theologe und Organist, publizierte norwegische Volksliedersammlungen in mehreren Bänden, aus denen sich später auch Edvard Grieg bediente. In diesen „Fjeldmelodier“ erklang nun auch Nyckelharpa mit Orgel – romantisch-schräg und lautmalerisch die musikalischen Grenzen des sauberen Klanges auslotend, skandinavisch rau und mächtig. Das zarte Zupfen der Schlüssel-Harfe und die fahle Untermalung der Orgel tragen gleichwohl schön zur kontrastreichen Farbigkeit des Werkes bei.

2. Ausgabe von „Braunschweig Barock“ soll mehr Publikum locken

Vielfarbig und charaktervoll auch Vivaldis Fagott-Konzert in a-Moll, das von Adrian Rovatkay engagiert-kontrastreich und mit auslotender Tiefe sehr nachvollziehbar ausgespielt werden konnte.

Flutende Cembali-Läufe des Barock

Das eingangs auf vier Cembali gegebene Bach-Konzert BWV 1063 weist sehr klare Strukturen auf, die von den Musizierenden präzise und anschaulich offen gelegt werden. Da fluten die Cembali-Läufe in vergleichsweise dezenter Lautstärke vor zupackend-begleitenden Streichern, und die Bässe grundieren mit ihrer Tiefe die heitere Grundstimmung.

Zum Finale das Orgelkonzert von Georg Friedrich Händel in d-Moll, das sich nach langsamem Beginn im ersten Satz in beschwingten Tanzrhythmus entwickelt, vom Barockorchester mit viel Mut zu spannungsvoll gedehnten Melodien ausgestaltet wird und sich in einen feierlich-getragenen Schlusssatz steigert.

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Ein Konzert mit einigem Entdeckungswert, das am Ende mit viel Applaus bedacht wurde und Lust auf mehr macht. Das Festival setzt sich fort heute in St. Martini mit Musik von Rosenmüller, Schwanberger und Fleischer und endet am Sonntag in St. Magni mit Musik von Schürmann, Kusser, Vivaldi und Barock-Tanz zum Mitmachen.