Washington. Donald Trumps einstiger Musterschüler könnte ihm nun gefährlich werden: Wird Ron DeSantis der neue Hoffnungsträger der Republikaner?

Bei den jüngsten Wahlen erlitten die von Donald Trump unterstützten Kandidaten der Republikaner serienweise Niederlagen, seine Steuererklärungen enttarnten Trump als Pleitegeier und die Ermittlungen wegen der versuchten Manipulation der Präsidentschaftswahl in den USA dauern an: Nach einem Jahr aus Pleiten, Pannen und peinlichen Skandalen hat 2023 für den ehemaligen Präsidenten kaum besser begonnen. Dennoch hofft er, sich ein weiteres Mal als Spitzenkandidat der Republikaner behaupten zu können. Für die Frage, ob das geschehen wird, könnte ein Senkrechtstarter aus Florida – Gouverneur Ron DeSantis – entscheidend sein.

Trump steht sich selbst im Weg: Wird DeSantis zur Konkurrenz?

In der Tat ist es Trump selbst, der sich häufig im Weg steht. An seiner Lüge einer gestohlenen Präsidentschaftswahl hält er bis heute fest. Das taten auch die zahlreichen Kandidaten, die er bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus und für diverse Gouverneursämter persönlich ausgesucht hatte. Von deren Bekenntnis zu "alternativen Fakten" – etwa der Behauptung, dass Joe Biden und die Demokraten bei der Wahl 2020 einen Vorsprung von über sieben Millionen Direktstimmen erschwindelt hätten – wollten aber moderate Republikaner nichts mehr hören und straften die Trumpisten beim Urnengang ab. Lesen Sie dazu: Republikaner schwächeln bei Midterms – Was das für Donald Trump bedeutet

Damit schien Trumps Niedergang vorgezeichnet zu sein. "Denn mit einem gewaltsamen Aufstand im Kapitol und einem versuchten Putsch können die Republikaner gut leben, nicht aber mit Wahlniederlagen", spottete der demokratische Stratege Paul Begala.

Donald Trump: Immer mehr Schlappen für den Ex-Präsidenten

Trumps Schlappen setzten sich dann zum Auftakt des neuen Jahres fort. So hatte er im Rennen um den mächtigen Job des "Speaker of the House", des Mehrheitschefs im Repräsentantenhaus, den favorisierten Kevin McCarthy unterstützt. Aus einer Abstimmung, bei der McCarthy hätte durchgewunken werden müssen, wurde aber ein Wahlmarathon über 15 Runden und vier Tage. Lesen Sie dazu den Kommentar: Wie das Wahl-Drama im Repräsentantenhaus den USA schadet

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump.

Jene rechtsgerichteten Republikaner, die früher nach Trumps Pfeife tanzten, weigerten sich nun, McCarthy ihre Stimme zu schenken, ehe er zu Konzessionen bereit war, die sein eigenes Amt deutlich geschwächt haben. In dem hartnäckigen Widerstand gegen McCarthy sehen politische Experten ein weiteres Zeichen dafür, dass Trump selbst bei der eigenen Basis an Einfluss verloren hat.

Gegenwind für Trump wächst – trotz Schwäche der Demokraten

Gewiss ist der ehemalige Präsident oft sein eigener Feind – er muss aber auch mit politischen Gegnern fertig werden. Dabei könnte das größte Hindernis auf dem Weg zurück ins Weiße Haus nicht Biden oder ein anderer Demokrat sein. Schließlich belastet Bidens ausufernder "Dokumente Skandal", der jedem republikanischen Kandidaten einen Wettbewerbsvorteil geben würde, seine Präsidentschaft und lässt Zweifel an seiner Tragfähigkeit als künftiger Kandidat aufkommen. Mit dem stärksten Gegenwind könnte Trump vielmehr in der eigenen Partei zu kämpfen haben.

Biden nach abermaligem Fund geheimer Dokumente unter Druck

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    Schließlich stellen sich immer mehr Republikaner hinter Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der Umfragen zufolge große Chancen hätte, aus den republikanischen Vorwahlen als Sieger hervorzugehen. So ergab eine Wählerbefragung der Tageszeitung "USA Today", dass Republikaner mit einer Mehrheit von 56 zu 33 Prozent DeSantis gegenüber Trump vorziehen würden. Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangte auch das "Wall Street Journal". Lesen Sie dazu: Trump-Rivale und ehemaliger Ziehsohn DeSantis wird ihm gefährlich

    DeSantis verfolgt Trumps Linie – aber ohne Skandale

    Die Gründe für seine Popularität sind naheliegend: DeSantis, früher ein Musterschüler des Trumpismus und großer Fan des Ex-Präsidenten, verfolgt dieselbe Politik wie sein mutmaßlicher Konkurrent. Er hat Ausgabenprogramme gestrichen, die in Florida zum ersten Haushaltsüberschuss seit Jahren führten. Während der Corona-Pandemie wetterte er gegen Kontaktbeschränkungen und Lockdowns, die der Wirtschaft schaden würden. Zudem ist der Rechtsanwalt und ehemaliger Marineoffizier ein Abtreibungsgegner und engagiert sich für weniger strikte Waffengesetze. Damit gewinnt er die Sympathien des rechten Parteiflügels, deren Mann bisher Trump war.

    Der große Unterschied zu Trump: DeSantis wird nicht von denselben Skandalen und vor allem Niederlagen begleitet, die zu einem Markenzeichen des 45. Präsidenten wurden. Im Gegenteil: Nach vier erfolgreichen Jahren als Gouverneur feierte er bei der Wahl im vergangenen November mit einem Vorsprung von 19 Prozentpunkten einen Erdrutschsieg gegen den Demokraten Charlie Christ. Das hatte es in Florida seit 40 Jahren nicht mehr gegeben.

    Präsidentschaftskandidatur von Ron DeSantis noch nicht offiziell angekündigt

    Unterdessen besteht die Ironie in den Spekulationen um eine mögliche Präsidentschaft darin, dass DeSantis bisher nicht einmal seine Kandidatur bekanntgegeben hat. Gleichwohl rechnen republikanische Beobachter damit, dass der Gouverneur im Frühjahr seinen Hut in den Ring werfen wird. Seine Rede zum Amtsantritt enthielt entsprechende Anspielungen.

    Darin sprach DeSantis nämlich nicht über Themen, die seinen Heimatstaat befassen, sondern vielmehr über nationale Probleme: Ausufernde Staatsschulden sowie die Flut illegaler Einwanderer. Das verband er mit einer Kampfansage an die "radikalen Linken", die sich für höhere Steuern sowie mehr staatliche Eingriffe in die Wirtschaft und das tägliche Leben aller Amerikaner aussprechen würden.

    "Ich will ihm ja nicht vorgreifen, aber DeSantis hat sich politisch bewährt, und zwar als Gouverneur des besten und größten Staates", sagte Floridas ehemaliger Regierungschef Jeb Bush. "Das wiederum verschafft ihm eine hervorragende Ausgangsposition für eine erfolgreiche Präsidentschaftskandidatur."