Berlin. Der neue Mobilfunkstandard soll unter anderem die deutsche Wirtschaft in Zeiten der Digitalisierung konkurrenzfähig halten.

Deutschlands Industrie ist unter Druck – die Konjunktur brummt nicht mehr so stark wie zuvor, der Wettkampf auf globalem Parkett ist hart. Wie können Deutschlands Firmen konkurrenzfähig bleiben? Eine Schlüsselrolle könnte hierbei der Mobilfunkstandard 5G spielen. Bei einer Auktion wurden zuletzt die Frequenzen für 6,5 Milliarden Euro versteigert. Gestern beschloss der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags, welche Regionen in Deutschland Modellregionen für den neuen Standard werden sollen. Ein Überblick darüber, was 5G heißt und was die neue Technik bezwecken soll:

Was genau ist 5G?

Das Kürzel steht für die 5. Mobilfunkgeneration, die Weiterentwicklung des bereits bestehenden Standards 4G, auch LTE genannt. Die hat es in sich: Die Übertragungsrate ist etwa 100 Mal schneller als bei LTE, zudem liegt die Latenz – also die Zeit bis zu einer gewünschten Wirkung – nahe null, die Übertragung ist fast in Echtzeit. 5G gilt als großer Satz nach vorn im Internetzeitalter.

Wofür genau ist 5G wichtig?

Die Anwendungsbereiche sind vielfältig, letztlich kann 5G in allen Bereichen der Industrie ein Fortschritt sein. Beispiel Auto: Kommt ein Wagen in einer Kurve bei Glatteis ins Schleudern, ist auch das nachfolgende Fahrzeug in Gefahr. Dessen Sensoren bringen wegen der Kurve wenig. Besser wäre es, wenn das vorausfahrende Auto das Abrutschen blitzschnell per Datenfunk an den Verkehr hinter sich meldet – dann könnten Nachfolgende noch vor der Kurve automatisch abbremsen. 5G kann so eine Echtzeit-Kommunikation ermöglichen. Auch in der Telemedizin, in Fabrikhallen oder in der Landwirtschaft – etwa mit autonomen Treckern – soll 5G künftig eine wichtige Rolle spielen.

Was besagen die Ausbauregeln?

In zwei Schritten sollen bis Ende 2022 beziehungsweise bis Ende 2024 alle Autobahnen, Bundesstraßen und wichtige Zugstrecken schnelles Internet bekommen. Heute erscheint das kaum vorstellbar angesichts der zahlreichen Funklöcher, die man auf Reisen durch Deutschland erlebt und erleidet. Außerdem sollen 98 Prozent der Haushalte bis Ende 2022 mit schnellem Internet versorgt werden.

Wo könnte es Probleme geben?

Die Netzbetreiber müssen mit anderen Firmen sprechen, wenn diese ihre Antennen nutzen wollen - Verhandlungsgebot nennt sich das. Die drei bisherigen Netzbetreiber befürchten, dass sie dadurch gezwungen werden könnten, die Konkurrenz auf ihre Netze zu lassen. Das Verhandlungsgebot ist letztlich eine Abschwächung des «National Roaming», bei dem Netzbetreiber generell zur Öffnung ihrer Netze verpflichtet sind, wenn Konkurrenten vor Ort keine eigenen Masten haben. Das ist ein rotes Tuch für die Telekom, für Vodafone und Telefónica, sehen sie darin doch ihre Investitionen entwertet. Das National Roaming steht zwar nicht in den Vergaberegeln, erleichtert sind die Netzbetreiber aber trotzdem nicht – aus ihrer Sicht könnte das Verhandlungsgebot eine Art Roamingpflicht durch die Hintertür sein.

Was sagt die Politik?

Die will schnelles Internet überall. So wollen führende Vertreter aus Union und SPD ein lokales Roaming durchsetzen, ein Roaming nur in bestimmten entlegenen Gebieten. Das ist in den Vergaberegeln als vager Verweis auf einen EU-Kodex angedeutet, aber noch nicht ausformuliert. Über eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes könnte das lokale Roaming allerdings noch kommen: Wenn man also von A nach B fährt durch eine menschenleere Gegend, wo nur ein Netzbetreiber Masten hat, dann könnten Kunden anderer Firmen mit dem Netz dieses Mastbetreibers verbunden werden. Auch hiervon sind die Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom alles andere als begeistert.