Washington. Elon Musk will Twitter nun doch kaufen. Dabei könnte es viele Verlierer geben – und die Rückkehr des Ex-Präsidenten: Donald Trump.

Es ist die nächste Wende in einem skurril anmutendem Schauspiel: Elon Musk, Chef des Elektro-Autobauers Tesla und des Raketenbauers Space X, will den Kurznachrichtendienst Twitter nun doch kaufen – das bestätigte Musk in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC zum Wochenanfang. Doch viele Fragen bleiben offen. Die Finanzierung ist noch keineswegs sichergestellt, auch bleibt unklar, was genau der reichste Erdenbürger machen würde, sollte die geplante Übernahme des Online-Dienstes über die Bühne gehen.

Sicher ist nach Ansicht von Experten nur, dass der Multimilliardär das Geschäftsmodell radikal umkrempeln würde und jene Beschränkungen, die sich das Unternehmen unter der Führung seines Gründers Jack Dorsey freiwillig auferlegt hatte, der Vergangenheit angehören würden.

Twitter: Musk hätte Strafe in Milliardenhöhe gedroht

Wie es so häufig bei Musk der Fall ist, schlug die Nachricht ein wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Als er im April erstmals angeboten hatte, Twitter für 44 Milliarden Dollar zu kaufen, hatte er bei Analysten großes Erstaunen ausgelöst. Schließlich waren die Werbeeinnahmen von Tech-Giganten wie Google und Meta und dessen Tochterunternehmen Facebook gerade um mehr als ein Drittel eingebrochen, also kein gutes Omen für die Branche.

Als es dann mit der Finanzierung haperte, wollte Musk das Handtuch werfen und begründete dies mit der hohen Zahl von „fake Konten“, die Twitter seiner Ansicht nach untertrieben hatte. Postwendend wollte der Kurznachrichtendienst den Tesla und Space-X-Chef wegen Vertragsbruchs verklagen. In wenigen Tagen sollte vor Gericht entschieden werden, ob Musk das Recht hatte, sich zurückzuziehen oder er vielmehr eine Strafe in Milliardenhöhe würde zahlen müssen.

Musk würde persönlich für drei Viertel des Kaufpreises haften

Dieses Verfahren konnte er nun mit der Ankündigung, Twitter letzten Endes doch kaufen zu wollen, umgehen, und einige Beobachter meinen, dass darin die wahre Motivation bestand. Soll der Deal aber tatsächlich durchgehen, dann muss der Konzernlenker zunächst noch die Finanzierung sicherstellen.

Persönlich würde er für drei Viertel des Kaufpreises haften. Da aber ein großer Teil seines Vermögens in Tesla und SpaceX Aktien besteht, könnten deren Kurse einbrechen, wenn Musk seine Anteilsscheine als Sicherheit anbieten. 15,5 Milliarden Dollar an Tesla-Aktien hat er bereits verkauft, um den Erwerb von Twitter zu ermöglichen.

Aktionäre könnten die Verlierer sein

Als Verlierer könnten aus dem Geschäft also durchaus die Aktionäre der beiden Unternehmen hervorgehen, allen voran der Milliardär selbst. Aber nicht nur die Anteilseigner würden Federn lassen. Schließlich haben auch die Branchengiganten Bank of America und Morgan Stanley zusammen 12,5 Milliarden Dollar für die Finanzierung des Twitter-Kaufs zugesagt.

Davon sind aber 3 Milliarden Dollar ungesichert, und sollten die Kreditforderungen abgetreten werden, dann könnten diese Bankern zufolge bis zu einem Drittel ihres Werts einbüßen, die sich für die Großbanken auf Verluste in dreistelliger Millionenhöhe belaufen würden.

Musk plant eine „Super App“

Unterdessen gelten die größten Spekulationen der Frage, was mit der Social Media Plattform geschehen würde, wenn Musk tatsächlich das Ruder übernehmen sollte. Geplant ist Musk selbst zufolge, dass er die „Super App“ ins Leben rufen würde. „Produkt X“, wie es genannt wird würde zahlreiche Produkte anbieten und könnte sich vorrangig durch Abos finanzieren und nicht das herkömmliche Twitter durch Werbung.

So gut wie sicher ist auch, dass er Vorstandschef Parag Agrawal und andere Top-Manager sofort entlassen würde. Zwischen Musk und Agrawal liegt der Haussegen schief, seitdem der Milliardär sagte, dass „Twitter im Sterben liegt“, der Vorstandschef prompt konterte und kritisierte, dass solche Äußerungen dem Unternehmen schaden könnten.

 Elon Musk, Chef von Tesla und SpaceX, will Twitter nun doch kaufen.
Elon Musk, Chef von Tesla und SpaceX, will Twitter nun doch kaufen. © dpa | John Raoux

Kehrt Trump auf Twitter zurück?

Musk hat aber auch gesagt, dass seiner Akquisition im Dienst der Redefreiheit stehen soll. Das wiederum könnte den Weg ebnen für eine Rückkehr des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, dessen Konto letztes Jahr nach dem Aufstand im Kapitol gesperrt wurde.

Auch könnten andere, rechtsgerichtete Verschwörungstheoretiker, die gesperrt wurden, wieder auf Twitter gegen das politische System wettern. Das befürchtet vor allem die Regierung von Präsident Joe Biden. „Wenn Trump zurückkommt, dann wird er noch mehr Schaden als in der Vergangenheit anrichten, um wieder an die Macht zu kommen“ sagt die demokratische Strategin Marry Anne Marsh.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.