Wolfsburg/Stuttgart. Ohne Matchplan geht auch in Konzernen wie Volkswagen nichts. Und: Der Kapitän braucht ein Team, das bis in die Haarspitzen motiviert ist.

Oliver Blume ist ein betont nüchterner Manager. Nur beim Thema Fußball ist der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen-Konzern und Porsche ein emotionaler und leidenschaftlicher Mensch. Gut möglich, dass der viel beschäftigte Top-Manager am Sonntag das Zweitligaderby seines Lieblingsklubs Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 im Stadion verfolgt. Doch Blume ist kein einfacher Fan. Er hat die Prinzipien des Fußballs auf seinen Managementstil übertragen. „Oliver Blume und Lutz Meschke sind sportbegeisterte Manager – und führen Porsche nach den Prinzipien eines Sportteams. Ein wahres Erfolgsmodell“, überschreibt die Porsche-Kommunikation ein Doppelinterview mit Blume und Finanzvorstand Lutz Meschke. Wen wundert es: Auch Meschke ist ehemaliger Aktiver und großer Fan.

Blume lobt die Weltmeister von 2014, Meschke die Borussia

Beide orientieren und motivieren sich längs der Analogien zwischen Profi-Fußball und Spitzenmanagement. Blume bekommt beispielsweise immer noch Gänsehaut, wenn er an das Auftreten der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien denkt, die mit dem Titelgewinn gekrönt wurde. „Wie sich die deutsche Mannschaft in der K.o.-Runde gegen Frankreich, Brasilien und dann im Finale gegen Argentinien behauptete, war Begeisterung pur. Eine fantastische Teamleistung. Jeder Spieler glaubte an den WM-Sieg und gab dafür auf dem Platz alles“, erinnert sich Blume, der ja immer wieder betont, dass er sich als Kapitän eines Teams sieht. Meschke hat ein anderes Beispiel parat, das für Angriffsgeist und Dynamik steht, obwohl es um eine Niederlage geht. „Mein traurigstes Erlebnis war für mich das Finale im Europapokal der Landesmeister 1977. Das hat Borussia Mönchengladbach leider sehr unglücklich mit 1:3 gegen den FC Liverpool verloren. Ich war damals elf Jahre alt und glühender Fan der Borussia, die in dem Jahr schon zum fünften Mal in den 1970ern Deutscher Meister wurde. Eine Wahnsinnstruppe. Ihr Offensivgeist war legendär. An guten Tagen konnte sie einen Gegner förmlich überrennen“, erinnert sich Blumes Vize bei Porsche.

Alles Hindernisse auf dem Weg zum Titel elegant umdribbelt

Überrennen ist ein gutes Stichwort. Denn so elegant und beseelt vom eigenen Können wie einst die „Fohlen“ vom Bökelberg umkurven bislang auch Blume und seine Führungsspieler alle Hindernisse. Vor allem bei Porsche ist – um im Bild zu bleiben – Champagner-Fußball auf Champions-League-Niveau angesagt, seit der Börsengang geglückt ist und das operative Geschäft im Vorjahr eine Rendite von 18 Prozent generierte. Blume hat einen Lauf. Und den möchte er auf den Restkonzern übertragen. „Du musst als Team selbstbewusst agieren und deinen Stärken vertrauen. Als erfahrener Spieler musst du vorangehen und jüngere mitnehmen. Das ist meine Überzeugung. Das gilt im Fußball genauso wie in einem Unternehmen“, sagt er im Interview.

Kein Euro für das Phrasenschwein

Und wer jetzt denkt „Mensch, dafür müssen 5 Euro ins Phrasenschwein“, der täuscht sich. Denn Blume und Meschke werden ja an ihren Taten gemessen. Bezogen auf den Börsengang gibt der Konzernchef zu Protokoll: „Für den Erfolg maßgeblich ist eine profunde interne Vorbereitung. Dann muss man die richtigen externen Partner an Bord holen.“ Rückpass zum Fußball: Übung macht den Meister, dazu die richtige Taktik, gute Transfers und ein potenter Sponsor – und schon ist man Deutscher Meister oder auch Weltmeister. Kurzum: Erfolg ist planbar. Die Leidenschaft kommt dann von selbst. Der Fußball-Romantiker Blume beschreibt die Gemeinsamkeiten zwischen Sport und Wirtschaft so zusammen: „Erfolg ist Teamwork. Wenn alle zusammenhalten und für ein Ziel kämpfen, kann man Berge versetzen. Wie im Fußball müssen wir die richtigen Menschen an der richtigen Stelle einsetzen. Wie ein Trainer muss ein Manager der Mannschaft Spielsystem, Taktik und den richtigen Teamgeist vermitteln. Für unsere Führungspositionen bedeutet das: Wir brauchen Leader, die Verantwortung vorleben, die Vertrauen schaffen. Und als Vorstandsteam brauchen wir eine Vision, die wir authentisch vermitteln: den Titel zu holen – wofür alle dann die Extrameile gehen.“ Für eine solche Halbzeitansprache würde Blume die Trainer-A-Lizenz wohl ohne Lehrgang bekommen….

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