Braunschweig. Der Gewinn bricht um 41 Prozent ein, die VW-Tochter hält aber an der Geschäftsprognose fest.

Die Autoindustrie produziert wieder Fahrzeuge, immer mehr Autos werden zugelassen. Das hat zur Folge, dass sowohl die Preise für Neu- als auch Gebrauchtwagen sinken. Damit endet für den Autofinanzierer Volkswagen Financial Services (VW FS) in Braunschweig eine Phase des exorbitanten Geldverdienens. Im ersten Halbjahr 2022 hatten die VW Finanzdienstleistungen ein Rekordhalbjahr mit einem Gewinn von knapp 3 Milliarden Euro verbucht. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres brach das Ergebnis nun im Vergleich dazu um 41 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro ein.

Die Preise für Gebrauchtwagen sinken, weil wieder mehr Neuwagen verfügbar sind.
Die Preise für Gebrauchtwagen sinken, weil wieder mehr Neuwagen verfügbar sind. © dpa-tmn | Sebastian Gollnow

„Wir beobachten die (...) prognostizierte ergebnisseitige Normalisierung des Finanzdienstleistungsgeschäfts“, erklärte Christian Dahlheim, seit Februar 2022 Chef der VW-Finanztochter. „Das operative Ergebnis ist die Folge von sich fortsetzenden reduzierenden Sondereffekten im Vergleich zum Vorjahr.“ Hohe Gebrauchtwagenpreise und geringe Risikokosten für Kredite und Restwerte beeinflussten das Ergebnis im vergangenen Jahr positiv. Diese Sondereffekte schwächten sich nun ab, sodass auch ein deutliches Plus bei den Vertragszugängen (6,9 Prozent) auf mehr als vier Millionen den Gewinneinbruch nicht aufhalten konnten. Der Gesamtbestand bei den Finanzierungsverträgen blieb mit 21,7 Millionen einigermaßen stabil (minus 1,2 Prozent).

200.000 neue Kontoeröffnungen nach Zinsoffensive

Für VW FS hat sich allerdings deren Zinsoffensive ausgezahlt, die sie im Februar startete. Neue Kunden erhalten bei der Autobank inzwischen einen Zinssatz von 3,1 Prozent auf ihr Tagesgeldkonto. Weitere Anhebungen sind aufgrund des steigenden Leitzinses wahrscheinlich. Bislang lockte der hohe Zins 200.000 neue Kunden, die Konten eröffneten.

Das Einlagevolumen der Volkswagen Bank stieg um 9 Milliarden auf die Rekordhöhe von 34 Milliarden Euro. Unter anderem mit den Einlagen refinanziert der Finanzdienstleister sein Geschäft. Nach Unternehmensangaben wird diese Säule für VW FS immer wichtiger. Die Bilanzsumme der VW FS kletterte von 237,7 Milliarden Euro auf 255 Milliarden Euro.

Die Volkswagen-Tochter hält weiterhin an ihrem Ergebnisausblick für das laufende Geschäftsjahr fest und erwartet einen „signifikant“ unter dem Vorjahresniveau liegenden Gewinn. 2022 hatten die VW FS 5,6 Milliarden Euro verdient.