Berlin. Der hochinfektiöse Subtyp von Omikron breitet sich aus. Angesichts der Gefahr, die von BA.2 ausgeht, warnt Lauterbach vor Lockerungen.

Sinkende Corona-Fallzahlen, relative Ruhe auf den Intensivstationen: Aktuell scheint sich die Pandemielage zu entspannen. Doch das könnte sich in den kommenden Wochen ändern. Aus zwei Gründen: Der hochinfektiöse Subtyp BA.2 der Omikron-Variante breitet sich weiter aus, gleichzeitig steigt die Inzidenz bei den besonders vulnerablen Gruppen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt deswegen: Die Länder dürften auf keinen Fall über die bereits verabredeten Lockerungen der Schutzmaßnahmen hinaus gehen – "sonst ist ein schwerer Rückfall nicht ausgeschlossen".

Omikron: Wie gefährlich wird BA.2?

Der Omikron-Subtyp BA.2 ist nach bisherigen Erkenntnissen noch deutlich ansteckender als der bislang dominierende Subtyp BA.1. Zum jetzigen Zeitpunkt aber scheint er für den Einzelnen nicht gefährlicher zu sein. Durch die rasante Ausbreitung allerdings könnten sich noch einmal deutlich mehr Menschen anstecken, was wiederum zu einer höheren Zahl von schweren Fällen führen kann.

Wenn sich BA.2 weiter mit einer Zunahme von rund sechs Prozent pro Woche verbreite, dann werde der Subtyp Ende März die dominierende Variante in Deutschland sein, so Lauterbach. Aktuell liegt der Anteil bei knapp 24 Prozent. Unklar sei im Moment, ob der bisherige Rückgang der Fälle durch einen Anstieg der BA.2-Infektionen gestoppt oder sogar gedreht werde. Experten der TU Berlin rechnen anhand von Modellierungen wegen BA.2 ab Ende Februar mit einem Wiederanstieg der Infektionszahlen.

Ein Problem unter anderem: Aktuell ist unklar, wie hoch die Fallzahlen tatsächlich sind. Das liegt einerseits an Meldeproblemen durch überforderte Gesundheitsämter andererseits aber auch daran, dass viele Infektionen nicht mehr per PCR-Test bestätigt werden und gar nicht mehr Eingang in die Meldestatistik finden. "Die tatsächliche Fallzahl könnte höher sein", räumt Lauterbach ein.

Corona: Wer ist jetzt besonders gefährdet?

Das RKI beobachtet aktuell einen besorgniserregenden Anstieg der Fallzahlen bei Älteren: "Bei den über 80-Jährigen nimmt die Inzidenz wieder zu", warnte RKI-Chef Lothar Wieler am Freitag in Berlin. Auch die Fälle in Pflegeheimen stiegen wieder an. Zudem sei die Zahl der täglichen Todesfälle hoch. Dreiviertel der Patienten auf den Intensivstationen seien über 60 Jahre alt.

Anders als in anderen europäischen Ländern ist der Anteil der Ungeimpften in der Altersgruppe Ü60 besonders hoch. Lauterbachs Sorge: Sinkende Inzidenz in der Gesamtbevölkerung, aber steigende Zahl von Todesfällen in den besonders verletzlichen Gruppen. „Es ist ja kein Zustand, dass jeden Tag 200 bis 300 Menschen sterben durch eine Erkrankung, die leicht vermeidbar wäre.“

Pandemie: Wie geht es nach dem 20. März weiter?

Zum 20. März sollen nach Willen von Bund und Ländern ein Großteil der Corona-Schutzmaßnahmen auslaufen, einige Basismaßnahmen sollen aber weiter bestehen bleiben. Die Ampel-Koalition ist bislang aber uneins, was alles dazu gehören soll. Zusammen mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) will Lauterbach dem Bundestag nun einen Vorschlag machen, welche Schutzmaßnahmen auch nach dem 20. März weiter bestehen bleiben sollen.

Kern der erneuten Änderung des Infektionsschutzgesetzes dürften Maskenregeln, Hygiene- und Abstandsgebote sowie besondere Schutzregeln für Kliniken und Pflegeeinrichtungen sein. Ob auch Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen für regionale Hotspots über den 20. März hinaus gelten werden, hängt vor allem von der Zustimmung der FDP ab – hier ist der Wunsch nach einem Ende aller Maßnahmen am größten.

Lauterbach dagegen will den Ländern möglichst viele Optionen lassen: "Die Welle ist nicht gebrochen. Neue Wellen werden kommen. Wir müssen vorbereitet sein." Der SPD-Mann weiß in diesem Punkt viele Länderchefs hinter sich. Da die Gesetzesreform durch den Bundesrat muss, hat er ein Druckmittel in der Hand.